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Panne beim ProzessPolizei vergisst Drach im Gefängnis

Lesezeit 3 Minuten
Der Angeklagte Thomas Drach sitzt auf der Anklagebank im Kölner Landgericht.

Der Angeklagte Thomas Drach sitzt auf der Anklagebank im Kölner Landgericht.

Eigentlich sollte der Prozess gegen den Angeklagten Thomas Drach nach seiner Rückenverletzung am Morgen des Aschermittwochs wieder beginnen. Die Polizei hatte jedoch scheinbar den Termin zum Abholen nicht auf dem Zettel.

Peinliche Panne im Prozess gegen Reemtsma-Entführer Thomas Drach (62): Die Polizei hat am Mittwochmorgen „vergessen“, Drach von der JVA in Ossendorf ins Justizzentrum an der Luxemburger Straße zu transportieren, sagte der Vorsitzende Richter Jörg Michael Bern. Dort sollte um 9.15 Uhr eigentlich der 55. Verhandlungstag beginnen. „Sie sehen, der Karneval ist noch nicht ganz zu Ende“, erklärte Bern die Panne lakonisch.

Verspäteter Verhandlungstag

Seit dem 1. Februar 2022 wird der Prozess gegen den wohl berühmtesten Schwerverbrecher der Bundesrepublik unter schärfsten Sicherheitsmaßnahmen verhandelt. So wird Drach für gewöhnlich mit einem Hubschrauber zum Gericht geflogen, wo er dann von Beamten eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) in Empfang genommen und ins Gerichtsgebäude verbracht wird. Das Justizzentrum wird während der Verhandlungen von zahlreichen, zum Teil schwer bewaffneten Polizeibeamten sowohl im Gebäude, als auch außerhalb gesichert. Während des Transports von Drach wird das Justizzentrum zudem weiträumig abgesperrt, was zu erheblichen Behinderungen des Verkehrs auf der Luxemburger und angrenzenden Straßen führt.

Ein kurzfristiger Transport Drachs zum Gericht war der Polizei laut Bern nicht möglich, da sie „über nicht ausreichend Kräfte“ verfüge. Das liege daran, dass parallel zum Drach-Verfahren auch ein weiteres Hochsicherheitsverfahren gegen ein mutmaßliches Mitglied der internationalen Juwelenräuber-Bande „Pink Panther“ am Mittwoch verhandelt wird. Bern teilte aber weiter mit, dass er mit dem Vorsitzenden Richter im „Pink Panther“-Verfahren verabredet habe, dass dort nur bis 13 Uhr verhandelt werden solle. Anschließend werde die Polizei den Angeklagten zurück in die JVA bringen und anschließend Drach ins Gericht transportieren. Ab 14 Uhr könne dann der geplante Verhandlungstag doch noch beginnen.

Rückenverletzung vom Fußball

Der Prozess gegen Thomas Drach läuft seit über einem Jahr und wurde bereits mehrfach verzögert. So waren im Frühjahr 2022 immer wieder Prozesstage wegen Corona-Erkrankungen notwendiger Prozessbeteiligter ausgefallen. Auch aufgrund einer Schulterverletzung von Drachs niederländischem Mitangeklagtem (52) waren mehrere Verhandlungstage ausgefallen, oder mussten früher als geplant beendet werden.

Erst kürzlich mussten drei Verhandlungstage ausfallen, weil Drach sich in der JVA beim Fußballspiel verletzt hatte. Anstaltsärztinnen hatten dem 62-Jährigen aufgrund einer schmerzhaften Thorax-Prellung Verhandlungsunfähigkeit attestiert. Drach werden in dem Verfahren vier bewaffnete Raubüberfälle auf Werttransporter in Köln, Frankfurt am Main sowie im hessischen Limburg zur Last gelegt. Zudem wirft ihm die Staatsanwaltschaft versuchten Mord vor, da er auf zwei Geldboten geschossen haben und diese schwer verletzt haben soll. Bekannt wurde Drach der Öffentlichkeit, als er 1996 den Tabakkonzernerben Jan Philipp Reemtsma entführt und erst gegen Lösegeld wieder freigelassen hatte. Hierfür war Drach zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Planungsfehler der Polizei

Die Verantwortlichen in der JVA in Ossendorf wussten nach eigenen Angaben von der Fortsetzung der Gerichtsverhandlung von Thomas Drach am Mittwochmorgen. Umso überraschter waren die Mitarbeiter als der Vorsitzende Richter anrief und sagte: „Das Spezialeinsatzkommando hat wohl Drach vergessen“. Anschließend sei das Vorgehen für den Mittwoch besprochen worden. Weil Drach nun erst um 14 Uhr bei Gericht sein sollte, gab es für Drach nun ein Mittagsessen im „Klingelpütz“. Sonst bekommt Drach ein Lunchpaket mit auf die Reise ins Landgericht an der Luxemburger Straße. Bei der Rückkehr gibt es dann ein Abendessen. Wenn es bei Gericht mal später wird, wird Drach das Essen in der Mikrowelle aufgewärmt.

Die Kölner Polizei teilte am Mittwochnachmittag zu der Panne mit: „Aufgrund eines Planungsfehlers bei der Kräftezuweisung in der Vorbereitung zum Drach-Prozess konnte der vorgeplante Termin nicht eingehalten werden“, sagte ein Behördensprecher der Rundschau.