Köln – Am Ende kommt der Hammer: Die Sanierung der kaputten Domtreppe kostet statt 2,6 Millionen Euro nun 4,2 Millionen Euro – und damit 61,5 Prozent mehr als vorgesehen. Damit kassiert die Stadtverwaltung ihre Aussage vom 19. Oktober. Auf die Frage der Rundschau, ob es bei den Kosten bleibt, antwortete die Stadt damals: „Ja. Die Gesamtkosten der Maßnahme betragen gemäß Baubeschluss rund 2,6 Millionen Euro brutto.“
„Enorme Kostensteigerungen bei Baumaterialien“
Nicht mal einen Monat später teilt die Verwaltung die Erhöhung um 1,6 Millionen Euro mit, en passant im fünften von fünf Absätzen ihrer Pressemitteilung. Der Grund sind demnach unter anderem die „enormen Kostensteigerungen bei Baumaterialien“. Die Verwaltung rechtfertigte sich am Dienstag, es habe im Oktober noch nicht festgestanden, wie viel teurer es werden würde.
Es handelt sich erstmal um eine Prognose, denn aktuell ist ja gerade erst der erste von zwei Abschnitten der Sanierung der 70 Meter langen Treppe abgeschlossen – termingerecht, wie die Stadt am Dienstag verkündete. Nur eben viel teurer. Der zweite Teil folgt nach der Karnevals-Session 2022 und dauert mehrere Monate, bis dahin bleibt ein kleiner Teil der Treppe in der Mitte per Bauzaun gesperrt.
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Bau im Jahr 2005 war schnell, aber auch unsauber
Auf die Frage, ob sich während der Arbeiten etwas gezeigt habe, das für den zweiten Teil der Sanierung im nächsten Jahr relevant ist, hieß es im Oktober: „Während der Arbeiten hat sich bisher nichts ergeben, was die Bauzeit des zweiten Bauabschnitts beeinträchtigen würde.“ Nun ist die Rede von Zusatzleistungen. 1,9 Millionen Euro kostete der erste Abschnitt, der zweite 2,3 Millionen Euro – wenn nächstes Jahr nicht die nächste Überraschung kommt.
Arbeiten aus dem Jahr 2005 mussten ausgebessert werden
Wie mehrfach berichtet, muss die Stadt die Treppen komplett sanieren, weil es beim Bau schnell gehen musste, der Weltjugendtag der Katholischen Kirche stand 2005 an. Schon früh zeigten sich Höhenunterschiede bei den Stufen, deshalb mussten die Arbeiter in den vergangen Monaten Abdichtungen erneuern, die Granitstufen ausbauen, reinigen und neu verlegen. Sie sind jetzt wesentlich heller als die Stufen des noch unsanierten westlichen Teils.
Wie immer: teurer
Ein Kommentar von Jens Meifert
Mehr als zwölf Millionen Euro kostete der Bau der Domtreppe 2005. Man war stolz, dass die Anlage schnell fertig war, immerhin hatte sich der Papst zum Weltjugendtag angekündigt. Inzwischen weiß man: Sie war zu schnell fertig.
Weil beim Bau in aller Eile geschludert wurde, ist die Treppe heute ein Sanierungsfall. Gut 15 Jahre später werden 2,6 Millionen Euro für die Reparatur fällig – laut Plan. Mit der Fertigstellung der ersten Bauphase kommt nun die Korrektur: Die Kosten steigen auf mindestens 4,2 Millionen Euro. Es wäre ja auch zu schön gewesen: eine Baumaßnahme nicht nur fristgerecht fertig, sondern auch noch im Budgetrahmen.
Dass die Stadt vor vier Wochen auf Anfrage der Rundschau falsche Zahlen genannt hat, ist in hohem Maße bedenklich. Die Kostenexplosion muss da bekannt gewesen sein. Wenn die Kosten entgleiten, sollte die Verwaltung dies zumindest transparent darstellen, das muss der eigene Anspruch sein. Ebenso übrigens wie eine Sanierung im vorgesehenen Finanzrahmen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Die Baustelle hatte auch für Aufsehen gesorgt, weil die Stadt den Bahnhofsvorplatz auf einer Fliesschicht mit einer provisorischen Straße teerte, über die die Baustellenfahrzeuge zur Treppe gelangen sollte. Im April schrieb die Rundschau „Kamener Kreuz am Dom“. Statt der vier Fahrten pro Tag nutzen immer wieder Autofahrer die Straße.