Köln – Ein wenig zaghaft erklingt sie noch, die Losung der Frauen aus der Pfarrei St. Agnes, dem Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) und der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), als sie am Samstagnachmittag von der Kirche St. Kunibert zum Roeckerathplatz vor die Kirche St. Agnes ziehen.
Dort feiern sie mit der geistlichen Beirätin des KDFB, Dr. Martina Fornet Ponse, einen Gottesdienst und protestieren für mehr Gleichberechtigung in der katholischen Kirche. Für eine Woche treten sie in einen Streik, bei dem sie ihre Dienste in der Kirche ruhen lassen werden.
„Keine Kirche ohne Frauen! Lasst uns unsere Zukunft bauen!“ skandieren die rund 100 Teilnehmer zu rhythmischen Paukenschlägen. Am Zielort angekommen, steigert sich die Lautstärke der Forderung schließlich noch merklich und kann somit sinnbildlich für den Geschlechterkampf in der Kirche angesehen werden: Was vor wenigen Jahren noch kaum möglich gewesen wäre, wird nun von immer mehr Menschen und immer lauter gefordert.
Priestermangel als Triebfeder
Die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern, die Beauftragung von Laien mit der Gemeindeleitung, mutige Veränderungen bestehender Kirchenstrukturen, Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche und die strafrechtliche Verfolgung von Tätern und Vertuschern sexualisierter Gewalt – so lauten die Forderungen der Frauen, die sich damit der Aktion „Maria 2.0“ anschließen, einer Initiative von Katholikinnen aus der Heilig Kreuz Gemeinde in Münster, an der sich bundesweit Frauen beteiligen.
„Die Kirche muss auf Dauer reagieren, sie hat in der Zukunft einen großen Priestermangel“, ist sich etwa Rotraud Röver-Barth, Kölner Diözesanvorsitzende beim KDFB, sicher. Dabei stünden genügend Menschen zur Verfügung, „die gut ausgebildet sind und solche Ämter übernehmen könnten und das auch gerne täten“.
Diese Menschen, so Röver-Barth weiter, würden daran gehindert, „ihre Berufung auszuüben“. Zwar hätten schon einige männliche Priester ihr Wohlwollen für die Forderungen der Frauen kundgetan, im klassischen Sinne mitmachen, würden und könnten sie jedoch nicht. Zum Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki haben die Streikenden gar nicht erst versucht, Kontakt aufzunehmen. „Der hat in letzter Zeit so viele Briefe aus einzelnen Pfarreien unbeantwortet gelassen, da erwarten wir erst gar nicht, dass er auf uns reagieren wird“, sagte Röver-Barth.
Die ganze Woche über wird es Aktionen auf dem Roeckerathplatz vor St. Agnes geben. Morgen wird an einer Wandzeitung gearbeitet, am Mittwoch und Donnerstag wird zu „Gesprächen am Feuer“ eingeladen, während am Freitag vor der Kirche gesungen werden soll. Die Abschlussveranstaltung findet am Samstag ab 17.30 Uhr statt.