Kritik an AusschreibungStadt Köln findet keinen Fußgängerbeauftragten

Symbolbild
Copyright: Thomas Banneyer
Wer sich einen Tag lang zu Fuß durch die Stadt bewegt, der wird des Abends kaum noch Zweifel haben: Köln könnte gut einen Fußgängerbeauftragten gebrauchen. Bürgersteige mancherorts so schmal wie Planken, gepflastert mit Hürden aus Baustellenbaken und E-Rollern. 2018 forderte die SPD erstmals eine Schnittstelle im Verkehrsdezernat, von der aus die Belange der Fußgänger mehr in den Blick genommen werden sollten. Es folgte ein bürokratisches Hin und Her um die Ausschreibung. Schließlich kam sie dann doch zustande. Und nun teilt die Verwaltung mit, bisher gebe es keinen geeigneten Bewerber.
Historie einer zu besetzenden Stelle
Knapper kann eine Mitteilung nicht ausfallen: Ein Satz dazu, dass es eben keinen qualifizierten Kandidaten gibt. Hätte die Verwaltung die Historie zu dieser Stellenbesetzung dazugeschrieben, sie hätte Seiten füllen können. Nachdem 2018 die SPD-Politikerin Regina Börschel den Fußgängerbeauftragten für Köln angeregt hatte, hieß es zuerst aus der Verwaltung: Den brauche es nicht, die Belange der Fußgänger würden bei der Verkehrsplanung stets mitgedacht. Als der Druck größer wurde, sollte der stellvertretende Fahrradbeauftragte zugleich Fußgängerbeauftragter sein. Entrüstung folgte, denn in der Praxis liegen die Interessen der Fußgänger und Radfahrer oft überquer. Nun gut, es werde ausgeschrieben, versprach die Verwaltung. Wenig später ergab eine Nachfrage der Rundschau, der Job werde nun doch von einem Ingenieur im Verkehrsdezernat miterledigt. Erneuter Protest. Es folgte dann eine Ausschreibung, ohne dass ein geeigneter Kandidat gefunden werden konnte. Daraufhin erfolgte noch eine zweite Ausschreibung, deren Frist gerade abgelaufen ist.
Ein Ingenieur soll her
„Diese Posse findet einfach kein Ende“, sagt Anne Grose, Sprecherin von Fuß e.V. Dass nach der Ausschreibung der Stelle der Stadt nicht die Türe eingerannt wird, wundert sie kaum: „Gesucht wird ein Ingenieur und das bei verhältnismäßig geringer Bezahlung.“ Verkehrsingenieure gehören seit Jahren zum knappsten Gut auf dem Arbeitsmarkt. Stellen und Lohn können sie sich zumeist aussuchen. Wie Grose, so findet auch Regina Börschel: Der Fußgängerbeauftragte müsse kein Ingenieur sein. „Der Kandidat sollte vor allem eine Sensibilität für die Belange der Fußgänger besitzen. Berechnen muss er selbst doch nichts“, sagt Börschel. Für Grose ist das der Beweis, dass die Stadt unkreativ an die Stellenbesetzung herangeht.
Das könnte Sie auch interessieren:
Nach der zweiten Ausschreibung über Onlineportale gebe es nun acht Bewerber, verrät eine Stadtsprecherin auf Nachfrage der Rundschau. Grund zur Hoffnung? Die Vorauswahl laufe noch. „Es ist aber bereits jetzt erkennbar, dass nicht alle Bewerber die Kriterien erfüllen.“