Verlagerung des Ordnungsdienstes„Bezirke stärken sieht anders aus“
Köln – Trotz massiver Kritik aus Politik und Belegschaft hält die Stadtverwaltung an ihrem Plan fest, den Ordnungsdienst im nächsten Jahr vom Stadthaus in Deutz nach Junkersdorf zu verlagern. Die Stadt mietet dafür ein Bürogebäude an der Aachener Straße 1042 (wir berichteten).
„Es ist geplant, dass der komplette Ordnungsdienst, Außen- wie Innendienst, dort hinzieht“, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Der Bau biete genug Raum, um auch nach der gewünschten Aufstockung auf 300 Außendienstkräfte alle Mitarbeiter unter einem Dach zu bündeln. Von den aktuell 227,5 Stellen im Außendienst sind derzeit nur 167 besetzt. Der Zeitpunkt des Umzugs stehe noch nicht fest, so die Stadt, er hänge von erforderlichen Umbaumaßnahmen ab. In das Gebäude werde auch die Leitstelle des Ordnungs- und Verkehrsdienstes verlegt. Die Arbeiten sollen bis Mitte 2021 abgeschlossen sein.
Viele Politiker sauer
Die von Stadtdirektor Stephan Keller forcierte Verlagerung an den westlichen Stadtrand stößt vielen Ratspolitikern sauer auf, weil sich die Anfahrtswege der Einsatzkräfte im Vergleich zum bisherigen zentralen Standort in Deutz für viele Bezirke erheblich verlängern. Zudem gilt die Aachener Straße als stauanfällig, vor allem im Berufsverkehr. Die Sorge: Durch längeres Fahren geht künftig viel Zeit für die eigentlichen Einsatzzwecke verloren. Denn die Fahrtzeiten sind bezahlte Arbeitszeit.
Auf Nachfrage bestätigte die Stadt: „Die Vor-Ort-Einsatzzeiten der Mitarbeiter werden sich in einigen Stadtbezirken aufgrund der längeren An-/Abfahrten möglicherweise etwas reduzieren, in anderen Stadtbezirken aufgrund kürzerer An-/Abfahrten aber auch erhöhen.“
Weniger Zeit zur Verfügung
Das heißt im Klartext: In Deutz, Mülheim, Kalk und Porz steht den Ordnungsdienstkräften künftig zwangsläufig weniger Zeit zur Verfügung als in Ehrenfeld und Lindenthal. Der Porzer Bezirksbürgermeister Henk van Benthem (CDU) ist entsetzt. „Für Porz ist das ein Schlag ins Gesicht. Eine Stärkung der Bezirke sieht anders aus. Das können wir nicht hinnehmen.“ Bezirke wie Porz mit mehr als 100 000 Einwohnern bräuchten „Einsatzkräfte, die vor Ort sind und nicht erst weite Wege zurücklegen müssen“. Daher sei es sinnvoll, den Ordnungsdienst dezentral zu organisieren.
Auch SPD-OB-Kandidat Andreas Kossiski ist strikt gegen einen Umzug nach Junkersdorf. „Wir brauchen einen dezentralen Ordnungsdienst in jedem Stadtbezirk. Kurze Wege, schnelle Erreichbarkeit und gute Ortskenntnisse.“ Die Grünen kritisieren, die Verlagerung bedeute mehr Verkehr und damit mehr Emissionen. Das laufe dem Ratsbeschluss zum Klimanotstand zuwider. Auf Kritik stößt auch, dass der Umzug vorangetrieben wurde, ohne die Ratspolitiker vorab über die Pläne zu informieren.
Nur auf Nachfrage
Nur auf Nachfrage hin habe man eine kurze mündliche Bestätigung erhalten, so Grünen-Ratsherr Manfred Richter. „Wir sind sehr verwundert, dass die Verwaltung der Politik zu diesem wichtigen Thema bisher keine strukturierten Informationen mitgeteilt hat.“ Ein Antrag der SPD im Verwaltungsausschuss, einen neuen Standort zu suchen, fand am Montag jedoch keine Mehrheit.
Die Stadt betonte, man habe andere Immobilien, auch das Stadthaus in Deutz, geprüft. „Aufgrund einer Abwägung unter den Aspekten der Wirtschaftlichkeit, Einsatztaktik und praktischer Realisierbarkeit der Herrichtung für den Ordnungsdienst in einem realistischen Zeitfenster wurde die Entscheidung für einen Umzug an die Aachener Straße getroffen.“ Etwaige Mehrwege habe man in die Abwägung einbezogen. „Durch eine Dienstplangestaltung wird angestrebt, die besonders verkehrsstarken Anfahrtszeiten (...) zu umgehen und damit einen Teil der längeren Einsatzwege zeitlich zu kompensieren“.
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In der Belegschaft gebe es zu dem geplanten Umzug geteilte Meinungen, sagt Karl Raab vom örtlichen Personalrat. „Mitarbeiter, die im Kölner Westen wohnen, finden es gut, die anderen weniger. Die Mehrheit der Kollegen ist von einem Umzug nach Junkersdorf nicht so begeistert und würde lieber am bisherigen zentralen Standort im Stadthaus Deutz bleiben.“ Das Gebäude an der Aachener Straße sei zwar „gut dafür geeignet, den gesamten Ordnungsdienst unter einem Dach zu vereinen. Der Standort am westlichen Stadtrand ist aber nicht nur wegen der langen Anfahrtswege ins Rechtsrheinische suboptimal.“