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„Montcrypto“Gespräch mit Tom Hillenbrand, der auf der lit.Cologne liest

Lesezeit 3 Minuten
Lit.Cologne Symbolbild

Der Schriftzug Lit.Cologne vor dem Kölner Dom

Tom Hillenbrand, 1972 in Hamburg geboren, schreibt kulinarische Krimis und aktuelle Thriller, zuletzt „Montcrypto“. Vor seinem Stream-Auftritt am Freitag auf der lit.Cologne sprach er mit Hartmut Wilmes.

Die Kryptowährung Bitcoin ist am Wochenende ins Kurstief gerutscht. Haben Sie da Schadenfreude verspürt?

Nö, der Kurs ist schon länger sehr volatil. Da braucht man ziemlich gute Nerven. Ich hatte mal einen Bitcoin, den ich verkauft habe. So billig, dass ich mich immer noch ärgern muss.

Die fiktive Kryptowährung Moneta in Ihrem Roman löst fast eine Kernschmelze des Kapitalismus aus. Kühne Fiktion oder reale Gefahr?

Es könnte auf jeden Fall Verdrängungseffekte geben. Wenn Facebook morgen eine eigene Währung vorstellen würde, die dann zwei Milliarden Menschen nutzen, entstünde ein Parallel-Universum, das schon weitreichende Folgen hätte. In China, wo das digitale Bezahlen viel verbreiteter ist als hier, gibt es riesige Geldmarkt-Shores etwa für die Einlagen des Shoppingportals Alibaba, und niemand weiß so genau, wie viel da eigentlich drin ist.

Wie aufwändig waren Ihre Recherchen?

Schon so’n bisschen. Es ist nicht nur viel Stoff, sondern auch sehr komplex. Bevor man halbwegs begreift, wie eine Blockchain und eine Kryptowährung funktionieren, muss man manches drei- oder viermal lesen. Ich habe auch mit ein paar Ökonomen vom ifo-Institut gesprochen. Wobei man für diesen Thriller die technischen Details gar nicht kennen muss, denn letztlich landet man beim Klassiker: dem Koffer voller Geld. Nur dass der unendlich groß sein kann, weil man auf einen USB-Stick auch drei Milliarden packen kann.

Der Held Ihres Thrillers, Ed Dante, ist zwar Ex-Wall-Street-Broker, aber auch die moderne Variante des klassischen Privatdetektivs. Haben Sie da Vorbilder?

Ich bin immer schon roßer Philip-Marlowe-Fan gewesen. Und an den muss man anknüpfen, wenn die Story in Los Angeles spielt. Und Dante ist wie Marlowe eigentlich immer pleite. Einziger Unterschied: Der heutige Detektiv hat kein Büro mehr.

Dante und seine Helferin, die toughe Bloggerin Mercy Mondego, könnte man ruhig noch einmal auf die Piste schicken, oder?

Ja, die Figuren haben mir gefallen, L.A. macht auch immer Spaß, aber es müsste wieder eine Geldmarkt-Geschichte sein, da kaue ich dran herum, habe aber noch nichts in der Schublade.

Aber andere Dinge schon?

Ja, mit meinem nächsten Teil der Luxemburg-Krimis um den Koch Xavier Kieffer bin ich fast fertig, dann habe ich eine Science-fiction-Serie, in der ich nach „Hologrammatica“ und „Qube“ demnächst mal den dritten Teil schreiben müsste.

Und zwischendurch die digitale lit.Cologne, wo man Sie an diesem Freitag um 20 Uhr per Stream aus München sehen kann...

Das ist natürlich seltsam, weil gerade die lit.Cologne immer tolles Publikum und tolle Locations hat. Ich war da schon im IHK-Börsensaal und in der Sparkassen-Rotunde. Und wegen der vielen Lesungen an einem Abend staunt man auf der After-Show-Party immer, mit wem man dann so alles ein Bier trinken kann. Zwar habe ich bei den Online-Lesungen gar nicht so schlechte Erfahrungen gemacht, weil sich da oft Leute zur Wort melden, die sich im Saal vielleicht nicht trauen. Aber „The Real Thing“ ist doch immer am besten.

Infos und Tickets unter www.litcologne.de. Drei Festivalpässe zwischen 49 und 99 Euro, Einzelkarten kosten 9, ermäßigt 7 Euro.