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Caritas wirbt mit Streetworkern und DolmetschernImpfaktion in Meschenich startet

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Gutes Zureden: Tim Westerholt (l.) und Muhammed Ribaz verteilen Flyer am Kölnberg.

Köln-Meschenich – Das große Stechen hat schon begonnen in Meschenich, am äußersten Rand der Stadt. Auf den Feldern wickeln Erntehelfer die dicken Plastikfolien auf und ziehen die Spargelstangen aus der Erde. Ein mühsames Geschäft ist das bei Wind und Graupel.

Mühsam ist auch die Arbeit von Tim Westerholt, der bei der Caritas den Fachdienst für Integration und Migration leitet. Seit fünf Jahren sind die Hochhäuser am Kölnberg sein Betätigungsfeld, am Mittwoch steht er mit acht Kollegen und Dolmetschern neben einem roten Pavillon auf der Straße und macht Werbung für das große Stechen der etwas anderen Art. Am Freitag wird hier die große Impfaktion der Stadt beginnen. „Nix Medizin. Nix nehmen. Immer Tod“, schimpft ein südländischer Mann aufgeregt, als Westerholt ihn zur Impfung einlädt. Er wird nicht kommen.Seit Montag steht der Impfbus der Stadt in Chorweiler (wir berichteten), am Freitag kommt das Gefährt nach Meschenich.

Hochhäuser sind ein Universum für sich

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt hier jenseits der 600 – ein Corona-Hotspot. Doch Chorweiler und Meschenich sind kaum zu vergleichen. „Die Hochhäuser sind ein Universum für sich. An die Leute ranzukommen, ist nicht einfach“, hat Westerholt festgestellt, es sei schwer, die Menschen zu erreichen. Chorweiler sei städtischer, vernetzter, stärker eingebunden ins städtische Leben.In den Briefkästen der Hochhäuser landen am Mittwoch 1500 mehrsprachige Informationszettel über das Impfangebot. Der Kölnberg ist Heimat von rund 4000 Menschen, das sind jedoch nur jene, die offiziell gemeldet sind. Schätzungen zufolge leben in Wirklichkeit noch 1000 Menschen mehr hier. Unter dem Radar der Behörden.

Viele Menschen aus Südosteuropa haben hier ihr Zuhause. Bulgaren und Rumänen. Aber auch Türken, Syrer und vereinzelt Russen. Ein Vater, der mit seinem Sohn an der Hand nach Hause läuft, lässt sich bereitwillig ein Flugblatt in die Hand drücken. „Die Impfung finde ich gut. In den Aufzügen der Hochhäuser trägt kaum jemand eine Schutzmaske“, sagt er und geht weiter. Er wird am Freitag kommen.

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Mit Hilfe der Feuerwehr wird vom heutigen Donnerstag an das Caritas-Zentrum neben der Kirche zum Impfzentrum umgebaut. Drei Impfstraßen wird es geben. Die Spritzen verabreichen Dr. Michael Kliem und seine Kollegen – und außerdem kommt der Impfbus. Jeweils 750 Impfdosen stehen pro Tag zur Verfügung, Biontech und Moderna. Das Angebot gilt für ganz Meschenich, also auch für die Menschen im alten Ortsteil, wo die Einfamilienhäuser stehen. „Man merkt bei der Mobilisierung schnell, welcher Teil von Meschenich gut aufgestellt ist“, sagt Tim Westerholt. Nun sollen Kinderärztin, Beratungsstellen und Streetworker helfen, auch den Kölnberg zum Impfzentrum zu bewegen.

Cristian Roiban ist Veedelslotse am Kölnberg, auch er arbeitet für die Caritas. Und er spricht fließend Rumänisch. An Argumenten gegen eine Impfung hat er schon fast alles gehört. „Es wird behauptet, der Impfstoff macht impotent. Außerdem haben viele Menschen große Angst vor Behörden“, erzählt er von seinen Begegnungen. Hinzu komme, dass viele Menschen nur Nachrichten aus ihrer Heimat schauen und mit der deutschen und der Kölner Lebenswirklichkeit nicht vertraut sind. „Viele Menschen sind verunsichert. Sie schauen, was die Familie macht. Es ist schwer, zu argumentieren“, hat er festgestellt.

Schon vergangenen September hatten sich die Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung sowie die Mitarbeiter der kirchlichen und sozialen Träger getroffen und den Kölnberg angesichts steigender Inzidenz-Zahlen und beengter Wohnverhältnisse als Risikogebiet ausgemacht. Aber erst die Untersuchung des Fraunhofer-Instituts hatte Ende März den Blick auf die sozialen Brennpunkte gelenkt, weil dort ein deutlich höheres Infektionsgeschehen identifiziert worden war. Zunächst wurde ein Corona-Testzentrum neben der Kirche in Meschenich eingerichtet. Nun soll geimpft werden.In Meschenich hoffen sie auf einen guten Ertrag. Im Impfzentrum. Und auf den Feldern.