Silvi Carlsson auf YouTubeWie sich diese Kölnerin gegen Sexismus einsetzt
Köln – Schon als Kind schnappte sich Silvi Carlsson die Kamera ihres Vaters und dokumentierte den Hausbau ihrer Eltern. Sie interviewte Verwandte und Freunde und dachte sich sogar ihre eigenen Shows aus. Heute macht die 28-Jährige genau das beruflich auf YouTube: Videos drehen, Formate ausdenken, ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Die gebürtige Bayerin war in der siebten Klasse das erste Mal zu Besuch in der Domstadt. „Ich habe mich damals wirklich direkt in Köln verliebt“, sagt sie. Nach ihrem Studium zog sie dann tatsächlich hierher. Da war YouTube schon ein fester Bestandteil ihres Lebens. Die heute 28-Jährige studierte Medienmanagement in Würzburg. Dabei habe sie sich kreativ sehr unterfordert gefühlt. Das Studium war sehr theoretisch, Carlsson wollte aber etwas erschaffen. So lud sie 2012 ihr erstes YouTube Video hoch. „Das Schöne an YouTube ist ja, dass man einfach machen kann“, sagt sie heute.
Ein Konzept für ihren Kanal hatte Carlsson damals nicht. Ihr erstes Video drehte sich um Mode.
Zwei bis drei neue Videos pro Woche
Acht Jahre später ist ihr Kanal um einiges professioneller geworden. Zusammen mit ihrem Management lädt sie zwei bis drei Mal die Woche ein Video hoch. Das Thema Mode spielt dabei immer noch eine große Rolle. Neben Unterhaltungsvideos gibt es jedoch noch ein anderes großes Thema: Female Empowerment. Also mit Vorurteilen gegenüber Frauen und mit Schönheitsidealen brechen. „Ich habe sehr schnell bemerkt, dass es Menschen, die nicht ins Schönheitsideal passen, schwieriger fällt, ernst genommen zu werden“, sagt die Youtuberin. Frauen würden online beleidigt und unter Druck gesetzt werden. „Das ist strukturell so tief verankert in unserer Gesellschaft, dass Frauen schön sein müssen“, sagt Carlsson.
Zum Youtube-Channel von Silvi Carlsson
Sexismus war schon immer ein großes Thema für die 28-Jährige. Schon früh hat sie diese Ungerechtigkeit das erste Mal gespürt. Mit fünf Jahren war sie in ihrem Heimatort auf einer Blumenparade. Die Männer durften dort geschlossen vorne gehen, die Frauen und Kinder mussten dahinter bleiben. „Ich habe mich lautstark beschwert, wie kacke ich das finde, dass Frauen und Männer getrennt laufen müssen“.
Gesellschaftskritische Themen spricht Carlsson nicht nur in ihren Videos an. Seit über einem Jahr macht sie auch Musik. Ihre erste Single „Vorbei“ brachte sie Ende 2019 heraus. Dabei geht es um das Ende einer ungesunden Beziehung. Sie selbst musste schon eine Beziehung mit emotionalem Missbrauch durchmachen, erzählt sie. „Ich habe schon immer versucht, durch das Geschriebene Dinge zu verarbeiten“, sagt sie. Die 28-Jährige kommt aus einer musikalischen Familie und spielt selbst Key-Board und Gitarre. Mit ihren Liedern möchte sie andere Menschen stärken und ihnen helfen, so wie Carlsson es selbst in schwierigen Zeiten gebraucht hätte. „Meine Aufgabe ist, andere zu empowern. Dafür fühle ich mich seit ich klein bin verantwortlich.“