Geschichte des AutobauersFord – Seit 90 Jahren ein Teil von Köln
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1930 war Grundsteinlegung für die Ford-Werke in Niehl und damit der Beginn einer bedeutenden Wechselwirkung
Das 90-Jahr-Jubiläum nehmen wir zum Anlass einmal auf die reiche Geschichte von Ford in Köln zu blicken.
Köln – „Wenn Ford hustet, wackelt Köln.“ Ganz so schlimm wie in dem geflügelten Wort mag es heute nicht mehr sein, aber der Autobauer ist nach wie vor nach dem öffentlichen Dienst der größte Arbeitgeber der Stadt. Dabei gab es schon mal rosigere Zeiten – für den Autobauer wie für die Stadt.
Während bis weit in die 90er Jahre die Firma verschiedene Modelle in Köln fertigte (s. Infotext unten), hängt heute weitgehend alles an einem: Dem Dauerbrenner Fiesta. Und an einem Motor: dem Einliter-EcoBoost-Motor, der schon jede Menge Preise abgeräumt hat und gerade im Kleinwagen-Segment lange Zeit als Maß aller Dinge galt.
Kölner Standort ist etwas besonderes
Noch immer arbeiten rund 16.000 Menschen bei Ford in Köln (Niehl und Merkenich) und in Aachen, wo das Forschungszentrum untergebracht ist. Der Standort Köln sei in der globalen Landschaft durchaus etwas Besonderes, erklärt Ford-Sprecher Marko Belser: Denn hier laufen Forschung, Entwicklung und Produktion an einem Standort zusammen.
Angesichts dieser Beschäftigungszahlen mag man sich bei der Stadt gar nicht vorstellen, wie die Konsequenzen ernsthafter Probleme aussehen könnten, die sich in der Autobranche abzeichnen. Deshalb schaut man immer wieder kritisch über den großen Teich. Und da, so sagen viele Experten, hinken die Amerikaner hinterher. Speziell im boomenden Elektro-Markt, was auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Rundschau-Gespräch offen ansprach.
Konrad Adenauer landete einen echten Coup
Als Henry Ford Anfang der 30er Jahre nach Köln kam, um dort den Grundstein zu einer der größten Fabriken des Landes zu legen, war die automobile Welt noch gut sortiert.
Wer schnell und viel liefern konnte, war vorne. Ford konnte – wenn auch zu Lasten jeglicher Individualität, auf die heute auch in den Kölner Werken so viel Wert gelegt wird. Legendär bleibt bis heute sein Ausspruch: „Sie können einen Ford in jeder Farbe haben.
Zeittafel
1930 Grundsteinlegung für die Ford-Werke in Niehl. Henry Ford kommt nach Köln.
1931 Als erster Ford aus Köln läuft am 4. Mai der Schnell-Laster Modell AA vom Band.
1948 läuft die Produktion des legendären „Buckel Taunus“ in Köln wieder an.
1952 Der Taunus 12 M ist das erste eigene Nachkriegsmodell. „M“ steht für „Meisterstück“.
1972 treten Ford Consul und Granada das Erbe der Baureihe 17 M/20 M/26 M an.
1976 Der Fiesta betritt die Bühne und entwickelt sich schnell zum Kassenschlager.
1997 beginnt in Köln auf Fiesta-Plattform die Produktion des Puma und des „Ka“.
2017 Die mittlerweile achte Fiesta-Generation wird in Köln vorgestellt.
2020 1120 Fiesta rollen pro Tag vom Band, fast genauso viele wie vor Corona. (two)
Hauptsache, sie ist schwarz.“ Der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer hatte einen echten Coup gelandet, als er die Amerikaner an den Rhein holen konnte. Jedenfalls für kurze Zeit: Der Zweite Weltkrieg machte die mühsam aufgebauten Beziehungen erst einmal zunichte.
