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Katholische KircheErneute Segensfeier für „alle Paare“ in Köln geplant

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Köln: Pastoralreferent Manfred Becker-Irrnen während seiner Predigt beim Gottesdienst „Segen für alle“ am Kölner Dom.

Köln: Pastoralreferent Manfred Becker-Irrnen während seiner Predigt beim Gottesdienst „Segen für alle“ am Kölner Dom.

Trotz Widerstand von Kardinal Woelki und Einschränkungen aus Rom führt Köln erneut eine Segensfeier für gleichgeschlechtliche und geschiedene Wiederverheiratete durch, organisiert von Marianne Arndt.

Sie rücken etwas näher heran an Kardinal Woelki – allerdings nur räumlich. Rund ein Jahr nach der ersten Segensfeier „für alle Paare“ auf dem Bahnhofsvorplatz wird das Organisationsteam um Gemeindereferentin Marianne Arndt erneut eine solche Segensfeier durchführen. Dieses Mal auf dem Börsenplatz, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Erzbischöflichen Palais, dem Wohnsitz des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki. Am kommenden Dienstag, den 1. Oktober, um 18.30 Uhr wird sie stattfinden.

Es ist eine Segensspendung, der der Kardinal ausdrücklich nicht nahesteht. In einer Ankündigung der Feier betonen die Organisatoren, dass sich vor allem wieder gleichgeschlechtliche Paare und geschiedene Wiederverheiratete eingeladen fühlen dürfen. Die erste dieser Feiern in Deutschland fand im März 2023 in Mettmann statt – und hatte ein Nachspiel. Der verantwortliche Pfarrer Herbert Ullmann erhielt eine Dienstanweisung vom Generalvikar des Erzbistums Köln, Guido Assmann. Er habe solche Segnungen künftig zu unterlassen, soll der Tenor des Schreibens gewesen sein. Ullmann selbst beschrieb damals die drohenden Konsequenzen in einem Interview: „Sonst riskiere ich meine Existenz, das muss man leider so sagen.“

Ein Signal nach Rom gesendet

Die Segensfeier, die im September 2023 in Köln folgte, sendete folglich gleich zwei Signale der Solidarität: eins an Ullmann nach Mettmann, eins an alle gleichgeschlechtlichen und wiederverheirateten Paare, die nach damaliger katholischer Kirchenlehre grundlegend vom Segen ausgeschlossen waren. Arndt und ihr Organisatorenteam wollten aber ganz ausdrücklich noch ein drittes Signal senden. Nach Rom. Und fast schien es so, als sie dieses auch angekommen. Denn nur zwei Monate später veröffentlichte der Vatikan eine von Papst Franziskus unterzeichnete Grundsatzerklärung, wonach die Segnung homosexueller Paare möglich ist – wenn auch unter Einschränkungen. Woelki ging auf kritische Distanz zu dieser Grundsatzerklärung. Die Einschränkungen und die Distanz sind nun Anlass für die zweite Segnungsfeier in Köln.

„Uns reicht nicht, was in dem vergangenen Jahr an Öffnung geschehen ist. Wir möchten damit ein deutliches Zeichen gegen die noch praktizierte Ausgrenzung und Diskriminierung setzen“, sagt Arndt. Denn nicht anderes sei es, wenn die Segnungen nur außerhalb von liturgischen feiern stattfinden und nicht länger als 15 Sekunden dauern dürften. „Eine Kirchenführung, die Segen für Liebende als irregulär bezeichnet, verrät das Evangelium“, zeigt sich Arndt erneut kämpferisch.

Wie im vergangenen Jahr soll es auch dieses Mal wieder eine Segnungsfeier mit Altar geben. Wer die Segnungen am Börsenplatz durchführen wird, wird von dem Organisationsteam noch nicht benannt. Am Bahnhofsvorplatz war unter anderem der Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer unter den Segnenden. Mitglieder des Mädchenchors am Dom begleiteten die Feier. Im September 2023 fand die Feier großen Zuspruch. Mehrere hundert Gläubige kamen zum Bahnhofsvorplatz. Viele zeigten sich tief bewegt von der Aktion und äußerten, das müsse eine Wiederholung finden. Kommenden Dienstag ist es soweit.