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„Das Produkt muss stimmen“Christopher Landsberg feiert 20-jähriges Zoojubiläum

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Immer neue Ziele vor Augen. Und ganz zufällig ein Nashornbild hinterm Schreibtisch:  Christopher Landsberg.

Köln – „Erdmännchen“. Gefragt, welches Tier ihm lieber ist, entscheidet sich Christopher Landsberg spontan für die quirligen Publikumslieblinge und gegen den Madagaskar-Buntbarsch. Und ist damit mittendrin in seinem Arbeitsfeld. Den Zoo für Besucher so attraktiv zu machen, dass sie gerne wieder kommen. Und das Geld einbringen, um moderne Haltungsformen zu finanzieren. Oder Zuchtprogramme für bedrohte Arten wie die unscheinbaren Barsche.

Seit 20 Jahren ist der gebürtige Kölner im Zoo für Finanzen, Marketing, Personal und Innovationen zuständig. Er führt die kaufmännische Seite des Unternehmens mit rund 160 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 20,5 Millionen Euro (2019). Meistens – etwa bei der Umwandlung von Zoorestaurant und -shop in Eigenunternehmen – unter dem Leitgedanken: „Warum soll ich das Geld nicht verdienen?“ Nur nicht um jeden Preis: In der Zoogastro gibt es kein Fleisch aus Qualzucht, die Nuggets sind vegan, Besucher dürfen sich über MSC-zertifizierten Fisch freuen. Seelöwen und Pinguine übrigens auch.

Umstellung des Unternehmens

Für den neuen Prokuristen stand, in der Ära von Direktor Gunther Nogge, zunächst die Umstellung des Unternehmens auf den Euro an. 2005 ging Landsberg dann mit traditionsbewussten Zoofreunden in den Clinch: Statt der guten alten Jahreskarte aus Pappe, „die wohl oft straßenweise weitergereicht wurde“, gab’s jetzt Plastikkarten mit Foto. Schluss mit lustig. Und dank 65 Prozent mehr Jahresabos auch 170 000 Euro plus in der Zookasse.

Seit 2007 bildet er eine Doppelspitze mit Theo Pagel, der die umfangreichen Aufgaben im zoologischen Bereich verantwortet. Der Neubau der abgebrannten Zooschule, der Hippodom und der Clemenshof waren große Projekte. Damit ging ein persönlicher Wunsch des 55-Jährigen, der Rinder züchtet und „ja, auch melken kann“, in Erfüllung.

Mangel an Parkplätzen

Ein Dauerbrenner sei dagegen der Mangel an Parkplätzen für Besucher aus der Region oder gar aus Düsseldorf. Da – und nur da – spielte Landsbergs absolute Lieblingskampagne: Plakate mit der Aufschrift „Schaut Euch mal die Kölner Affen an“. „Das können wir sofort noch mal machen“, findet er.

„Weil das Produkt stimmen muss“, nutzt er seit zehn Jahren Marktforschung; der gewünschte Rundweg durch den Zoo etwa wurde schnell umgesetzt. Um anderes wird jahrelang gerungen. Sein Plan, schon 2005 mit einem Hotel am Nebeneingang Geld zu verdienen, wie das Freizeitparks machen, sei gescheitert, erinnert er sich. Überhaupt, Freizeitparks. Die machen vor, wie man Geld verdient. Doch um die begrenzten Flächen des Zoos werde immer gerungen, so Landsberg.

Moderne Handlungsformen

Moderne Haltungsformen brauchen Platz, und „jeder Pfleger will das Beste für seine Tiere“. Derzeit wird die Direktorenvilla umgebaut, hier wird es Event-Gastronomie geben – und, schlussendlich, zusätzliche Einnahmen. Bleibe ein drängendes Projekt. „Der Imbiss am Nebeneingang muss moderner werden. Das hat oberste Prio“, so Landsberg. Ob das der andere Zoochef genauso sieht, will er schnell klären.

Kurze Wege, direkter Kontakt sind wichtig. „Ich mache Führungen mit Sponsoren. Kluge Leute wie Ärzte oder Anwälte. Aber einer fragt garantiert, wie viel Fleisch ein Flusspferd frisst. Wer in anderen Berufen tätig ist, weiß oft nicht, dass es in 20 Jahren keine Nashörner mehr gibt, wenn wir jetzt nichts tun.“ Sein Werben zahlt sich aus: Gespendet wird derzeit eine Million Euro pro Jahr. Das sei aber der guten Arbeit des ganzen Zooteams zu verdanken, das etwa Tierpaten sehr persönlich betreue.

China Light Festival

In großem Stil steuerte der Zoo mit dem China Light Festival sinkenden Besucherzahlen entgegen. Zukünftig sollen weitläufige Tierareale und eine Vergrößerung ihn noch attraktiver machen. Und wohl auch teurer. Die vielfach geforderte Familien-Tageskarte wird es dennoch nicht geben.

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Ein anderes Zukunftsprojekt sei „Virtual Reality“, so Landsberg. Den Prototypen einer VR-Brille hat er schon im Schrank. Um das Artensterben auf neue Weise nahezubringen. „Damit steht man dem Jaguar direkt gegenüber, in seinem Lebensraum. Diese Systeme sind teuer, aber sie bieten Riesenchancen. Und es gibt sie in Zoos noch nicht.“

Sein Wunsch hier und jetzt? „Ein Nebelparder“. Eine stark gefährdete asiatische Raubkatze mit großflächiger aparter Scheckung. Sehr scheu. Ein Gegenentwurf zum Alltag eines Vorstands, für den der Zoo auch immer ein marktfähiges Produkt sein muss.