Doch es sollte bald wieder losgehen, Ford schob kräftig voran. Das erste selbst entwickelte Modell, den Taunus M 12, zierte der nicht eben bescheidene Zusatz „Meisterstück“. Es folgten die Wirtschaftswunderjahre und die fetten 60er und frühen 70er Jahre. Taunus, Capri, Granada und Consul – von einem kleinen späteren Hoffnungsträger namens Fiesta noch keine Spur.
Neben dem automobilen Aufschwung – an dem die Stadt reichlich teilhatte – stand Ford in Köln aber von Anfang an noch für etwas anderes: Nicht nur die Autos gingen von hier in alle Welt, die Welt kam nach und nach auch nach Köln. Als erstes deutsches Unternehmen werben die Autobauer 1961 Arbeitsmigranten aus der Türkei an. Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien sowie aus Portugal und Italien hatten schon zuvor eine berufliche Heimat im Unternehmen. Heute setzt sich die Belegschaft aus etwa 90 Ländern zusammen. Auch das hat Spuren in der Stadt hinterlassen – Köln lernte sehr früh, mit anderen Kulturen umzugehen.
Im Lauf der Jahre haben die Stadt und der Autobauer die ein oder andere Krise durchlitten, bislang haben sie sich immer wieder und oft genug gemeinsam daraus hervorgeholt. Und das macht auch Hoffnung für die nächsten Jahre. Denn bisweilen hat Ford nicht nur gehustet, sondern sich kräftig geschüttelt – und das war dann in der Tat in der ganzen Stadt zu spüren.
Die Modell-Historie – was wann in Köln gebaut wurde
Modell A: Produziert von 1931 bis 1932, etwa 1200 Einheiten verlassen in dieser Zeit die Kölner Werkshallen.
Die Lkw Modelle AA und Modell BB werden von 1931 bis 1961 in Köln gebaut, etwa 200 000 Einheiten werden produziert.
Modell B („Rheinland“): Produziert von 1932 bis 1936; etwa 7400 Einheiten.
Modell Y („Köln“): Produziert von 1933 bis 1936, etwa 11 000 Einheiten werden gebaut.
Ford V8: Produziert von 1932 bis ins Jahr 1941, 18 000 Fahrzeuge verlassen die Bänder.
Taunus Transit: Konzipiert als leichtes Nutzfahrzeug. Produziert von 1953 bis 1965, etwa 256 000 Einheiten werden gebaut. Beginn der Transit-Reihe, die bis heute Bestand hat.
Ford Eifel: Produziert von 1935 bis 1940, etwa 61 500 Einheiten wurden verkauft.
Ford Taunus: Insgesamt sieben Generationen werden bis in die 70er Jahre gebaut, Produziert wurden die verschiedenen Taunus-Generationen von 1939 bis 1942 und 1948 bis 1971. Verkauft wurden insgesamt etwa 3,2 Millionen Fahrzeuge.
Ford Capri: Wurde in drei Generationen produziert von 1969 bis 1986. Insgesamt wurden 1,4 Millionen Einheiten gebaut. Einführung des amerikanischen „Pony-Car“-Konzepts in Deutschland.
Ford Granada und Ford Consul: Zwei Generationen wurden entwickelt, produziert wurden sie von 1972 bis 1985, etwa 1,6 Millionen Einheiten verließen die Kölner Werksbänder. Der erste wirkliche Anlauf, auch in der damaligen automobilen Oberklasse Fuß zu fassen.
Ford Fiesta: Der Dauerbrenner läuft mittlerweile in der achten Generation vom Band. Produziert wurden davon allein in Köln seit 1979 etwa 9,2 Millionen Einheiten. Heute bildet der Fiesta fast das alleinige Rückgrat der Kölner Autoproduktion.
Ford Scorpio: Erschienen in zwei Generationen, produziert von 1985 bis 1999, etwa 860 000 Fahrzeuge liefen in Köln vom Band.
Ford Puma: Kleiner Sportwagen auf Fiesta-Plattform, produziert von 1997 bis 2001 in etwa 129 000 Einheiten.
Ford Fusion: Lief zehn Jahre lang fast unverändert vom Band, wurde produziert von 2002 bis 2012, etwa 812 000 Fahrzeuge wurden verkauft. (two)