Köln – Breit fließt der Rhein mitten durch die Stadt und ist doch eine oftmals brachliegende Ressource: Für den Warenverkehr wird er noch viel zu wenig genutzt, und für den öffentlichen Personennahverkehr so gut wie gar nicht. Doch Letzteres könnte sich in absehbarer Zukunft ändern. Das Zwischenergebnis einer von Köln, Leverkusen und Wesseling in Auftrag gegebenen Studie über ein Wasserbussystem liegt nun vor.
Die Macher sehen gute Chancen für einen „Rheinbus“, gerade in Kölns Kernbereich von Mülheim bis zur Südstadt. Darum sollen in einem nächsten Schritt konkrete Konzepte erarbeitet werden.
Die Stärken des Wasserbusses sind die Schwächen des jetzigen Verkehrssystems. Der „Bahnknoten Köln“ ist überlastet. Vor der Hohenzollernbrücke stauen sich die Züge auf. Die bisherigen Brücken machen zu wenige Verbindungen möglich: für Bus und Bahn, fürs Fahrrad und auch fürs Auto. Die Gutachter sprechen von Querungslücken. „Das hat zur Folge, dass die Reisezeiten für Nutzer der Kölner Verkehrs-Betriebe auf die andere Rheinseite sehr lang sind“, heißt es in der Studie. Lücken, in die ein Wasserbus gut passen würde.
Doch Potenzial ist nicht alles. 2016 hatte die Stadtverwaltung eine Delegation nach Rotterdam geschickt, um sich das dortige Wasserbussystem anzuschauen. Schnell wurden Bedenken wegen der Kosten laut. Vor allem das Haltestellensystem für den Wasserbus bereitete Sorgen. Die Gutachter haben sich darum die bereits bestehenden Anlegestellen am Rhein zwischen Leverkusen und Wesseling angeschaut. Ihr Urteil: „Insgesamt kann die Verteilung der rund 50 Anlegestellen für einen Wasserbus als gut bewertet werden.“
Der Radverkehr wird unter dem sich anbahnenden Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt in den kommenden Jahren noch an Bedeutung gewinnen. Auch das ein Punkt, der für den Wasserbus spricht. Wasserbus und Rad sollen sich gegenseitig befruchten: „Die geplanten Verbindungen sollen umfangreiche Radmitnahmemöglichkeiten bieten“, steht in der Studie.
Nicht mehr als 20 Prozent Reisezeit zusätzlich
Am Beispiel von Rotterdam festgemacht: Dort ist der ganze Heckbereich der Wasserbusse für Fahrräder reserviert. Ein klarer Vorteil gegenüber Stadtbahn und Bus, bei denen die Mitnahme des Rades wenn überhaupt nur sehr eingeschränkt möglich ist. Zudem erhöht das Fahrrad den Einzugsbereich der Wasserbusse. Durch die Nutzung des Rades würde sich der „Zubringerradius“ auf fünf bis acht Kilometer erhöhen.
Attraktiv kann ein Wasserbus nur sein, wenn die Reisezeit attraktiv ist. Die Ausgangslage für die Gutachter: Gegenüber Stadtbahn und Bus darf der Wasserbus nicht mehr als 20 Prozent Reisezeit zusätzlich benötigen. Gegenüber dem Auto darf sie sich nicht um mehr als 80 Prozent erhöhen. In Köln sehen die Experten so viel Potenzial, dass diese Werte nicht nur eingehalten würden, vielmehr sei bei einigen Verbindungen davon auszugehen, dass der Wasserweg schneller zurückgelegt werden kann als die Entfernung zu Land. Beispielhaft wird die Strecke zwischen Altstadt-Nord und Mülheim-Süd genannt. „Durch eine direkte Verbindung mit einem Wasserbus kann die heutige Reisezeit deutlich unterboten werden“, so die Studie.
Für die Untersuchung haben sich Leverkusen, Wesseling und Köln zusammengetan. Klar wird aber, den größten Gewinn aus einem Wasserbussystem würde Köln ziehen. Die positiven Effekte für Leverkusen und Wesseling sind bei Weitem nicht so groß. In einem nächsten Schritt werden nun Linienkonzepte erarbeitet. Auch der Frage, welche Schiffstypen es braucht, wird nachgegangen. Ende März gibt es erneut Ergebnisse.