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Corona in KölnTürkischsprachiges Testzentrum soll Barrieren überwinden

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Aymaz

Testzentrum in Mülheim: Ertan Sayan (l.) mit der Politikerin Berivan Aymaz.

Köln – Neben dem Zelteingang auf dem Carlswerkgelände in der Mülheimer Schanzenstraße steht plakativ die Aufforderung „Hizli test simdi“. Die türkischen Worte bedeuten so viel wie: Jetzt Schnelltest machen! Fünf Test-Kabinen sind im Inneren aufgebaut worden. Der Andrang ist recht groß. „Im Schnitt kommen 350 Personen pro Tag“, erzählt Ertan Sayan, der inzwischen in der Region die Genehmigung für den Betrieb von sechs Corona-Testzentren besitzt. Viele Besucher sind eher jung. Und sie haben keineswegs alle türkische Wurzeln.

Sprache als Barriere für Migranten und Geflüchtete

Vor allem in der Gruppe der Zuwanderer stellt Sayan einen großen Informationsbedarf fest, wenn es um die Bekämpfung der Pandemie geht. „Wenn die Leute keine Kinder haben, die gut Deutsch sprechen, fallen sie durchs Raster“, stellt Sayan fest, der sein Geld eigentlich als Gastronom und Veranstalter verdient. Diese Einschätzung teilt auch Berivan Aymaz, Kölner Landtagsabgeordnete der Grünen. Am Mittwoch hat sie zunächst das Impfzentrum in der Messe besucht, dann das türkischsprachige Testzentrum in Mülheim. „Das Sichtbare dort spiegelt nicht unbedingt den Durchschnitt der Gesellschaft wider. Ich vermute, dass Menschen mit Migrationsgeschichte einen schwierigeren Zugang zu Impf- und Testzentren haben“, sagt sie.

Hinweisschilder auf türkisch zur Messe

Im Impfzentrum der Messe gibt es schon bei der Anfahrt Hinweisschilder in türkischer und englischer Sprache, auch in den Hallen wird mehrsprachig informiert. Die Mitarbeiter in Mülheim sprechen Türkisch, teils Iranisch und Persisch. „Die Hemmschwelle wird verringert. Wir können türkischsprachige Menschen emotional anders erreichen und ein Vertrauensverhältnis aufbauen“, sagt Sayan.

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Betreiber des Testzentrums ist die Firma Medicare. Eine weitere Teststation gibt es auf der Venloer Straße, demnächst soll es auch türkischsprachige Zentren in Bonn und Bad-Godesberg sowie in Essen und Dortmund geben. „In Köln haben 40 Prozent der Menschen Migrationshintergrund, dies wird noch zu wenig berücksichtigt. Viele von ihnen sind sich selbst überlassen“, fürchtet die Politikerin Berivan Aymaz.

Mit Flyern und Plakaten machen die Anbieter Werbung für ihr Testzentrum. Auch Aymaz lässt sich testen, das Ergebnis ist negativ. Sie will sich nun dafür einsetzen, dass die Informationsbögen des Landes zu den Tests nicht nur in deutscher Sprache produziert werden.