„Kurze Beine, kurze Wege.“ Dieser Grundsatz für Grundschüler gilt in Köln in diesem Schuljahr nicht mehr für alle. Zum Beispiel nicht für den siebenjährigen Telvin Pattathanath aus Porz.
Schulplatzmisere in KölnWarum es Telvins Eltern vor der Schule graust
Telvin freut sich auf seinen ersten Schultag am Dienstag. Seine Eltern dagegen graust es beim Gedanken daran. Denn weil der Siebenjährige keinen wohnortnahen Schulplatz erhalten hat, wird der Familienalltag tüchtig durcheinander geworfen.
„Ich werde Telvin morgens mit dem Auto zur Schule bringen“, sagt Vater Tiju Georg Pattathanath, „Wie das mit meiner Arbeit gehen soll, weiß ich immer noch nicht. Ich werde wohl Minus-Stunden machen.“ Der dreifache Familienvater arbeitet als Hausmeister. Normalerweise beginne er seine Arbeit um 7.30 Uhr. „Wenn Telvin zur Schule geht, wird es sicher 8.30 Uhr bis ich da sein kann, vorausgesetzt es gibt keinen Stau.“
Den gebe es aber häufig auf der rund 8,5 Kilometer langen Strecke zwischen der Wohnung der Familie und Telvins neuer Schule, der katholischen Grundschule Hinter der Kirche in Langel. „20 bis 25 Minuten werde ich im besten Fall für die Strecke brauchen“, glaubt der Vater.
Eltern sind immer noch fassungslos
Er kann es immer noch nicht fassen, dass sein Sohn nicht (wie berichtet) an einer der beiden nahegelegenen Grundschulen in Porz einen Platz bekommen hat. „Wenn der Staat keine andere Lösung hat, dann müssen wir in der Familie das irgendwie regeln“, sagt der Vater. Das Kind mit öffentlichen Verkehrsmitteln alleine zur Schule fahren zu lassen, kommt für die Eltern nicht infrage. Telvins Mutter, die als Krankenschwester arbeitet, versuche jetzt ihre Schichten möglichst auf die Wochenenden zu legen.
„Meine Frau hat in der Schule nachgefragt, ob es Taxigutscheine gibt. Dort hat man ihr gesagt, dass sie nur KVB-Tickets haben“, sagt Pattathanath. Beim Schulamt hat die Familie, die ihre Wurzeln in Indien hat, noch nicht nachgefragt. Laut Stadt sollten die Eltern, deren Kinder mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine Fahrdauer von mehr als 30 Minuten zur Grundschule haben oder deren Fahrt zur Schule mit Umstiegen verbunden ist, individuell beraten werden. „Bei uns hat sich niemand gemeldet“, sagt Pattathanath, „Für uns wäre ein Taxigutschein eine echte Hilfe. “