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Auschwitz-BefreiungstagKöln gedenkt auf mehreren Demos Opfern des Nationalsozialismus

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Eine Frau trägt ein Schild mit der Aufschrift „Nie wieder ist jetzt“.

Vor dem NS-Dokumentationszentrum am Appellhofplatz gab es eine Kundgebung gegen Antisemitismus.

In der Kölner Innenstadt fanden zum Auschwitz-Befreiungstag am 27. Januar Demos und Kundgebungen statt.

Die Zauberflöten, ein Chor schwuler Männer, sang „The Rose“ von Bette Midler während die Teilnehmenden des Gedenkens weiße Rosen am Mahnmal „totgeschlagen – totgeschwiegen“ für die queeren Opfer der Nazis am Rheinufer nahe der Hohenzollernbrücke niederlegten. Menschen, deren sexuelle Orientierung oder Geschlecht nicht der Norm entsprachen, mussten sich im Nationalsozialismus verbergen oder verstellen. Viele wurden ermordet, ihr Schicksal totgeschwiegen. Der Lesben- und Schwulenverband NRW (LSVD) hatte zu dem Gedenken eingeladen, um ein Zeichen gegen Ausgrenzung, Hass und Gewalt zu setzen.

Sven Lehmann, Queer-Beauftragter der Bundesregierung dankte dem LSVD NRW für das würdige Gedenken. Der Kölner Bundestagsabgeordnete (Grüne) betonte, dass es niemals ein Vergessen geben dürfte. „Durch den Terror der Nazis wurden Millionen Menschen verfolgt, entrechtet und getötet. Viele Generationen galten queere Menschen leider nicht als Opfer. Erst im letzten Jahr hat der Deutsche Bundestag offiziell der Opfer gedacht, die aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität von den Nazis ermordet wurden.“

Auf einem Mahnmal liegen Blumen und Kerzen.

Das Mahnmal für die schwulen und lesbischen Opfer des Nationalsozialismus an der Hohenzollernbrücke.

Der Oberstufenchor des Hansa-Gymnasiums schlug mit „Alles verloren“ von den Höhnern bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus in der Antoniter-Kirche die Brücke von Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft. „Die Verfolgung und Bestrafung der Armen durch die Kölner Nationalsozialisten“ stand im Fokus des Gedenkens. In einer Textcollage erinnerten Renate Fuhrmann, Klaus Nierhoff und Mascha Schwarzberg daran, dass die Zuschreibung „asozial“ in der NS-Zeit zum Todesurteil werden konnte. Kurz nach der Machtergreifung 1933 durchkämmten Polizei und SA tagelang Kneipen, Nachtasyle und den Hauptbahnhof und verhafteten Personen ohne festen Wohnsitz.

Ein Beispiel für die „Säuberungspolitik“ der Nazis ist die Sanierung des Martinsviertels, das zu einer gehobenen Wohngegend umgestaltet werden sollte. 140 Kleinstwohnungen gingen dabei verloren. Die vertriebenen Menschen wurden am Stadtrand in Armensiedlungen untergebracht und polizeilich überwacht. „An die Opfer zu erinnern, heißt auch heute deutlich gegen die Diskriminierung und Ausgrenzung dieser Menschen einzutreten“, so die Botschaft in einer Textcollage der Schülerinnen und Schüler.

Eine weitere Demonstration am 79. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers fand am Samstag vor dem NS-Dokumentationszentrum statt. Die Kundgebung gegen Antisemitismus wollte vor allem jüdischen Frauen eine Stimme geben. Feministische Organisationen wurden zur Solidarität aufgerufen.