Ein falsch geparkter BMW blockierte in Humboldt-Gremberg einen Feuerwehrweg. Dies verzögerte die Rettung eines Mannes aus einem brennenden Gebäude.
Feuer in Humboldt-GrembergFalschparker verhindert schnelle Rettung – Mann mit schwersten Brandverletzungen

Die Feuerwehr rettete einen 64-Jährigen aus seiner brennenden Wohnung.
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Schon der Fahrer eines Postwagens musste am Mittwochvormittag mehrfach rangieren, um von der Wattstraße in die Usingerstraße zu gelangen. Ohne Falschparker oder andere Behinderungen im Kreuzungsbereich. Bei einer Beobachtung der Szene in Humboldt-Gremberg wird schnell klar: Ein Feuerwehrwagen mit Drehleiter kann bei einem Falschparker nur mit großer Mühe in die Wattstraße einfahren. So wie am späten Dienstagabend. Ein BMW ist in der Kurve so ungünstig abgestellt worden, dass die alarmierte Feuerwehr nicht schnell zum Einsatzort kam. Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet sprach von einem dramatischen Einsatz: „In der Wohnung stand ein Mann in einer brennenden Wohnung, schrie laut um Hilfe und die Kollegen konnten nicht schnell helfen“. In der Wohnung sei es in diesem Moment zu einer Durchzündung gekommen. Die blockierte Kreuzung sei zwanzig Meter von der brennenden Wohnung entfernt gewesen. „Es ist das Schlimmste für einen Feuerwehrmann, wenn er helfen will und nicht kann“, betonte der Feuerwehrsprecher. Schließlich sei es den Einsatzkräften nach langwierigen Fahrmanövern gelungen, mit der Drehleiter vor das Haus zu fahren. Einige Einsatzkräfte waren bereits zu Fuß zum Feuer losgelaufen.

Ein Falschparker blockierte die Kreuzung und verhinderte eine schnelle Rettung.
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Weil der Hausbewohner (64) in akuter Lebensgefahr war, hatten die Kräfte ein Sprungkissen schnell aufgestellt und forderten den Mann auf zu springen. Wie Zeugen sagten, sei der Mieter brennend aus dem zweiten Obergeschoss gesprungen. „Der Bewohner kam mit schwersten Brandverletzungen in eine Klinik“, sagte ein Polizeisprecher. Durch den Falschparker sei wertvolle Zeit bei der Rettung verloren gegangen, sagte die Feuerwehr weiter. Die Einsatzleitung schätzte die Verzögerung auf rund drei Minuten. Das Schicksal des 64-Jährigen bewegt die Anwohner sehr. „Er ist gehbehindert und schleppte sich nach dem Einkauf immer mit seinem Rollator in die Wohnung“, sagte eine Frau. Zwei weitere Menschen in dem Haus wurden durch das Feuer verletzt. Die Räume über der Brandwohnung sind ebenfalls schwer beschädigt. Die dort lebende Mieterin wird von Anwohnern auf 80 bis 90 Jahre geschätzt. Angesichts der dramatischen Situation sind nach dem Einsatz Feuerwehrkräfte von einem besonders geschulten Team der Feuerwehr betreut worden.
Gegen Halter wird Verfahren eingeleitet
Gegen den Halter des 1er BMW mit Siegburger Kennzeichen ist laut Polizei ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Ob der Vorfall auch strafrechtliche Konsequenzen hat, müssten die Ermittlungen in dem Fall zeigen, hieß es weiter. Immer wieder kommt es im Stadtgebiet vor, dass die Feuerwehr durch falsch geparkte Autos nicht zum Einsatzort kommt. Besonders im Fokus der Feuerwehr stehen Ehrenfeld, Nippes, Innenstadt oder Humboldt-Gremberg. Vor mehreren Monaten war die Feuerwehr im Agnesviertel unterwegs und führte Testfahrten durch, um Engpässe aufzuspüren und die Bevölkerung für das Freihalten der Rettungswege zu sensibilisieren. „Bei den Einsätzen herrscht Zeitdruck, der Stadtverkehr ist eine große Herausforderung. Oft ist es Millimeterarbeit, die Fahrzeuge da durchzuzirkeln“, sagte Feuerwehrchef Dr. Christian Miller.
Im schlimmsten Fall hält sich die Feuerwehr nicht lange mit falsch abgestellten Fahrzeugen auf. „Es werden sofort neue Kräfte alarmiert, die auf einem anderen Weg zur Einsatzstelle fahren“, erzählt Miller. Manchmal steigen die Einsatzkräfte auch aus und versuchen ein Fahrzeug mit Muskelkraft beiseitezuruckeln. Im Agnesviertel und der Innenstadt wurden bei dem Termin Bereiche um die Weißenburgstraße, Hansaring, Ritterstraße, Gereonswall und dem Gässchen Im Stavenhof durchfahren.
Es ist das Schlimmste für einen Feuerwehrmann, wenn er helfen will und nicht kann.
Erst vor zwei Jahren hatte die Feuerwehr für knapp acht Millionen Euro 18 neue Hilfsleistungslöschfahrzeuge bestellt, die eigens für den Stadtverkehr konzipiert waren. Die Fahrzeuge waren 60 Zentimeter kürzer als die Vorgängermodelle. Von diesen Modellen haben die Retter jedoch wieder Abstand genommen. „Grund war die fehlende Ladefläche für die Ausrüstung“, sagt Laschet. Brenzlig wird es vor allem, wenn das Drehleiterfahrzeug nicht mehr weiterkommt, wie in Humboldt-Gremberg. „Oft ist die Drehleiter der zweite Rettungsweg, da geht es um wertvolle Sekunden“, gibt Miller zu bedenken. Der Fall in Humboldt-Gremberg zeige eine bedenkliche Entwicklung. „Wir erleben, dass die Autofahrer immer sorgloser beim Parken ihrer Fahrzeuge sind“, so Laschet. Eine Statistik werde nicht geführt. Gefühlt werde immer häufiger im Stadtgebiet falsch geparkt. Nun bei schweren Vorfällen werde dies gesondert notiert – wie in Humboldt-Gremberg.