Viele SanierungsoptionenBekommt das Kölner Agrippabad bald eine Dachterrasse?
Köln – Das Flaggschiff unter Kölns Schwimmbädern könnte in den nächsten Jahren seine charakteristisch schräg verlaufende Glas-Fassade verlieren, im Gegenzug aber eine Terrasse auf dem Dach der dann senkrecht verlaufenden Wand erhalten. Noch ist dieser Umbau des Agrippabades nahe des Neumarkts nur eine von mehreren Möglichkeiten, doch in den Gremien der städtischen Kölnbäder wird nach Rundschau-Informationen darüber diskutiert, auch Bilder dazu sollen schon gezeigt worden sein.
Ein Sprecher der Kölnbäder sagte der Rundschau am Montag dazu: „Wir befinden uns noch in der Prüfung, und die ist völlig ergebnisoffen. Es soll auch eine budgetverträgliche Lösung sein.“ Die schon länger geplante Sanierung des Bades an sich steht laut des Unternehmens aber nicht infrage, ein konkreter Plan zur Umsetzung und zum Ablauf steht noch nicht fest. Corona wirke sich darauf aus.
Auch Kölnbäder leiden unter der Corona-Pandemie
Wie viele andere Betriebe leiden die Kölnbäder unter der Corona-Pandemie, das Unternehmen rechnet im aktuellen Geschäftsbericht mit einem Minus für dieses Jahr von 20 Millionen Euro – das war aber noch vor der Corona-Pandemie und dürfte nun deutlich höher ausfallen. Allerdings sind die Kölnbäder zwar ein Verlustbetrieb, der Schwimmbadbetrieb zählt aber zur Daseinsvorsorge einer Stadt, die Bäder gehören zu 26 Prozent der Stadt Köln und zu 74 Prozent den Stadtwerken. Zum Vergleich: 2019 lag das Minus bei 19,4 Millionen Euro.
Das Agrippabad im Wandel der Zeit
1956 bis 1958 ist das Agrippabad laut des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) nach den Plänen der Architekten Hansotto Schaefler und Wolfgang Bleser als Hallenbad errichtet worden. Der LVR ist die übergeordnete Denkmalschutzbehörde, das Bad in der Altstadt/Süd steht seit 1989 unter Denkmalschutz. Laut LVR hatte es acht 25-Meter-Bahnen, was „für damalige Verhältnisse ungewöhnlich war“.1997 bis 2001 modernisierten die Kölnbäder das Agrippabad, die Vorlage dafür lieferte der Architekt Karl-Heinz Reuter . Der LVR schreibt: „Hierbei wurde der gesamte Bau neu angeordnet und das Hallenbad vollständig zu einer hochmodernen Freizeitanlage mit integrierten Gastronomie-, Sauna- und Fitnessbereichen umgebaut.“Zehn Meter hoch ist der Sprungturm, es gibt zudem unter anderem ein Kinderplanschbecken, ein Vier-Jahreszeitenbecken oder draußen einen Liegebereich. 5500 Quadratmeter beträgt die Gesamtfläche, 1200 Quadratmeter davon sind Wasser. (mhe)
Die geneigte Glas-Fassade ist laut des Sprechers nicht einfach zu reinigen, das Unternehmen habe aber eine Lösung gefunden, dabei half der Bergsteigerverein. Meist zwei Mal jährlich reinigen Arbeiter das Konstrukt.
Zweitbeliebtestes Bad Kölns
Das Agrippabad war 2019 das zweitbeliebteste der 13 Schwimmbäder gemessen an den Besucherzahlen: 435 442 Gäste besuchten das Schwimmbad, das macht 16,2 Prozent der knapp 2,7 Millionen Besucher in allen Bädern. Besser war nur das Lentbad mit 444 725 Besuchern. Allerdings hat das Agrippabad im vergangenen Jahr 2,04 Million Euro Verlust gemacht.
Schon 2018 hatte der damalige Bäderchef Berthold Schmitt eine anderthalbjährige Sanierung des Bades angekündigt, sie sollte Ende 2019, Anfang 2020 beginnen, das Bad hätte für eine bestimmte Zeit schließen müssen. Dazu kam es nicht. Schmitt hatte gesagt: „Drei, vier Millionen Euro werden nicht reichen.“
Sanierung von Technik, Kinder- und Fitnessbereich sowie Umkleiden
Bei der Sanierung sollten laut Schmitt Technik, Kinder- und Fitnessbereich sowie Umkleiden erneuert werden. Er sprach vom „Charme einer Schulumkleide“. Der Fitnessbereich zählt 1745 Mitglieder. Das Unternehmen teilte mit: „Auch planen wir nach wie vor, die Saunalandschaft in den nächsten fünf Jahren umfassend zu modernisieren sowie den Fitnessbereich AgrippaFit umzubauen.“
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Zuletzt war das Agrippabad 1998 bis 2001 für 28 Millionen Euro saniert worden (siehe Info-Kasten), nach Rundschau-Informationen soll es dieses Mal weniger kosten: Zwischenzeitlich gingen die Planer demnach von rund sechs Millionen Euro reinen Baukosten aus, zuletzt schon von 7,2 Millionen Euro. Wie man hört, sollen die gestiegenen Preise im Baugewerbe dafür verantwortlich. Das Gesamtpaket inklusiver aller Kosten soll wohl bis zu 11,2 Millionen Euro kosten. Deshalb sollen die Bäder-Planer nun noch mal nachschauen, ob sich die Sanierung nicht doch günstiger umsetzen lässt, eine kleinere Version.
Das Problem: Je länger Firmen mit Sanierungen warten, desto stärker steigen meist die Preise. Mittelfristig wollen die Kölnbäder in den nächsten Jahren rund 26,6 Millionen Euro investieren, unter anderem soll der Lentpark ein zusätzliches Kursbecken erhalten oder das Ossendorfbad ein Dach über dem Außenbecken.