Ein falsch geparkter BMW verhinderte jüngst die Rettung eines Mannes aus einem brennenden Gebäude in Humboldt-Gremberg. Wir sind bei der Feuerwehr mitgefahren.
AusgebremstMit der Feuerwehr auf einer Tour durch enge Straßen in Köln

Was tun gegen Falschparker? Ein Thema, das die Feuerwehr bewegt.
Copyright: Daniel Taab
Festgefahren. An der Helenenwallstraße/Ecke Mathildenstraße geht es für den Einsatzwagen der Feuerwagen nicht mehr weiter. Diesmal ist es nicht ein Falschparker, der die Feuerwehr behindert — sondern eine Baustelle in einer Kurve. Und davon gibt es in Köln nicht gerade wenige. Bei festgefahrenen Löschfahrzeugen schlägt der Puls von Feuerwehrchef Dr. Christian Miller schneller. Die Retter kommen nicht schnell genug zum Brandort. Es geht wichtige Zeit verloren. „Behinderungen in Kurven sind für uns das größte Problem. Viele Autofahrer wissen nicht, wie viel Raum Feuerwehrautos benötigen“, sagt Miller. Der Radius für ein Feuerwehrauto mit Drehleiter sei 21 Meter.
Bei dem Szenario in Deutz am Montagnachmittag ging vorher kein Notruf ein, sondern es war nur eine Rundfahrt für den Ernstfall. Regelmäßig kontrolliert die Feuerwehr und das Ordnungsamt in den eng gebauten Vierteln im Agnesviertel, Südstadt, Nippes oder eben in Deutz, ob sie im Ernstfall schnell zum Brandort vorfahren können.
Feuerdrama in Humboldt-Gremberg wirkt nach
Der Ernstfall, der die Kölner Feuerwehr auch nach drei Wochen umtreibt, geschah an der Wattstraße/Ecke Usingstraße in Humboldt-Gremberg. In einer Kurve parkte ein 1er-BMW so ungünstig, dass die Feuerwehr mit ihrer Drehleiter nicht durchkam. „Ein Mann stand in einer brennenden Wohnung, schrie laut um Hilfe, und die Kollegen konnten nicht schnell helfen“, berichtete Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet nach dem Drama. Feuerwehrchef Miller sprach von einer Ohnmacht für die Rettungskräfte.

Einsatzfahrzeuge stoßen auf viele Hindernisse.
Copyright: Daniel Taab
Während es zu einer Durchzündung in der Wohnung kam, konnten die Retter nicht eingreifen. In akuter Lebensgefahr sprang der 64-jährige Mieter brennend in ein rasch aufgebautes Sprungkissen der Feuerwehr. Miller sprach von einem dramatischen Einsatz, der gottlob auch in einer Großstadt wie Köln, nicht alltäglich ist. Einsatzkräfte hätten nach dem Einsatz eine Betreuung zur Verarbeitung der erlebten Szenen angenommen. Nach dem Vorfall habe die Feuerwehr Strafanzeige gestellt. Auch dies sei nicht üblich. In der Regel würden Ordnungswidrigkeitsanzeigen von der Stadt geschrieben. Doch der Fall von Humboldt-Gremberg ist eben nicht üblich.
Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile gegen den Falschparker wegen des Anfangsverdacht der fahrlässigen Körperverletzung. „Es bestehen konkrete Anhaltspunkte, dass die Behinderung der Feuerwehrfahrzeuge und die damit eingetretene zeitliche Verzögerung von mehreren Minuten ursächlich dafür gewesen sein kann, dass der Geschädigte nicht eher gerettet werden konnte und infolgedessen (weitere) schwere Verbrennungen erlitten hat“, sagte der Ankläger. Die Staatsanwaltschaft beschreibt den Gesundheitszustand als „sehr kritisch“.
Um schnell an den Brandort zu kommen, setzt die Feuerwehr auch auf die Ortskenntnis in ihrem Stadtteil. „Die Kollegen kennen die Probleme und Engstellen und fahren bei der Alarmierung entsprechend an“, ergänzt Miller. Für den Fall eines Falschparkers würden die Feuerwehrmänner trainiert und befahren vorher Engstellen — damit es im Notfall dennoch funktioniert.
Köln: Zugeparkte Rettungswege nicht nur für die Feuerwehr ein Thema
Bei der Baustelle in Deutz kamen die Einsatzkräfte nach langen Rangieren doch noch um die Ecke. Auch hier würden im Notfall mehrere Minuten verloren gegangen. Nach einer ersten Einschätzung seien die Absperrbaken ordnungsgemäß und nicht zu weit in die Fahrbahn gestellt worden. Sollte es anders sein, würde dies mit den Verantwortlichen nachbereitet. In Deutz sind zugeparkte Rettungswege nicht nur für die Feuerwehr ein Thema. Beim Kurdenfestival vor vier Wochen waren Straßen rund um die Tempelstraße von Falschparker zugeparkt und sorgten für Verärgerung und Ängste bei den Anwohnern. Statt 10.000 Besucher kamen 50.000 Besucher auf die Deutzer Werft.
„Auf der Benjaminstraße, Tempelstraße und der Hubertusstraße war beispielsweise für Rettungswagen kein Durchkommen mehr“, sagten Anwohner der Rundschau. Diese Straßen sind auch bei der Kontrollfahrt der Feuerwehr angefahren worden. Die Stadt verteilte beim Kurdenfest rund 900 Knöllchen an Falschparker. Dies gefiel vielen Autofahrern nicht: „Leider waren Beleidigungen und extrem aggressives Verhalten seitens der Demonstrationsteilnehmer keine Seltenheit“, sagte ein Sprecher der Stadt Köln. Knöllchen wurden am Montag auch in Poll geschrieben. Am beschaulichen Efeuplatz hatten Anwohner ihre Fahrzeuge am Rande der engen Straßen abgestellt. Ein Rettungswagen kam nicht durch und musste über den Bürgersteig durch das Nadelöhr fahren.