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Kölner Serie „Spurensuche“Was Buffalo Bill einst in Köln zu schaffen hatte

Lesezeit 5 Minuten

 Bis heute zählt Buffalo Bills Show, wie hier zu sehen bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg, zu einem Klassiker.

  1. Wo lebte Romy Schneider? Wo stieg Max Schmeling in den Ring?
  2. In unserer Serie „Spurensuche“ stellen wir Personen und ihre Zeit in Köln vor, Orte ohne Gedenktafeln. Anselm Weyer widmet sich Buffalo Bill, der seine Wild-West-Show 1890 in Köln zeigte.

Köln – Auf Bücher und Bilder, vor allem aber auf auswärtige Besuche war man in den Zeiten vor Massentourismus und Massenmedien angewiesen, wenn man einen Blick auf die große weite Welt werfen wollte. Im Spätsommer 1890 gab sich in Köln eine Legende des Wilden Westens die Ehre: Buffalo Bill. Als „hoch gewachsene, kräftig gebaute und doch schlanke Gestalt“ wird er von den Kölner Zeitungen beschrieben, „sein charakteristischer, eine kühne Unternehmungslust verratender Kopf ist mit einem leichtgeschwungenen breitkrämpigen Hute bedeckt, unter welchem das üppige, gekräuselte Haar auf die Schultern niederwallt.

Seine wunderbaren Erfolge als Kundschafter und Führer gegen die Indianer verhalfen ihm zu seiner jetzigen gewinnreichen Stellung und haben aus einem armen Kuhhirten einen Dollars-Millionär gemacht.“ Mit seiner extrem erfolgreichen Wild-West-Show prägt Buffalo Bill bis heute das Bild vom Wilden Westen.

Pionier in der Vermarktung des Wilden Westens: William Frederick Cody, genannt Buffalo Bill, kam am 26. Februar 1846, vor 175 Jahren, auf die Welt. 

Seinen Namen erhielt der am 26. Februar 1846 geborene William F. Cody, als er für die Fleischversorgung der Kansas-Pacific-Eisenbahn innerhalb von 18 Monaten 4280 Bisons erlegt haben will.

Damit trug er in nicht unerheblichem Maße dazu bei, dass die Bisons fast ausstarben und die Ureinwohner Amerikas eine ihrer wichtigsten Lebensgrundlagen verloren. Dann half er auch noch als Scout der Amerikanischen Armee im Kampf gegen verschiedene Stämme, wobei insbesondere sein Depeschen-Ritt, 571 Kilometer mitten durch Feindesland in 58 Stunden, zu seinem Ruhm beitrug.

1869 wurde dann Buffalo Bill zum Helden einer Reihe billig produzierter Abenteuerromane. Die machten ihn so populär, dass er dies mit einer Art Zirkusdarbietung zu Geld zu machen beschloss. Ab 1883 ging er mit einer eigenen Truppe auf Tournee und trug das Bild des Wild-West-Helden, das die Öffentlichkeit vor allem durch die Lektüre der sehr erfolgreichen Groschenhefte von ihm hatte, weiter.

Spätere Distanz zu seinen Heldentaten

Selbst sah er aber mittlerweile seine früheren Heldentaten offensichtlich in kritischem Licht. Die einst so weite und freie Prärie war von Zäunen und Eisenbahnlinien durchschnitten, von einst 50 Millionen Bisons waren nur noch etwa 1000 übrig und die amerikanischen Ureinwohner waren in Reservate eingepfercht. „Jeder Indianeraufstand, den ich erlebt habe, beruhte auf den von der US-Regierung gebrochenen Versprechen und missachteten Abkommen“, gestand Buffalo Bill ein.

Revoler und Halskette des legendären Bisonjägers wurden vor sieben Jahren bei einem Auktionshaus versteigert.

Er machte es sich zum Anliegen, nicht nur spektakuläre Kampfszenen zwischen Cowboys und Indianern zu zeigen. Auch die inzwischen vom Aussterben bedrohte Kultur seiner einstigen Gegner wollte er einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen und diese dadurch retten. Dafür gaben sich sogar ehemalige Feinde wie der legendäre Sioux-Stammeshäuptling Sitting Bull her, der für eine Saison in der Show gastierte. Das Bild des edlen Wilden, das Buffalo Bill somit auch nach Europa brachte, prägte nicht zuletzt Autoren wie Karl May.

