Holger Kirsch, Zugleiter
„Wenn ich an den Rosenmontagszug denke, habe ich besonders den Austausch mit den Gesellschaften während ihrer Vorbereitungen vermisst. Diese Vorfreude der Jecken, die sich mit der Teilnahme am Zug den Lohn für ihre ehrenamtliche Arbeit einholen. Und es ist immer toll, wenn meine Kinder nach dem Dienstagszug in Dellbrück akribisch die Kamelle sortieren und auch ein Haufen mit undefinierbaren Süßigkeiten gebildet wird. Karneval habe ich einmal Anfang der 2000er Jahre in einer rosaroten Verliebtheitsphase verpasst, weil ich meiner damaligen Freundin versprochen hatte, mit ihr über Karneval in den Urlaub zu fahren. Das war rückbetrachtend eine der dümmsten Entscheidungen in meinem Leben. Die Beziehung ist auch kurz danach in die Brüche gegangen. Weil in mir ein großes Herz für das Dreigestirn schlägt, hoffe ich inständig, den Dreien nächstes Jahr ihre Triumphfahrt durch die Stadt organisieren zu können.“
Sabine Heinrich, WDR-Moderatorin
„Normalerweise würden wir längst in unserer Wohnung nur noch Slalom um die ganzen Karnevalskisten laufen, die immer schon ein paar Wochen vor Rosenmontag hier stehen. Wir haben entschieden, sie trotzdem hochzuholen. Ich werde es vermissen, mit meinen Freunden in der Schlange vor einer Kneipe anzustehen (im besten Fall vor „Loss mer singe“): Das liebe ich, und den Stream habe ich zuhause gesehen, um wenigstens ein bisschen Karneval zu erleben. In den Kneipen ist so eine super Stimmung und ich lerne immer neue Leute kennen. Ich bin auch schon mal aus der Kneipe wieder raus und hab mich hinten angestellt, weil es da so lustig war. Nächstes Jahr wieder, ja?“
Volker Weininger, „Der Sitzungspräsident“
„Es gibt viele Menschen, die ich oft nur in den zwei Monaten der Karnevalszeit sehe und auf die ich mich immer unheimlich freue. Die fehlen mir. Und ich vermisse es außerordentlich, meinen Beruf nicht ausüben zu können. Ich wüsste nicht, wann ich den Karneval mal ausgelassen hätte. Und krank wird man ja immer erst Aschermittwoch! Ich hoffe sehr, dass wir nächstes Jahr wieder eine halbwegs normale Session feiern können. Ich bin mir sicher, dass wir dann eine ganz besondere Stimmung haben werden. Vielleicht zeigt uns der Verzicht auch, was wir wirklich am Karneval haben.“
Carolin Kebekus, Comedian
„Ich vermisse alles. Das fing am 11.11. an. Ich war im Studio, und es gelang mir zu arbeiten. Als dann aber der neue Song von Brings im Radio lief, mein Gott, was habe ich dann doch geheult. 2013 bin ich ja beim Rosenmontagszug auf dem Wagen des Zugleiters mitgefahren. Das war einer der schönsten Tage meines Lebens! Auch habe ich jeden einzelnen „Deine Sitzung“-Abend genossen. Sie kann natürlich nicht live stattfinden, aber wir machen am Karnevalssonntag eine Sendung im WDR. Ich hätte übelst Bock, im rappelvollen Backes auf der Fensterbank zu stehen bis die Fenster beschlagen und mit wildfremden Leuten zu schunkeln und „En unserem Veedel“ zu singen.“
Henriette Reker, Oberbürgermeisterin
„Die Begegnung mit den Menschen, die meine Liebe zum Karneval teilen, vermisse ich mit Beginn des Straßenkarnevals besonders – und das gemeinsame Singen natürlich. Bei den unübertroffenen Erinnerungen muss ich nicht überlegen: Das ist ganz klar der Korpsappell, bei dem ich bei den Roten Funken aufgenommen wurde. Inzwischen bin ich sogar zum Funken-General aufgestiegen. Ich kostümiere mich gern, das wird im nächsten Jahr nachgeholt. Vielleicht werde ich dann Schusterjunge oder – das geht immer – Clown. Wie früher als Kind.“
„Ich bin sehr bescheiden geworden, was das Vermissen angeht. Mir fehlen alle Bekloppten, die morgens um 7 Uhr voll kostümiert in der Bahn sitzen, um zu irgendeinem Zug, einer Büroparty oder zum Schulkarneval zu fahren. Dafür würde man in Hannover oder München in die Psychiatrie eingewiesen.
Ecki Pieper, Köbes Underground, Stunksitzung
Meine unübertroffene Erinnerung? Als der Rosenmontagszug 1991 im Golfkriegsjahr ausfiel, ist die Stunksitzung mit einem improvisierten Wagen unter dem Motto „ Kein Blut für Öl(lisch)!“ auf der Severinsstraße unterwegs gewesen. Tommy Engel hat aus dem Fenster seiner Wohnung zugeschaut. Er ist auf den Wagen gekommen und hat mit uns „In unserem Veedel“ gesungen. Es gibt davon sogar noch ein Foto (siehe oben). Natürlich werden wir im nächsten Jahr all die Ideen umsetzen, die wir jetzt schon für die nächste Stunksitzung haben. Und ich freue mich auf den Straßenkarneval in jeder Form, den Vampirball in den Ballonihallen in Ehrenfeld und den Veedelszoch in Holweide mit den Kühen vom BSE Regiment.“
Alexander Wehrle, Sportdirektor 1. FC Köln
„Seit ich im Jahr 2013 aus Stuttgart hier nach Köln gekommen bin, habe ich noch nie einen Straßenkarneval verpasst. Mir fehlen die Begegnungen, die Gespräche, das gemeinsame Feiern und Kölsch trinken – beim Straßenkarneval übrigens genauso wie beim Sitzungskarneval. Ein echtes Highlight ist normalerweise für mich der Rosenmontagszug. Ich freue mich jetzt schon auf den Zug im kommenden Jahr mit der Bürgergarde blau-gold, bei der ich auf einem Wagen mitfahren darf. Und ich habe viel Freude daran, mir ausgefallene Kostüme einfallen zu lassen, die ich dann zum Beispiel bei unserer FC-Sitzung trage. Wenn ich an Karneval 2022 denke, dann hoffe ich darauf, wieder mit Freunden feiern zu können. Und ich hoffe auf Gespräche, Umarmungen und tolle Büttenredner.“
Henning Krautmacher, Höhner-Sänger
„Inzwischen bin ich seit mehr als 52 Jahren im Karneval aktiv. Als Elfjähriger bin ich als „Ne Schull-Jung“ in die Bütt gestiegen und hatte einige Auftritte als kleiner Redner. Dann war ich Kinderprinz in Leverkusen und jetzt bin ich als Musiker im Karneval unterwegs. Den Straßenkarneval habe ich in all den Jahren tatsächlich noch nie verpasst. Was mir dieses Jahr gefehlt hat, war dieses körperliche Auspowern auf der Bühne. Diesen täglichen Kraftakt, den man vergleichen kann mit der liebgewonnenen täglichen Jogging-Runde. Eine Anstrengung, die aber zur Folge hat, dass ganz viele Endorphine ausgeschüttet werden. Wenn ich mich auf etwas freue, dann ist es der Startschuss in die Session 2021/22, die ja am 11. November, also noch in diesem Jahr, hoffentlich stattfinden wird.“