Der Dokumentarfilm „Wie Gott uns schuf“ hatte vor zwei Jahren für Aufsehen gesorgt. Nun gibt es in Köln eine Schau.
Porträts im Domforum ausgestellt„Gott schließt niemanden aus“
Das Kreuz ist riesengroß und der Mensch winzig. Mal steht er im Schatten der goldenen Muttergottes, mal blickt er aus dem Dunkel ins Licht hinaus. Von zwei Frauen ist eine versteckt in der Unschärfe des Bildes zu sehen. Auf dem Kopf einer anderen scheint eine übermächtige Dornenkrone zu sitzen. Im Halbrund von leeren Bänken, die an den Bundestag erinnern, ist ein einsamer Mann zu erkennen. In ihren Kirchen hat Martin Niekämper Mitglieder der Bewegung #OutInChurch porträtiert. Seine Fotoausstellung „Gut.Katholisch.Queer – Für eine Kirche ohne Angst“ ist bis 5. Mai im Domforum zu sehen. Bei der Eröffnung zeigte sich Hausherr Rainer Tüschenbönner überrascht, wie viele Interessierte gekommen sind.
Schau im Domforum: Den Anderen im Blick
„Es geht um den Blick auf den gar nicht so fremden Anderen. Der Katholikenausschuss und das Stadtdekanat sind die Motoren“, sagte Veranstaltersprecher Max Rudloff. Was der zweiteilige preisgekrönte Dokumentarfilm „Wie Gott uns schuf“, der 2022 im Fernsehen lief, bewegt hat und ob überhaupt etwas, soll nun durch die Reaktionen auf die Ausstellung und das Begleitprogramm erkundet werden. „Ich war schockiert, dass Menschen aus Angst ihre Liebe verbergen müssen, und das führte zu der schmerzlichen Erkenntnis, wie viel Unrecht geschehen ist“, sagte Stadtdechant Monsignore Robert Kleine. Und die Kirche habe mit ihren Lehren die Ausgrenzung entgegen dem Glauben „Gott schließt aus seiner Liebe niemanden aus“ verstärkt. Nun sei er zuversichtlich, dass sich „ein kleiner Spalt zur Segnung von queeren Paaren geöffnet habe“, so Kleine.
„Ich bin ein bisschen stolz, als Porträtierter an so einem prominenten Ort Gesicht zeigen zu dürfen und bin gespannt, was für Reaktionen kommen“, sagte Dr. Tobias Kanngießer, Geschäftsleiter des Kolpinghauses Köln-Mülheim. Erst nachdem sich die Teilnehmenden einer Gesprächsrunde von kirchlichen Mitarbeitenden im Generalvikariat überwiegend positiv über die Doku geäußert hatten, traute er sich, die Pixel von seinem Foto auf der #OutInChurch-Plattform wegzunehmen. „Kolleginnen und Kollegen, die mich gut kennen, haben schnell gemerkt, dass ich schwul bin, gegenüber dem Arbeitgeber war ich zurückhaltend, aber wer schreibt schon seine sexuelle Orientierung in eine Bewerbung?“, erzählte Kanngießer. Seit er nun offen mit seiner Identität umgehe, so der promovierte katholische Theologe, nehme das Thema immer weniger Raum in seinem Leben ein.
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Begleitprogramm
Donnerstag, 25. April
14 Uhr: Der Fotograf Martin Niekämper ist für Gespräche zur Ausstellung im Domforum anwesend. Auch am Donnerstag, 2. Mai.
19 Uhr: Wünsche und Erwartungen an die Kirche. Menschen aus queeren Communities berichten auf dem Podium über ihre Erfahrungen mit Kirche.
Montag, 29. April
17.30 Uhr: Vorführung des Dokumentarfilms #OutInChurch Teil 1 und 2.
Donnerstag, 2. Mai
19.30 Uhr: Podiumsdiskussion „2 Jahre nach #OutInChurch. Hat sich was verändert?“
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. (uwe)