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Prozess in KölnThomas Drach holt zu einem letzten Rundumschlag aus

Lesezeit 2 Minuten
Nach fast zwei Jahren geht der Prozess gegen Deutschlands wohl bekanntesten Schwerverbrecher zu Ende.

Nach fast zwei Jahren geht der Prozess gegen Deutschlands wohl bekanntesten Schwerverbrecher zu Ende.

Gekaufte Gutachter, „dummes Geschwätz“ und fabrizierte Indizien: In seinem letzten Wort teilte der frühere Reemtsma-Entführer ordentlich aus.

In seinem letzten Wort hat der frühere Reemtsma-Entführer Thomas Drach (63) am Donnerstag zum Rundumschlag gegen Staatsanwaltschaft und Ermittlungsbehörden ausgeholt. So seien im Verfahren gegen ihn Zeugen und Gutachter von der Justiz gekauft, belastende Indizien seien fabriziert worden, während Zeugen der Verteidigung nicht gehört worden seien. „Alles dummes Geschwätz“, sagte Drach über den Prozess. Und weiter: „Deshalb erwarte ich einen glasklaren Freispruch“, so der 63-Jährige, der in dem Prozess wegen vier Raubüberfällen auf Werttransporter in den Jahren 2018 und 2019 in Köln, Frankfurt am Main und im hessischen Limburg angeklagt ist.

Drach arbeitete sich auch erneut am ersten Gutachter in dem Prozess ab. „Ohne diesen gekauften Gutachter wäre es zu keinem Prozess gekommen“, sagte Drach. Der Sachverständige, den er als „zugekoksten Wichtigtuer“ bezeichnete, war im Oktober 2022 während des laufenden Verfahrens auf Antrag der Staatsanwaltschaft wegen Besorgnis der Befangenheit von seinen Pflichten entbunden worden. Auch die beiden Nachfolger des Sachverständigen bezichtigte Drach von der Justiz gekauft worden zu sein. Zudem habe die Staatsanwaltschaft in der U-Haft Spitzel auf ihn angesetzt, die ihn dann vor Gericht mit Lügen belastet hätten.

Die Staatsanwaltschaft sieht Drach in drei von vier Fällen überführt — darunter auch die beiden Raubüberfälle in Köln am Ikea in Godorf und am Flughafen. Lediglich für die Tat in Limburg hatte auch die Anklagebehörde Freispruch für den 63-Jährigen verlangt. Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres hatte Staatsanwältin Anja Heimig 15 Jahre Haft und Sicherungsverwahrung für Drach gefordert. Dessen Verteidiger, denen Drach kurz zuvor das Vertrauen entzogen hatte, hatten auf Freispruch für ihren Mandanten plädiert. Der Prozess wird um 11.30 Uhr fortgesetzt. Ob dann ein urteil gesprochen wird, blieb zunächst unklar. (bks)