Mit einem Umzug des Römisch-Germanischen Museums vom Belgischen Haus ins Kulturquartier am Neumarkt will Köln Verwaltungskosten senken. Kritiker sehen in den Plänen einen Kulturabbau.
Die nächste HiobsbotschaftDas Römisch-Germanische Museum soll ins Kulturquartier am Neumarkt ziehen
Wegen der Sparzwänge im städtischen Haushalt erwägt Kulturdezernent Stefan Charles den Umzug des Römisch-Germanischen Museums (RGM) aus dem Interim im Belgischen Haus ins Kulturquartier am Neumarkt. Hierdurch sollen die jährlichen Mietzahlungen von knapp 500.000 Euro gespart werden. Die Stadt verspricht sich „Synergien“ durch den gemeinsamen Standort mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum und dem Museum Schnütgen. In der Kulturszene sorgen die Pläne indes für Unruhe und Unverständnis. „Das ist der Ausverkauf Kölns als Kulturstadt“, wettert beispielsweise Konrad Adenauer, langjähriges Vorstandsmitglied der Archäologischen Gesellschaft, dem Förderverein des RGM.
Ursprünglich sollte das RGM im Jahr 2027 das Belgische Haus in der Cäcilienstraße verlassen und in den Hauptsitz am Roncalliplatz zurückkehren. Doch inzwischen geht niemand mehr im Stadthaus von einer Wiedereröffnung vor 2030 aus. Das Haupthaus ist Ende 2018 für die Sanierungsarbeiten geschlossen worden, ein Jahr später war das eigens für die Bedürfnisse des Museums umgebaute Belgische Haus bezogen worden. Nun soll der Umzug in ein neues Interim folgen. „Diese Idee macht mich fassungslos. Das Römisch-Germanische Museum ist neben dem Museum Ludwig das prominenteste Kölner Museum und verschwände für den Umzug erneut lange von der Bildfläche“, gibt der einstige Kulturpolitiker Klaus Burghard zu bedenken, der heute unter anderem Vorsitzender des Fördervereins „Miqua-Freunde“ ist. Etwa ein Jahr müsste das RGM für den Umzug geschlossen werden, heißt es.
Kulturdezernent hat sich noch nicht geäußert
Zu den Umzugsplänen hat sich der Kulturdezernent bislang nicht öffentlich geäußert. Im Belgischen Haus hatte das RGM zuletzt rund 50.000 Gäste im Jahr verzeichnet – etwa ein Viertel des Besucheraufkommens im Haupthaus. Bei einem Umzug ins Kulturquartier - also auf die gegenüberliegende Seite der Cäcilienstraße - stünde dem RGM die Sonderausstellungs-Halle zur Verfügung. Den Raum nutzen das RJM und das Schnütgen abwechselnd für große Ausstellungen, die zusätzliches Publikum generieren. Als nächstes ist für 2027 etwa eine Sonderausstellung des Schnütgen geplant, es ist ungewiss, ob und wie diese stattfinden könnte.
Bei einem Umzug ins Kulturquartier wäre für die römischen Artefakte eine konzeptionelle Ausstellungsgestaltung erforderlich. Hinzu kämen die Umzugskosten. Als vor knapp vier Jahren Ausstellungsstücke des RGM für die Landesausstellung „Rom am Rhein“ ins Kulturquartier am Neumarkt gebracht wurden, hatte dies bereits rund 500.000 Euro gekostet.
Die Gegner eines erneuten Museumsumzugs verweisen neben der langen Schließungszeit auf den erforderlichen Rückbau im Belgischen Haus, um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Zudem habe die Stadt damals einen Mietvertrag über zehn Jahre mit den Eigentümern des Belgischen Hauses abgeschlossen. Das Kulturzentrum am Neumarkt befindet sich im städtischen Besitz, hier fielen demnach lediglich die jährlichen Betriebskosten an. „Dennoch halte ich den Umzug für einen Fehler und ein Zeichen für die mangelnde Wertschätzung der wenigen verbliebenen Museen in Köln“, bemängelt Burghard.
Die Sanierungskosten im Haupthaus des RGM waren zuletzt von den ursprünglich prognostizierten 41,7 Millionen Euro auf zuletzt rund 177 Millionen Euro gestiegen.
Versicherung zahlt nach Diebstahl
1,3 Millionen Euro hat die Stadt von einer Versicherung für den Kunstraub im Museum für Ostasiatische Kunst erstattet bekommen. Die Versicherungssumme ist jetzt in den neuen Haushalt der Stadt eingeflossen.
Die Sicherheitsvorkehrungen im Museum waren anschließend deutlich erhöht worden. Überwachungskameras wurden installiert, das Wachpersonal aufgestockt und die neuen Fenster mit Panzerglas ausgestattet. Weil es bislang keine Hinweise auf die Täter gibt, sind die Ermittlungen zwischenzeitlich eingestellt worden.
Das erstattete Geld wird zunächst nicht dem Museum für Ostasiatische Kunst für den Kauf neuer Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt. Laut Stadt dürfen „konsumtive Mittel“ aus rechtlichen Zwängen nicht für Neukäufe verwendet werden. Theoretisch sei es möglich, dem Museum das Geld beispielsweise für Ausstellungen zu überlassen, doch angesichts der angespannten Haushaltslage habe die Verwaltung hiervon abgesehen. Nach dem Diebstahl gab es die Vermutung, es könne sich um eine Auftragstat gehandelt haben, denn zuletzt gab es mehrere ähnliche Taten. (tho)