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Brüsseler Platz in KölnBeschwerden über Außengastro im Belgischen Viertel wachsen

Lesezeit 3 Minuten
Mit dem Ordnungsamt unterwegs durch die Kölner Nacht

Zeitweise betreten verboten: Das Verweilverbot sorgt auch für erste Verdrängungen.

Anwohner des Belgischen Viertels in Köln beklagen Lärmbelästigung durch Außengastronomie und Partygänger. Initiativen fordern strengere Maßnahmen.

Michael Neumann nennt es einen Hilferuf. Einen Hilferuf von einer Anwohnerin aus dem Belgischen Viertel, die wegen des nächtlichen Lärmes der Partygänger nicht mehr schlafen kann. In ihrer Not hat sich die Frau an Michael Neumann gewandt, in seiner Funktion als Sprecher der „Bürgergemeinschaft Rathenauplatz“. Die Anwohnerin sei „nervlich am Ende“. Mittlerweile würden die Nachtschwärmer wegen des Verweilverbotes auf dem Brüsseler Platz in die Nebenstraße ausweichen und sorgen nun dort vermehrt für Lärmbeschwerden. Und der Sommer komme erst noch.

„Die Außengastronomie und die Lärmbelästigung hat in dem Viertel in vergangenen zehn Jahren massiv zugenommen“, sagt Neumann. Er wohnt an der Lindenstraße/Ecke Roonstraße. Und auch dort würden besonders an Wochenende hunderte Partygänger auf der Straße stehen und bis früh in den Morgen feiern. Demnach könne er den Hilferuf der Anwohner von der Gerhard-Meister-Straße sehr gut verstehen. Der Sprecher der Initiative sprang für die schlaflose Anwohnerin in die Bresche und wandte sich an die Stadt Köln und fragte nach einem besseren Schutz für die Anwohner. Die Antworten aus der Gewerbeabteilung der Stadt Köln lassen Neumann unzufrieden zurück. „Die Stadt Köln nimmt jede Beschwerde ernst und der Gesundheitsschutz von Bürgerinnen und Bürgern ist uns ein großes Anliegen“, antwortete die Stadt. Dies nimmt Neumann der Stadt nicht so richtig ab. „Das Ordnungsamt ist nach Mitternacht oft überhaupt nicht mehr zu sehen. Sie haben zu wenig Personal“, betont Neumann.

Im Fall des vor Monaten eröffneten „Moltke-Kiosk“ an der Moltkestraße sieht Neumann die Gesundheit der Bürger gefährdet: „Es kann nicht sein, dass in einem Wohngebiet eine Trinkhalle an Wochenenden bis drei Uhr morgens öffnen darf“.   „Der Kiosk ist auf Saufgelage ausgerichtet“, betonte Bezirksbürgermeister Andreas Hupke im Sommer 2024 nach der Eröffnung. In dem Geschäft würde überwiegend Hochprozentiges angeboten. In einem Seniorenheim an der Lütticher Straße/Ecke Moltkestraße ist man entsetzt über diese neue Lärmquelle. „Diese Atmosphäre ist nicht nur unerträglich, sie macht auch krank.

Der umstrittene Kiosk an der Moltkestraße.

Es geht doch nicht an, dass wir, um schlafen zu können, jedes Wochenende Schlaftabletten einschmeißen“, sagte eine Bewohnerin. Der Sprecher der Bürgergemeinschaft ergänzt: „Die Ursache für die Fehlentwicklung beginnt weit früher bei der Genehmigung für Gastronomen und Kioske/Trinkhallen. Wenn permanent neue Imbissbuden und Trinkhallen für Alkohol und Lachgas entstehen und in Wohngebieten 23 Stunden geöffnet haben, werden sich die Probleme verschärfen“.

Außengastro darf nicht ungehemmt wuchern

Die Stadt kontert: Die Außengastronomie dürfe sich nicht ungehemmt im öffentlichen Raum ausbreiten. Hierzu gebe es verbindliche Vorgaben zur Anordnung und Gestaltung der Außengastronomie. „Es ist aber auch eine Tatsache, dass Außengastronomie von Bewohner*innen und Gästen vermehrt gewünscht und als wichtiger Teil der Stadtkultur betrachtet wird“, heißt es in einem Schreiben. Das Thema Lärmbelästigung am Brüsseler Platz ist gewiss nicht neu. Sozialdezernent Harald Rau hält die Nachtruhe ab 22 Uhr in der Kölner Innenstadt an zentralen Plätzen für „nicht lebensnah“.

Selbst Innenminister Herbert Reul hat eine Meinung zum Brüsseler Platz und sagte der Rundschau: „Leben auf der Straße muss möglich sein, man muss auch feiern können. Auf der anderen Seite muss man sich ordentlich benehmen. Es gibt auch Grenzen der Belastung. Mit Gesetzen bekommt man das nur begrenzt in den Griff. Ein Verbot ist ja keine Lösung des Problems. Dass sich Menschen ordentlich verhalten, lässt sich nicht befehlen. Aber natürlich gibt es irgendwann die Schwelle, wo man sagen muss: Das geht nicht, die können sich nicht benehmen, die rasten aus dann muss der Staat eben Regeln setzen.“