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WeiberfastnachtWas die Entlastungsfläche auf der Uniwiese die Stadt Köln kostet

Lesezeit 3 Minuten
Zahlreiche Karnevalsjecken drängen sich beim Sessionsauftakt am 11.11.2022 auf der Zülpicher Straße.

Schon morgens war die Zülpicher Straße beim Sessionsauftakt am 11.11.2022 überfüllt. Viele Feiernde wichen auf die nahe gelegene Uniwiese aus.

An Weiberfastnacht will die Stadt Köln Teile der Uniwiese als Entlastungsfläche zur Zülpicher Straße nutzen. Jetzt hat die Verwaltung die Kosten dafür bekannt gegeben.

Die Entlastungsfläche für Weiberfastnacht auf der Uniwiese wird die Verwaltung rund 500 000 Euro kosten. Das teilte die Stadt auf Anfrage der Rundschau mit. Die Summe umfasse auch die Kosten für den Transport sowie den Auf- und Abbau der 25 000 Meter großen Fläche. Bodenplatten sollen wie berichtet den Boden im Landschaftsschutzgebiet schützen.

Auf der Entlastungsfläche wird zudem Alkohol ausgeschenkt. Das stellte Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Montag im Hauptausschuss klar. Die Fläche müsse gewisse Anforderungen erfüllen, damit die Menschen diese auch nutzen, begründete die OB. Sollte das Angebot der Entlastungsfläche die jungen Menschen nicht ansprechen, würden diese wieder zu den Eingängen auf die Zülpicher Straße strömen.

Grüne fordern Ausweichfläche ohne Alkohol

Die Grünen als stärkste Fraktion im Kölner Stadtrat hatten zuvor eine Ausweichfläche ohne Alkoholausschank gefordert. „Die Uniwiese ist ein Landschaftsschutzgebiet und kein Veranstaltungsort. Wir wollen dort an Karneval keinen Alkoholausschank und keinen DJ, weil dies zusätzlich Feiernde in den Grüngürtel locken würde“, sagte Grünen-Ratsherr Manfred Richter der Rundschau.

Die Grünen seien immer gegen eine Nutzung des Grüngürtels für Veranstaltungen gewesen. Dass die Stadtverwaltung nun an Karneval Teile der Uniwiese im Rahmen der Gefahrenabwehr als Entlastungsfläche nutzen wolle, sehe man sehr kritisch.

Wie berichtet, waren am Elften im Elften rund 100 000 Menschen zur Zülpicher Straße geströmt, wegen Überfüllung feierte ein Großteil von ihnen auf der nahe gelegenen Uniwiese und hinterließ einen Berg von Müll und Glasscherben.

CDU: Maßnahme zur Gefahrenabwehr

In dem abgedeckten Bereich werde „ein Angebot bereitgehalten (DJ, Getränke/Imbiss, WC, Mülleimer), welches die Feiernden auf der Fläche halten und den Druck auf die Einlassstellen vermeiden soll“, so die Verwaltung. Doch dieses Angebot soll nach Ansicht der Grünen weder den Ausschank alkoholischer Getränke, noch professionelle Musikbeschallung umfassen, um keine zusätzlichen Menschenmassen anzuziehen.

Der Bündnispartner CDU teilt diese Meinung nicht. „Es handelt sich um keine Veranstaltung, sondern um eine Entlastungsfläche zur Gefahrenabwehr. Das ist laufendes Geschäft der Verwaltung“, sagte CDU-Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau.

Dem widersprach die Volt-Fraktion, die   mit Grünen und CDU das Mehrheitsbündnis im Stadtrat bildet. „Was die Stadt hier bisher plant, ist eine Veranstaltung, und dann sollte sie es auch Veranstaltung nennen“, erklärte Volt-Fraktionschefin Jennifer Glashagen. Volt wolle keine Veranstaltung auf der Uniwiese. Die Verwaltung habe aber auf die Schnelle keine Alternative gefunden, und die Entlastungsfläche sei nötig, damit keine Menschen zu Schaden kommen. Glashagen schlug vor, an der Uniwiese   Leitungswasser in Pfandbechern auszuschenken.

Neue Lösungen für Elften Elften gefordert

Die Stadt hatte 15 Ausweichstandorte untersucht und war zu dem Schluss gekommen, allein die Uniwiese erfülle die erforderlichen Kriterien. Die Liste sei „in Teilen“ sehr plausibel, sagte Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin und ergänzte mit Blick auf eine Entlastungsfläche auf den Ringen: „Wir finden es unverständlich, dass der Landschaftsschutz weniger wiegt als der eingeschränkte Verkehr an anderen möglichen Standorten.“

Für die kommende Karnevals-Session wollen die Grünen die Stadt prüfen lassen, welche dezentralen Veranstaltungsformate künftig an verschiedenen Orten in Köln möglich wären, um das Karnevalstreiben am Elften im Elften und an Weiberfastnacht zu entzerren.