Ein 44-jähriger Taxifahrer steht wegen versuchten Mordes vor Gericht, offenbar aufgrund schwerer psychischer Erkrankungen und Wahnvorstellungen.
Amokfahrt in Kölner AltstadtTaxifahrer äußert bizarre Wahnvorstellung vor Gericht

Der Tatort der Amokfahrt am Alter Markt
Copyright: Daniel Taab
Es war ein Schockmoment, als im August vergangenen Jahres ein Taxi durch die Kölner Altstadt raste und scheinbar gezielt auf Menschengruppen zufuhr. Am Ende der Amokfahrt waren zwei Frauen zum Teil schwer verletzt. Dass nicht noch mehr passierte, ist einem Köbes zu verdanken, der damals die Verfolgung des Taxis aufnahm und den Fahrer (44) an der Flucht hinderte, als dieser mit seinem Auto nicht mehr weiter kam und zu Fuß wegrennen wollte. Zuvor hatte der 44-Jährige bereits in Essen eine Frau angefahren, als diese gerade einen Zebrastreifen überquerte. Auch sie wurde schwer verletzt. Anschließend war der Taxifahrer nach Köln gefahren.
Im Prozess gegen den 44-Jährigen aus Velbert wegen vierfachen versuchten heimtückischen Mordes, versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung sowie gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, verdichteten sich am Donnerstag Hinweise auf eine schwere psychische Erkrankung des 44-Jährigen. Ein Psychiater (45) aus der Klinik, in der der Beschuldigte derzeit untergebracht ist, gab im Zeugenstand an, dass der 44-Jährige immer wieder „bizarre Wahnvorstellungen“ äußere. Der 44-Jährige zeige weder Krankheitseinsicht, noch sei er therapiebereit. „Er gab an, nicht krank zu sein. Vielmehr sei ein Zauber verantwortlich“, sagte der Psychiater. Die Tat sei aufgrund von „Magie“, unter deren Einfluss er gestanden habe, geschehen, so der Zeuge weiter. „Er habe das nicht gewollt, habe aber nichts dagegen tun können“, habe der Beschuldigte in der Klinik über das Geschehen gesagt.
Taxifahrer sieht sich Zauber „machtlos gegenüber“
Weiter, so der Zeuge, habe der Angeschuldigte gesagt, er stehe dem Zauber „machtlos gegenüber“. Auch habe der Angeschuldigte wiederholt geäußert, er werde von fremden Mächten, wie der Mafia, von Geheimdiensten oder Außerirdischen verfolgt. Zwar habe sich das Wahnerleben ab Ende Dezember etwas nachgelassen, davon lösen könne sich der Beschuldigte bislang aber nicht. Zudem zeige der 44-Jährige noch psychotische Symptome. „Er ist aber weder krankheits-, noch behandlungseinsichtig“, sagte der Psychiater. Auch sei der Angeschuldigte, der bei der Amokfahrt auch unter dem Einfluss von Cannabis und Kokain gestanden haben soll, immer noch süchtig nach Cannabis. „Die Kriterien für eine Abhängigkeit erfüllt er, würde ich sagen“, sagte der 45-Jährige.
Die Schwester (38) des Angeklagten behauptete dann im Zeugenstand, dass ihr Bruder zirka 2017 bei einem Onkel in Hessen zu Besuch gewesen sei. Seither hätten sie und die restlichen Geschwister eine Vermutung: „Die haben Schwarze Magie mit dem gemacht. Danach war mein Bruder komplett verändert“, sagte die 38-Jährige. In Jordanien, wo ihre Familie herstamme, sei das „völlig normal“. Der Bruder sei in der Folge in einer Psychiatrie zwangsuntergebracht worden. „Da fühlte er sich nicht gut. Er hat Sachen gehört“, sagte die Frau weiter. Auf Detailfragen, was für Stimmen zu ihrem Bruder sprächen und was sie sagten, antwortete die Zeugin aus Sicht des Vorsitzenden Peter Koerfers ausweichend: „Mein Eindruck ist, dass Sie nicht alles erzählt haben“, hielt der Vorsitzende der 38-Jährigen vor. Doch die konterte: „Was soll ich denn sagen? Er fühlte sich nicht gut. Er hörte Stimmen, ja. Mehr hat er aber nicht erzählt.“ Der Prozess wird fortgesetzt.