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Fischmarkt in KölnPaul Böhm baut Giebelhäuser wieder auf

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Die Fachwerkhäuser am Fischmarkt

Die Fachwerkhäuser am Fischmarkt

Der Kölner Star-Architekt Paul Böhm plant den Wiederaufbau der maroden Giebelhäuser am Fischmarkt unter strengen Denkmalschutzauflagen.

Er hat die Zentralmoschee in Ehrenfeld entworfen, die Kirche St. Theodor in Vingst und das „Weltstadthaus“ von Peek & Cloppenburg in Wuppertal-Elberfeld. Jetzt ist der Kölner Star-Architekt Paul Böhm mit einem zwar wesentlich kleineren Projekt befasst, es geht jedoch um eine der prominentesten Ansichten von Köln. Böhm soll die seit mehr als einem Jahr bestehende Lücke im Altstadtpanorama am Fischmarkt schließen.

„Vor zwei Monaten hat man mich gebeten, dieses Projekt zu übernehmen. Es ist eine sehr schwierige Aufgabe an einer sehr spannenden Stelle“, sagte Böhm der Rundschau.

Die bunten Fachwerkhäuser am Fischmarkt mit der romanischen Kirche Groß St. Martin im Hintergrund zählten jahrzehntelang zu den meistfotografierten Motiven Kölns. Doch im November 2023 wurden die denkmalgeschützten Giebelhäuser mit den Hausnummern 1 und 3, in denen sich zuletzt das Restaurant „Feinfein“ befand, abgerissen. Bei Sanierungsarbeiten hatte sich herausgestellt, dass die Holzbalken der auf das 16. Jahrhundert zurückgehenden Fachwerkkonstruktion so marode waren, dass Einsturzgefahr drohte.

Fischmarkt: Entwurf des ersten Architekten verstieß gegen Denkmalauflagen

Die Giebelhäuser mussten mit einem Gerüst abgestützt werden, später wurden sie bis zur Oberkante des ersten Obergeschosses abgetragen. Seitdem klafft ein hässliches Loch im Postkarten-Panorama. Der erhaltene Gebäudeteil und die Rückwand sind mit schwarzen Planen verdeckt. Die Eigentümerin des Grundstücks, die Centralis Immobilien GmbH aus Hamburg, wollte die Giebelhäuser ursprünglich für drei Millionen Euro sanieren und in ein modernes Business-Hotel verwandeln. Jetzt steht ein Neubau auf den vorhandenen Gebäuderesten an.

Im Juli hatte die Centralis bereits einen Bauantrag für den Wiederaufbau eingereicht. Doch der Entwurf des ersten Architekten entsprach nicht den Vorgaben des Denkmalschutzes. Daraufhin wurde Paul Böhm engagiert, der nun den Wiederaufbau in enger Absprache mit der Denkmalpflege, dem Stadtplanungsamt und der Bauaufsicht planen soll.

Das Panorama mit den Giebelhäusern und Groß St. Martin sei „fantastisch“ und erfordere großen Respekt, betonte Böhm. „Damit muss man sehr sensibel umgehen. Die Schwierigkeit des Auftrages liegt darin, dass die Auflagen des Denkmalschutzes sehr streng sind und man sie sehr ernst nehmen muss, dass man aber trotzdem etwas Originelles schaffen möchte. Das weckt meinen Ehrgeiz.“

Es habe bereits mehrere Treffen mit Vertretern der städtischen Ämter gegeben, sagte Böhm. Erst gestern habe man sich vor Ort getroffen, um zu besprechen, was alles berücksichtigt werden müssen. „Wir müssen die Spielräume ausloten, in denen wir uns bewegen können.“

Fischmarkt Köln: Böhm hofft auf Baugenehmigung noch in diesem Jahr

Klar sei, dass es keine Eins-zu-eins-Rekonstruktion der abgerissenen Fachwerkhäuser geben werde. Hier sei in der Vergangenheit ohnehin einiges falsch gemacht worden.

Stadtkonservator Thomas Werner hatte bereits darauf hingewiesen, dass die Fassaden bei einer Sanierung in den 1930er-Jahren optisch in einer Weise verändert wurden, die nicht dem historischen Original entsprach. Dabei wurden auch jene Baufehler gemacht, die dazu führten, dass das Holzfachwerk   durch Feuchtigkeit, Pilz- und Insektenbefall zerstört wurde.

Laut Böhm ist in dem Neubau weiterhin ein Hotel geplant. Man stehe mit den Planungen noch am Anfang, viel drehe sich um die Aufteilung der Grundrisse. Auch ein Aufzug sei geplant, um das Gebäude barrierearm zu machen. Ob der Bau in Holzbauweise oder in Stahlbeton errichtet wird, werde derzeit noch geprüft.

Was die äußere Form angeht, seien die Vorgaben des Denkmalschutzes maßgeblich. „Die Dachformen müssen und wollen wir erhalten“, sagte Böhm. Man wolle aber die Fensterformen überarbeiten und mehr an das benachbarte Ensemble anpassen. Böhm drückt aufs Tempo: „Wir wollen möglichst schnell Baurecht haben.“ Er hoffe auf eine Baugenehmigung noch in diesem Jahr. Die bisherigen Planungen würden nicht weiterverfolgt. „Wir fangen ganz von vorne an“, so Böhm.