250 Personen, 150 Pferde und 19 Büffel

„Buffalo Bills Wild-West-Truppe ist gestern Vormittag in 45 Waggons hier angekommen“, meldeten Kölner Zeitungen am Dienstag, 16. September 1890 die Ankunft vom „Büffel Wilhelm“ am Gereonsbahnhof. „Die imposante Gesellschaft umfasst 250 Personen, 150 Pferde und 19 Büffel. Herr Spediteur Strohe musste fast seine sämtlichen Fuhrwerke aufbieten, um das Lagergerät und sonstiges Zubehör nach dem Sportplatz an der Riehler Straße zu schaffen.“ Auf der Rennbahn wurde eine in Einzelteilen mitgebrachte Holzkonstruktion errichtet, die 800 Tribünenplätze und weitere 8000 Sitzplätze bot. Außerdem wurde am westlichen Ende des Platzes, nördlich des Sportplatzes, das Lager der Reisegesellschaft aufgeschlagen.

Revoler und Halskette des legendären Bisonjägers wurden vor sieben Jahren bei einem Auktionshaus versteigert.

„Der Besucher musste die Schnelligkeit derselben bewundern; um 5 Uhr fand man das Lager, welches neun kegelförmige Zelte für die Indianer, 22 giebelförmige Zelte für die weißen Amerikaner, vier große zeltartig überdacht Stände für die Pferde und drei große Speisezelte umfasst, fertig eingerichtet.“ Am Tag nach der Anreise, nachmittags um 15.30 Uhr, gab es dann die erste ausverkaufte Vorstellung, bei der die Kölner „mit höchstem Interesse den Veranschaulichungen der Lebensweise, Sitten und Gebräuche der Bewohner der amerikanischen Prairien“ folgten. Den Beginn machte eine Gruppe Arraphoes-Indianer mit ihrem Häuptlinge Black Heart (Schwarzes Herz) in ihrer heimatlich kriegerischen Tracht, ihnen folgten die bekannten Cowboys (amerikanische Kuhhirten) mit Buck Taylor ihrem König, Bruce Indianer mit Little Chief (kleiner Häuptling), Indianer vom Stamme Cutt Off und ihr Häuptling Brave Bear (tapferer Bär). Mehrere gleichfalls berittene Damen aus dem Westen waren dabei, welchen der junge Bennie Irving, der kleinste Cowboy der Welt, sowie zwei kleine Häuptlinge der Sioux-Indianer folgten. Weiter schlossen sich der malerischen Cavalcade eine Gruppe von Ogallala-Sioux Indianern mit dem Häuptling Low Reck sowie der Medizin-Mann der Sioux Rocky Bear (Felsen Bär) an.

Spektakuläre Nachstellung berühmter Kämpfe

Krönender Abschluss war natürlich Buffalo Bill selbst, der sein Publikum mit Schießdarbietungen hoch zu Pferde verblüffte, indem er im Galoppritt in die Luft geworfene Kugeln zerschoss. Höhepunkt waren die spektakuläre Nachstellung diverser Kämpfe, die allerdings auf den alten Rollenmustern basierten, etwa „der Angriff der Indianer auf den berühmten Deadwood-Postwagen, der von Buffalo Bill und den unter dessen Befehl stehenden Cowboy zurückgeschlagen wird“ sowie als Schlussnummer „der Angriff feindlicher Indianer auf ein Grenzhaus und die Verteidigung desselben durch Buffalo Bill und seine Gefährten“.

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Kaum ein Jahr später, vom 8. bis 12. Mai 1891, gastierte Buffalo Bill wieder in Köln, um seine Show vom mittlerweile untergegangenen Wilden Westen als Wahrheit zu präsentieren: „Die Gewohnheiten und Sitten der Leute, die Gefahren, denen die Ansiedler und die Pioniere der Kultur ausgesetzt sind, der eigentümliche Postverkehr, die Pflichten der Cowboys (berittene Viehhirten) und viele andere interessante Ereignisse des täglichen Lebens werden hier in realistischer Weise dargestellt“, schreiben die staunenden Journalisten. Buffalo Bill war vom Bisonjäger zu einem Mitbegründer des modernen Show-Business geworden. Er starb im Januar 1917 in Denver, Colorado.

Anselm Weyer hat als Literaturwissenschaftler in Köln promoviert. Er schreibt Architekturführer und bietet Stadtführungen an.