Anselm Weyer stellt in der Rundschau Bauten in Köln vor, ihre Geschichte und ihre Nutzungen. Diesmal geht es um den Malakoff-Turm am Rheinauhafen.
Bauten mit HistorieDer Malakoff-Turm hat in seiner Historie viele Nutzungswandel erlebt
Ein Turm sollte da am Rhein entstehen. Aber ein möglichst unauffälliger. Die Preußen wollten nämlich aus ihren Befestigungsanlagen, mit denen sie Köln im 19. Jahrhundert zur Wacht am Rhein gegen Frankreich aufrüsteten, möglichst ein Geheimnis machen. Schließlich sollte der ausgerufene Erbfeind nicht auf den ersten Blick wissen, wie es um die kriegstechnisch relevante Infrastruktur der Stadt bestellt war.
Entsprechend durfte auch die neue Rheinuferbefestigung, die das Militär von 1848 bis 1858 errichtete, nicht allzu sehr ins Auge fallen. Dies mit ästhetischen Erwägungen in Einklang zu bringen, schien aber angesichts der damaligen malerischen Rheinfront kein großes Problem zu sein. Bei der Gestaltung des Malakoff-Turms am Holzmarkt lehnte man sich einfach ans Erscheinungsbild des so schönen wie nahen Bayenturms an.
Neubau mit gotisch anmutendem Fries
Und da die damalige Architektursprache ohnehin ganz dem Historismus verpflichtet war, schrie kein Baukünstler empört auf, weil ein Neubau mit gotisch anmutendem Fries und Zinnenkranz versehen wurde. Der Ziegelbau mit Werksteingliederung diente als nördlicher Abschluss der Kehlmauer. Ingenieur-Oberst vom Platz Karl Schnitzler hat ihn entworfen als zweigeschossigen quadratischen Unterbau mit achteckigem zweigeschossigen Turmaufsatz zur Stadtseite, an den ein rechteckiger Anbau an der Hafenseite anschließt. Die Bauleitung übernahm Stadtbaumeister Bernhard Wilhelm Harperath. Der Innenausbau war 1855 abgeschlossen. In diesem Jahr erhielt der Turm auch seinen Namen.
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Er erinnert an das Fort Malakow in Sewastopol auf der Halbinsel Krim. Dieses hatte sich monatelang der Eroberung durch französische Truppen widersetzt, bevor es dann doch am 8. September 1855 fiel. Eine immer ausgeklügeltere Kriegstechnik sorgte jedoch bald für zunehmendes Destruktionspotenzial. Darauf reagierten die Machthaber mit der Anlage des Festungsrings. Damit aber verlor der Malakoff-Turm seine militärische Relevanz. Der Turm brauchte eine neue Bestimmung. Und er bekam sie. Als nämlich der Rheinauhafen auf dem ehemaligen Werthchen angelegt wurde, entstand am Eingang des Hafens eine Drehbrücke. Bewegen sollte sie eine elektro-hydraulische Druckwasserpumpe, die natürlich in einem Maschinenhaus untergebracht werden musste. Da fiel der suchende Blick auf den Malakoff-Turm.
Wie das bei Umnutzungen immer so ist, so war das auch damals nicht die bautechnisch einfachste Lösung. Von 1892 bis 1898 dauerten die umfassenden Umbauten. Dafür aber konnte ein inzwischen liebgewonnenes Gebäude einer sinnvollen Nachnutzung überantwortet werden. Die Drehbrücke am Rheinauhafen ging am 5. August 1896 in Betrieb, also noch vor Vollendung der Zollbauten. Die Wohnung des Brückenwärters war im angebauten Geschützturm untergebracht. Dann jedoch kam der Zweite Weltkrieg, und das alte Militärbauwerk wurde wieder kriegsrelevant. Diesmal diente es der Flak.
Entsprechend seiner „Nutzung“ überstand der Malakoff-Turm den Krieg nicht unversehrt. Diese sowie auch altersbedingte Schäden beseitigten Renovierungen, etwa jene um das Jahr 2005 herum. Da erneuerte Wladimir Gerlach auch die Sandsteinfiguren am Rundbogenfries des Geschützturms, von denen nur noch die Füße übrig geblieben waren: ein Adler und ein Drache. Bis heute birgt der Turm am Rheinufer die technischen Anlagen für die Brücke. Außerdem nutzen Vereine die historischen Mauern.
Malakoff-Turm Holzmarkt Karl Schnitzler 1852–1855