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Karneval in KölnNeue Bühne und Schutz für Aachener Weiher - so bereitet sich die Stadt auf Weiberfastnacht vor

Lesezeit 4 Minuten
Die Zülpicher Straße im Kölner Univiertel am Elften Elften 2023.

Die Zülpicher Straße im Kölner Univiertel am Elften Elften 2023.

Auf einer Bühne auf dem Hohenstaufenring treten unter anderem Stadtrand und Kempes Feinest auf. Neu ist auch die sogenannte Ausnüchterungseinheit der Stadt.

Die gute Nachricht zuerst: Weiberfastnacht fällt standesgemäß nicht auf einen Samstag. Die Polizei rechnet daher zum Start des Straßenkarnevals am kommenden Donnerstag mit deutlich weniger Besuchern im Zülpicher Viertel als noch am Elften im Elften. Doch die bekannte Herausforderung für die Stadt bleibt. Zehntausende vornehmlich junge Feiernde werden das Studentenviertel erneut in den Ausnahmezustand versetzen. Beim Sicherheitskonzept bleibt vieles beim Alten, die größte Neuerung ist eine Bühne auf dem Hohenstaufenring. Alle Fragen und Antworten.

Wie ist die Ausgangslage?

Die Stadt setzt wie bereits an Weiberfastnacht 2023 und dem Elften Elften auf ein Sperrkonzept rund um die hochfrequentierte Zülpicher Straße. Die einzigen Zugänge zu dieser befinden sich an der Unimensa und der Roonstraße. Sobald die Zülpicher Straße vollläuft, öffnen Stadt und Polizei die durch Bodenplatten geschützte und 33.000 Quadratmeter große Entlastungsfläche auf der Uniwiese. Diese fast erneut rund 50.000 Menschen, zwei DJs sorgen für Musik. Feiernde, die am Barbarossaplatz und am Südbahnhof ankommen, werden über die Luxemburger Straße dorthin geleitet. Der Besucherstrom vom Rudolfplatz führt über Lindenstraße und Bachemer Straße in Richtung Uniwiese.

Was passiert auf dem Hohenstaufenring?

Die Nachfrage, draußen zu feiern, sei bei den vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen weiterhin enorm, sagt Thomas Frenzke, Leiter des Ordnungsdienstes. Um die Menschenmassen im Univiertel zu entzerren, setzt die Stadt erstmals auf eine Bühne auf dem Hohenstaufenring zwischen Schaafenstraße und Schaevenstraße. Veranstalter ist die Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“. „Das ist das erste Mal, dass ein Veranstalter hier eigenständig etwas auf die Beine stellt“, sagt Daniel Kölle, Leiter der Stabsstelle Events. Das Engagement sei „ganz besonders vorbildlich“.

Sicherheit im Kölner Karneval

Sicherheit im Kölner Karneval

160 Meter lang und 35 Meter breit ist die Fläche, der Eingang aus Richtung Rudolfplatz befindet sich auf Höhe der Schaafenstraße, Ausgang ist auf Höhe Schaevenstraße. „In dieser Einbahnstraße wollen wir die Jugendlichen zwei bis drei Stunden lang binden“, sagt der Präsident der „Grossen“, Professor Joachim Zöller. Gleichzeitig passen rund 7500 Menschen auf die Fläche. Der Eintritt für die Veranstaltung unter dem Titel „Open Ring“ ist frei. Ist die Fläche voll, sollen die Feiernden über Lindenstraße und Beethovenstraße abgeleitet werden.

Wie sieht das Bühnenprogramm aus?

Die Top-Bands des Kölner Karnevals treten auf dem Hohenstaufenring nicht auf. Das Angebot soll zwar attraktiv sein, aber keine zusätzlichen Massen anziehen. Mit dabei sind unter anderem Kempes Feinest, Stadtrand, Kuhl un de Gäng, die Rhythmussportgruppe und der Jugendchor St. Stephan. Auf zwei weiteren Szeneflächen treten DJs auf. Das Programm beginnt um 9 Uhr und endet um 17 Uhr. Sollte es zu voll werden, ist auch ein früheres Ende denkbar.

Was wird die Bühne für Auswirkungen auf das Viertel haben?

Alle Probleme wird die Bühne nicht lösen können, dessen ist sich die Stadt bewusst. „Wir versuchen, den Wunsch der Anwohner und der Politik nachzukommen, neue Wege zu beschreiten und Möglichkeiten auszuprobieren“, sagt Kölle. „Die Ausgleichsfläche auf der Uniwiese wird dadurch nicht überflüssig. Aber es ist ein erster Schritt.“ Das Pilotprojekt soll im Anschluss ausführlich evaluiert werden. „Wir werden schauen, ob mit dieser Veranstaltung eine gewisse Auflockerung im Zülpicher Viertel erreicht wurde und ob es gelungen ist, den Jugendlichen eine attraktive Alternative anzubieten, um Karneval zu feiern“, sagt Zöller.

Wie wird der Aachener Weiher geschützt?

Weil am Elften Elften sowohl die Zülpicher Straße als auch die Entlastungsfläche schnell überfüllt waren, drängten die Massen auch Richtung Aachener Weiher und Hiroshima-Nagasaki-Park. Die Feiernden hinterließen auf der ungeschützten Wiese, im Gewässer und in den Waldstücken große Müllmengen. Die Stadt reagiert während des Straßenkarnevals mit drei großen Sperrflächen. Gitter sollen den gesamten Aachener Weiher sowie die beiden Waldstücke im Osten und Westen des Hiroshima-Nagasaki-Parks schützen.

Tausende feierten am Elften Elften 2023 am Aachener Weiher und im Hiroshima-Nagasaki-Park.

Tausende feierten am Elften Elften 2023 am Aachener Weiher und im Hiroshima-Nagasaki-Park.

Wie bereitet sich die Polizei vor?

In der Spitze ist die Kölner Polizei mit über 1500 Einsatzkräften vertreten. Die Einsatzhöhepunkte sind neben Donnerstag auch der Karnevalssonntag und Rosenmontag. Besonders geschützt wird wie am Elften Elften die Synagoge auf der Roonstraße. „Die abstrakte Gefahrenlage in Deutschland ist weithin bekannt. Man kann nie etwas völlig ausschließen“, sagt Einsatzleiter Martin Lotz. Außergewöhnliche Maßnahmen seien derzeit aber nicht erforderlich.

Wie ist das Ordnungsamt aufgestellt?

Das Ordnungsamt ist an Weiberfastnacht und an Rosenmontag in der Spitze mit 200 Einsatzkräften auf den Straßen unterwegs. Rund 1000 externe Sicherheitskräfte unterstützen den Ordnungsdienst. Diese werden im Vorfeld in einem mehrstufigen Verfahren auf ihre Zuverlässigkeit geprüft.

Was ist noch neu?

Neu ist die sogenannte Ausnüchterungseinheit der Stadt. Für besonders stark alkoholisierte Feiernde gibt es erstmals ein von der Feuerwehr betreutes Notversorgungszentrum am Berufskolleg Humboldtstraße. Einsatzkräfte der Feuerwehr und anderer Hilfsorganisationen betreuen die alkoholisierten Patienten so lange, bis sie abgeholt werden oder eigenständig wieder gehen können. Das Angebot soll vor allem die umliegenden Kliniken entlasten.