Fast wie früherAb Montag dürfen Biergärten in Köln wieder öffnen
Köln – Diesmal sollte der Wert halten. Seit Wochen schauen viele Kölner wie gebannt auf die 100er-Grenze der Inzidenz (Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100 000 Einwohner). Seit dem Pfingstwochenende liegt Köln deutlich drunter, in der Folge werden ab Montag Biergärten öffnen dürfen, der Einkauf wird auch ohne Termin möglich. Fast wie früher. Wir geben einen Überblick darüber, was gilt und wer sich wie vorbereitet.
Biergärten sind wieder startklar
„Wir haben ja genug Zeit gehabt, um uns vorzubereiten.“ Den Wirten ist der Humor nicht abhanden gekommen in den vergangenen sieben Monaten. Gutes Zeichen. Seit zwei bis drei Wochen laufen die Vorbereitungen konkret für den „Hellers“-Biergarten im Volksgarten in der Südstadt. „Die Tische sind schon hergerichtet, der Betriebsleiter telefoniert sich die Finger wund, um Personal zu bekommen“, erzählt Inhaber Steffen Potratz-Heller. Viele Aushilfskräfte haben sich notgedrungen nach anderen Jobs umgeschaut.
„Wir brauchen Bedienungen, aber auch Köche“, sagt der Chef.Der Betrieb startet Montag ab 14 Uhr. Reservierungen gibt es nicht. Wer kommt, wird zu einem freien Tisch gebracht. Mit dabei sein muss: der Impfpass (bei doppelt Geimpften), ein negativer Corona-Test oder der Nachweis einer abgeschlossenen Erkrankung (Genesene). Der Test sollte nicht älter als 24 Stunden sein.
Notbremse
Dass die Lockerungen in Köln am Montag in Kraft treten, ist ein Fall für Freunde des Details, in dem Fall: Details der Bundesnotbremse. Sofern die Inzidenz an diesem Samstag weiterhin unter dem Grenzwert von 100 bleibt, tritt die Bundesnotbremse außer Kraft (fünf Werktage Sieben-Tage-Inzidenz unter 100). Es gilt dann die Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen – aber erst ab dem übernächsten Tag, also ab Montag 0 Uhr. Das heißt: Die Ausgangssperre bleibt das Wochenende über bestehen. Wer will, kann in der Nacht zu Montag ab Mitternacht wieder auf die Straße. (mft)
Auch bei „Johann Schäfer“ läuft das Bier wieder. Im Brauhaus an der Elsaßstraße (50 Plätze) geht der Betrieb um 10 Uhr los („Brauhaus-Frühstück“), im Biergarten am Kap am Südkai im Rheinauhafen (200 Plätze) ab 15 Uhr. „Jetzt geht’s rund“, sagt Inhaber Till Riekenbrauk . „Wir haben so lange auf den Tag hingearbeitet. Zum Glück hilft uns nun das Wetter beim Neustart.“ Zwei Mal musste Riekenbrauk im Lockdown einen Biertank mit jeweils 500 Litern wegschütten. Nun ist der Brauereibetrieb vor sechs Wochen wieder angelaufen. Und dieses Mal sollen die Gäste alles austrinken.
Kino-Betreiber noch zurückhaltend
Im Cinedom freut man sich „sehr darüber, dass die Wiederöffnungen der Kinos in Aussicht gestellt werden“, wie es auf Anfrage der Rundschau heißt. Vorerst bleiben die Leinwände aber dunkel. „Zum einen benötigen wir Vorlauf, um unseren Besuchern ein entspanntes Kinoerlebnis bieten zu können. Zum anderen sind wir von den Entwicklungen des globalen Kinomarkts abhängig, denn nur bei internationalem Spielbetrieb starten die großen Blockbuster auch im deutschen Kinomarkt.“ Man plane mit einer perspektivischen Öffnung am 1. Juli.
Ein Datum, dem sich auch andere Kinobetreiber bundesweit einheitlich anschließen wollen. So auch das Odeon in der Südstadt. „Wir haben vor wenigen Wochen mit Umbauarbeiten begonnen, die wir abschließen wollen. Zudem braucht es ja auch aktuelle Filme, die wir zeigen können“, erklärt Theaterleiter Martin Roelly.
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Derzeit befinden sich die Betreiber in Gesprächen mit den Filmverleihern, welche Blockbuster ab wann freigegeben werden können. Denn mit alten Filmen, das wissen auch Helmut Brunotte und seine Tochter Claudia Hebbel, die in Köln das den Cineplex Filmpalast auf den Ringen betreiben, lockt man keine Zuschauer. „So kurzfristig geht das nicht, wenn wir öffnen, muss sich das auch wirtschaftlich lohnen.“
Schon an Fronleichnam, am Donnerstag, startet im Rheinauhafen die Bay Cologne, das Sion Sommerkino. Täglich werden Filme auf der schwimmenden Leinwand präsentiert. „Parfum des Lebens“, „Kings Of Hollywood“ und „Und morgen die ganze Welt“ lauten die Titel, die gesetzt sind. Neben Filmvorführungen werden Live-Events stattfinden sowie Spiele der Fußball-EM übertragen. Für die Verpflegung sorgt ein Biergarten, der am Wochenende sowie mindestens zwei Stunden vor Showstart geöffnet ist.www.bay-cologne.de
Handel hofft auf neue Lust am Einkauf
Beim Handelsverband gibt es großen Beratungsbedarf. „Selbst einigen großen Händlern war nicht klar, ab wann sie nun unter welchen Bedingungen öffnen dürfen. Wie sollen es dann die Kunden wissen? Fakt ist: Ab Montag ist der Einkauf wieder ohne Test und Termin möglich. „Einfach reingehen, nicht zu fassen“, sagt Verbandssprecher Jörg Hamel mit viel Ironie. „Wir werden uns erst daran gewöhnen müssen.“
Tatsächlich glaubt er an einen langsamen Start auf den Einkaufsmeilen. „Man hat gesehen, wie wichtig auch Leben in den Cafés und Kneipen ist, das gehört zum Einkaufen dazu.“ Die Lage bleibe also unsicher. Und was werden die Menschen kaufen? „Der ein oder andere wird sich neu einkleiden wollen. Eine schöne Bluse oder Shorts.“ Manch einer hat Corona-Speck angesetzt, manch anderer braucht neue Sportbekleidung.