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Kultur für BedürftigeKulturliste Köln wird mit Ehrenamtspreis der Stadt ausgezeichnet

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Felix Mauser ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kulturliste Köln.

Felix Mauser ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kulturliste Köln.

Teilhabe an Kunst und Kultur für Menschen mit wenig Geld: Die Kulturliste vergibt bis zu 15 Veranstaltungen im Jahr an. Anmeldungen sind erwünscht.

„Kultur ist nichts Elitäres, davon muss man sich einfach verabschieden“, sagt Felix Mauser, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kölner Kulturliste. In seiner Freizeit vermittelt er Kulturangebote an Menschen, die sich den Besuch sonst nicht leisten könnten. „Vielen Dank, Sie haben mein Wochenende gerettet“ oder „Mein Kind war noch nie im Kindertheater, dank ihres Vereins hat es jetzt endlich die Möglichkeit dazu“, sind Aussagen, die er regelmäßig zu hören bekommt. Für ihre Mühe bekommen die Aktiven des Vereins im September den Kölner Ehrenamtspreis.

An ihre „Gäste“ vermitteln die rund 20 Ehrenamtlichen unter anderem Theaterplätze, Konzerttickets oder Karten für Lesungen. Die Eintrittskarten werden von etwa 90 Kölner Veranstaltern kostenlos zur Verfügung gestellt. Kulturpartner sind zum Beispiel die Lanxess-Arena, das Schauspielhaus, das Gürzenich-Orchester, aber auch zahlreiche kleinere Kulturbetriebe wie etwa das Theater der Bauturm. Die Einladung erfolgt telefonisch, dabei wird die Veranstaltung vorgestellt. „Wenn derjenige Zeit und Lust hat, fragen wir, ob er eine oder zwei Karten will“, erzählt Mauser. „Leute, die kein Geld fürs Kino haben, können ja normalerweise erst recht niemanden einladen. Durch uns können sie das.“

Bei den Veranstaltungen stehen die Besucher dann auf der Gästeliste. „Wir wollen, dass die Leute sich als VIP-Gäste fühlen“, sagt der Ehrenamtler. Im Schnitt werden Menschen, die sich bei der Kulturliste angemeldet haben, zehn bis 15-mal im Jahr zu einer Veranstaltung eingeladen. Die Arbeit des Vereins ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Während die Gäste einen schönen Abend haben, spielen die Künstler in einer vollen Halle und die Veranstalter sind immer ausverkauft.

Kulturliste Köln: Verein will auch Begegnungen schaffen

Es geht es aber nicht nur darum, Unterhaltung zugänglich zu machen. Der Verein will durch die Kultur auch Begegnungen schaffen. Mauser erzählt: „Einsamkeit und materielle Armut gehen oft Hand in Hand. Manchmal sagt auch jemand, den wir anrufen: Ich freue mich jetzt, dass Sie mich in die Oper einladen, aber über Ihren Anruf freue ich mich genauso.“

Einige Gäste hätten auch Vorurteile gegenüber den Kulturveranstaltungen und machen sich Sorgen, dass sie für die Oper kein schickes Kostüm oder einen schwarzen Anzug besitzen. Der hauptberufliche Kulturmanager kann darauf nur erwidern: „Um Gottes Willen, bitte kommen Sie!“ Seine ehrenamtliche Tätigkeit der letzten elf Jahre ist ihm sehr wichtig: „Ich bin selbst so privilegiert aufgewachsen, ich sehe das als Verpflichtung. Ich muss den Menschen etwas zurückgeben.“

Auch in der Pandemie war er im Verein aktiv. Über verschenkte Bücher zu Weihnachten bis zu einer Broschüre, die über die Barrierefreiheit in Kölner Veranstaltungsorten informiert – die Ehrenamtler hatten nicht viel Zeit, die Beine hochzulegen. In Zukunft wollen sie ihre Gäste mit Mobilitätsproblemen selbst zu den Veranstaltungen bringen und einen Bücherschrank einrichten. „Ideen haben wir noch genug. Es fehlt uns oft an Geld, Zeit und Menschen“, meint Mauser.

Anmeldung muss Einkommensnachweis beigelegt werden

Der Verein sucht stetig weitere Ehrenamtliche für sein Unterfangen. Zurzeit hat er mehr Karten, als die Aktiven vermitteln können. Die Ehrenamtler arbeiten pro Person etwa zwei bis drei Stunden die Woche für den Verein. Im Büro und von zu Hause rufen sie die Beschenkten an, koordinieren Kulturpartner und diskutieren über neue Ideen. In Deutschland gibt es etwa 30 weitere vergleichbare Initiativen. Über neue Gäste freut sich die Kulturliste. Interessierte können sich im Büro oder online einen Flyer besorgen und damit anmelden. Dabei werden eigene Interessen angekreuzt, vom Kabarett über Klassik bis zum Kinderprogramm. Die angebotenen Vorstellungen sind dann darauf abgestimmt.

Um sicherzustellen, dass nur Menschen von dem Angebot Gebrauch machen, die tatsächlich bedürftig sind, muss der Anmeldung ein Einkommensnachweis beigelegt werden. Zusätzlich werden auch Karten an die Caritas, Frauenhäuser und Geflüchtetenheime vergeben. www.kulturliste-koeln.de