Innenstadt – Als eine bodenlose Frechheit empfindet Kerstin F. aus Hochkirchen das, was ihr am Sonntag, 28. Juni, im Justizviertel passiert ist. Die junge Frau möchte nicht mit vollem Namen genannt werden: „Man weiß ja nie, was dann noch passiert.“
„Als ich von einem Frühstück zu meinem parkenden Auto zurückkehrte, traf mich fast der Schlag. Ein Unbekannter hatte meinen blauen Audi A3 aufwendig und offensichtlich in voller Absicht rundherum mit einem robusten Gegenstand, vermutlich einem Stein, so bearbeitet, dass der gesamte Wagen beschädigt ist.“
Abgestellt habe sie ihr Auto am späten Vormittag in der Hans-Carl-Nipperdey-Straße auf dem Parkplatz gegenüber der Haltestelle „Justiz Zentrum“ am Amtsgericht Köln. Als sie gegen 15 Uhr zurückkehrte, sah sie das Drama. Ein Vorfall, der sie sprachlos zurücklässt. „Ich habe sofort die Polizei verständigt, doch man teilte mir mit, ich solle die nächste Polizeidienststelle anfahren.“ Vor Ort seien die Beamten – wegen Corona – nicht gewillt gewesen, sich den Schaden anzuschauen. Sie solle ihre Anzeige online einreichen, hieß es. „Doch auf diesem Weg war es nicht möglich, die Fotos hochzuladen. Nun fürchte ich, dass die Anzeige völlig umsonst gewesen ist“, sagt Kerstin F.
Die Gegend rund ums Justizzentrum ist offenbar bekannt für solche Straftaten. Wie aus den Facebook-Kommentaren in der Gruppe „Kölner Nettwerk“ hervorgeht, sei ähnliches auch anderen Autobesitzern passiert. „Das ist nicht der erste Fall“, kommentierten etliche Nutzer den Vorfall, den eine Freundin von Kerstin F. dort mitsamt Fotos eingestellt hat, in der Hoffnung, Zeugen zu finden.
Kerstin F. fühlt sich hilflos, „und von der Polizei nicht ernst genommen“. Eine Anzeige gegen Unbekannt, noch dazu ohne Fotos, bringe nichts, meint sie – und befürchtet, auf den Reparaturkosten von rund 5000 Euro sitzen zu bleiben, da ihre Teilkaskoversicherung den Schaden nicht übernehme.
Die Polizei indes kennt das Areal am Justizviertel und weiß, dass dort Fahrzeuge mutwillig beschädigt werden. Von einem „Hotspot“ will Polizeioberkommissar Philipp Hüwe trotzdem nicht sprechen. „In diesem Jahr kam es bislang zu fünf solcher Straftaten, vergangenes Jahr waren es sieben“, so Hüwe, der jedoch vermutet, dass nicht jeder Schaden angezeigt wurde. Die Dunkelziffer könnte demnach höher liegen.
Trotzdem werde das Viertel nicht „explizit bestreift“, aber die Beamten fahren, Hüwes Angaben zufolge, in regelmäßigen Abständen dort vorbei. Für Kerstin F. ist das indes kein Trost. „Ich werde dort auf jeden Fall nicht noch einmal mit dem Auto hinfahren.“