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Mangel an Grundschulplätzen in KölnZahl der Wiederholer in der ersten Klasse soll verringert werden

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Schulranzen in einer Grundschulklasse.

Ein Grundschulplatz an der Wunschschule ist in Köln zuweilen Glückssache.

Zum kommenden Schuljahr wird es in Köln nicht für alle Erstklässler einen wohnortnahen Schulplatz geben. Das war Thema einer Aktuellen Stunde.

Dass für Erstklässler der Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“ gilt, kann in Köln zum Schuljahr 2024/25 erneut längst nicht für alle eingehalten werden. Stand jetzt müssen rund 550 Kinder um einen wohnortnahen Schulplatz bangen. Besonders eng ist es in den Stadtbezirken Chorweiler, Porz, Mülheim und Kalk. Auf Antrag der SPD-Fraktion fand im Schulausschuss am Montag zu dem Problem eine Aktuelle Stunde statt.

„Die Situation ist schlimm. Es ist aus unser Sicht nie beherzt zugegriffen worden“, kritisierte der bildungspolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck. Er forderte eine gemeinsame Kraftanstrengung. Doch aus Sicht der Verwaltung ist vor allem die ungeheuerlich gestiegene Zahl der Kinder, die die erste Klasse wiederholen, eine Ursache für den Schulplatzmangel an den Grundschulen.

Rund 850 Kinder, so sagte Schuldezernent Robert Voigtsberger, werden voraussichtlich die erste Klasse wiederholen. Das ist eine deutliche Steigerung zum Vorjahr. Der Schuldezernent ist alarmiert: „Wer sagt uns, dass das nicht im nächsten Jahr 1000 sind?“ Er sei nicht gewillt, hier weiter tatenlos zuzusehen. „Das kann bildungspolitisch kein hinnehmbarer Zustand sein, dass Kinder schon die erste Klasse wiederholen müssen“, so Voigtsberger. Er habe daher im Dezember das NRW-Schulminsterium angeschrieben und um Aufklärung und Abhilfe gebeten. „Ich werde alle Beteiligten an einen Tisch holen. Mein Ziel ist es, zum Schuljahr 25/26 zu einer deutlichen Reduzierung der Wiederholer-Zahlen zu kommen“, sagte Voigtsberger.

„Ich brauche das Land, die Schulen und die Kitas. Wir müssen uns damit ein bisschen mehr beschäftigen, damit wir zu einer deutlichen Verbesserung kommen“, sagte der Dezernent. Das könne von der Abschaffung der Verwaltungsvorschrift, dass die erste Klasse wiederholt werden dürfe, bis hin zur Diskussion reichen, ob vielleicht ein Vorschuljahr gebracht werde. „Ich will das fundiert betrachten“, so Voigtsberger.

Warum müssen so viele die erste Klasse wiederholen?

Bärbel Hölzing (Grüne) verwies darauf, dass die Stadt „riesige Anstrengungen auch im Baubereich“ unternommen habe. Auch sie sehe ein großes Problem in der hohen Zahl der Wiederholer. „Es gibt Viertel, in denen die Problematik drängender ist“, stellte Hölzing fest und warnte: „Wenn wir keine gesicherte Kita-Betreuung haben, werden wir noch mehr Wiederholer haben.“ Constanze Aengenvoort (CDU) stellte fest, dass die angestiegene Zahl der Wiederholer ein Phänomen sei, das nicht nur in Köln zu beobachten sei.

Was die Ursachen für gestiegene Wiederhohlerzahlen seien, wollte unter anderem Klaus Zimmermann (CDU) wissen. Eine mögliche Antwort liegt in fehlender Förderung zuhause und mangelnden Deutschkenntnissen. „Wir suchen nach Ursachen. Wir haben leicht erhöhte Werte in Bereichen, wo Geflüchtete beschult werden“, sagte Sascha Rüttgers, stellvertretender Leiter des Amts für Schulentwicklung. Familiengrundschulzentren seien gut in Stadtteilen, in denen viele Bedürftige sind.

Angesichts der Schulplatznot an Grundschulen betonte Voigtsberger: „Ich weiß um die Belastung, die das in den Familien auslöst.“ Man werde weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Aktuell können nur Mehrklassen kurzfristig Abhilfe schaffen. Derzeit plant die Stadt mit 19 Mehrklassen an Grundschulen zum Schuljahr 2024/25. Nathalie Binz, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft, fand auch Lob für die Verwaltung: Die Informationen über die Schülerzahlen seien dieses Jahr deutlich früher zusammengestellt.