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Mehr Sicherheit für FußgängerDas ist Kölns neue Fußverkehrsbeauftragte

Lesezeit 4 Minuten
Britta Buch ist Fußverkehrsbeauftragte der Stadt Köln.

Britta Buch ist Fußverkehrsbeauftragte der Stadt Köln.

Nach einjähriger Vakanz ist Britta Buch Kölns neue Fußverkehrsbeauftragte. Sie fokussiert sich auf sichere Fußgängerkonzepte wie die „Freie Ecke“.

Rund neun Monate war die Stelle des Fußverkehrsbeauftragten der Stadt Köln vakant, nachdem der erste Amtsinhaber Nico Rathmann im März 2024 nach nur knapp zwei Jahren hingeschmissen hatte. Nun hat im Januar seine Nachfolgerin Britta Buch den Job angetreten. Die 46-Jährige stammt aus Frankfurt und lebt seit 13 Jahren in Köln. Sie hat 20 Jahre in freien Planungsbüros im Bereich Stadtentwicklung gearbeitet, war aber noch in keiner Stadtverwaltung tätig. „Ich muss mich da auch erst mal einfinden“, sagt sie. Integrierte Stadtentwicklung habe immer viel mit Mobilität zu tun. Aber der Fokus liege für sie erst jetzt auf dem Thema Fußverkehr.

Fußgänger in Köln: Neues Konzept vorgestellt

Am Dienstag stellte Britta Buch gemeinsam mit Thorsten Siggelkow, Leiter des Amtes für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, in Nippes ein neues Konzept vor. Es nennt sich „Freie Ecke“ und soll die Sicherheit an engen Straßenkreuzungen in Wohnvierteln verbessern – vor allem für Fußgängerinnen und Fußgänger und dabei insbesondere für Kinder und Ältere. Hintergrund ist die Tatsache, dass häufig Autos im Bereich von Kreuzungen parken, obwohl dies laut Straßenverkehrsordnung (StVO) verboten ist.

Die besagt nämlich, dass der Fahrbahnrand vor und hinter einer Kreuzung oder Einmündung jeweils auf einer Länge von fünf Metern von parkenden Fahrzeugen freizuhalten ist. Ist rechts neben der Fahrbahn ein baulicher Radweg angelegt, sind es sogar acht Meter. Doch die Realität sieht anders aus. In Vierteln mit hohen Parkdruck werden Kreuzungen oft bis auf den letzten Meter zugeparkt. Das führt nicht selten dazu, dass die Lage unübersichtlich wird – Unfälle können die Folge zu sein.

Um das Parken im Kreuzungsbereich zu verhindern, hat die Stadt Köln am Leipziger Platz, Ecke Bülowstraße auf der Fahrbahn Markierungen aufgebracht und Fahrradbügel aufgestellt. Hier können jetzt nur noch Fahrräder parken. Folge: Der Kreuzungsbereich ist viel besser einsehbar, und Kinder, die vom nahen Spielplatz kommen, können nicht mehr plötzlich zwischen geparkten Autos durchlaufen.

In Köln sollen 20 „Freie Ecken“ entstehen

Er freue sich sehr, dass man diesen Bereich fußgängerfreundlicher gestalten konnte, betont Siggelkow. Vor allem Kindern und älteren Menschen, werde nun „ein sichereres Queren an dieser Ecke ermöglicht. Die Stadt will dieses Jahr insgesamt 20 solcher „Freien Ecken“ einrichten. Zwei weitere werden aktuell umgesetzt: an der Kreuzung Gellertstraße/Eichstraße in Nippes sowie an der Ecke Uhlandstraße/Landgrafenstraße in Lindenthal. Danach folgt der Erzbergerplatz in Nippes, der zurzeit umgestaltet wird.

„Durch das Konzept wollen wir schnell und ohne große Kosten sichere Querungssituationen schaffen. Das Konzept ,Freie Ecke' wird begleitend geprüft und bei Bedarf angepasst. Dabei stehen wir auch im Austausch mit anderen Städten“, erläutert Buch. Feuerwehr und Ordnungsdienst würden die Neuordnung der Eckbereiche begrüßen. Denn immer wieder kommen die Retter wegen Falschparkern an Kreuzungen mit ihren Leiterwagen und anderen Großfahrzeugen nicht durch. Wie berichtet, erlitt erst vor zwei Wochen ein Mann in Humboldt-Gremberg schwerste Brandverletzungen, weil die Feuerwehr wegen eines verbotswidrig abgestellten Autos nicht schnell genug am Einsatzort ankam.

Am Erzbergerplatz hat die Stadt fehlende Bäume nachpflanzen lassen und die für wildes Parken genutzten Zwischenräume mit Steinblöcken abgesperrt. Dort werde man die Querungssituation verändern und die Aufenthaltsqualität des Platzes verbessern, erläutert die Fußverkehrsbeauftragte. Daneben sei sie „gerade sehr stark daran, die, ich sage mal, faire Verteilung des Straßenraums anzugehen. Stichwort Gehwegparken“. Man könne „mit relativ einfachen Mitteln viel für den Fußgänger erreichen“, ist sich Britta Buch sicher. „Denn häufig sind Gehwege so zugeparkt, dass sie eigentlich gar nicht mehr ihren Zweck erfüllen, nämlich für den Fußgänger da zu sein.“

Sie wolle aber erst gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen „eine Strategie entwickeln, wie wir vorgehen, weil es keinen Sinn macht zu sagen: Überall muss sofort das Gehwegparken weichen. Das wollen wir auch gar nicht. Es muss eben ein Konzept geben, an welchen Stellen und mit welcher Strategie wir da ran gehen wollen.“ Es gehe darum, „den Straßenraum fair aufzuteilen“. Das bedeute natürlich „an der einen oder anderen Stelle“, wo man als Fußgänger nicht mehr vorbeikomme, dass Autos dort nicht mehr auf dem Gehweg stehen könnten.

Grundsätzlich sei ihr „ganz wichtig, dass man sich als Fußgänger gerne, sicher und bequem durch Köln bewegen kann. Das ist an manchen Stellen noch nicht möglich. Und da wollen wir gerne ansetzen“, unterstreicht Britta Buch.

Als ihr Vorgänger das Handtuch warf, munkelte man, es habe daran gelegen, dass er in der Verwaltung nichts habe entscheiden können. Buch sagte: „Ich bin ein Teil des Teams und kann Vorschläge machen, und die werden sicher auch gehört.“ Aber sie könne nicht sagen, so muss es sein, ohne sich im Team abzusprechen. „Da sehe ich aber auch nicht so große Widersprüche. Das funktioniert bislang sehr gut.“