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KHD-Hallen in Köln-KalkGutachter hält Einsturz für wahrscheinlich

Lesezeit 4 Minuten
Die KHD-Halle 76 in Köln-Kalk.

Die KHD-Halle 76 in Kalk wurde 1994 der Ludwig-Stiftung als Ausstellungshalle versprochen. Seit 2014 ist sie wegen Einsturzgefahr gesperrt.

Der Zustand der einsturzgefährdeten KHD-Hallen 76 und 77 in Kalk verschlechtert sich weiter. Laut Stadt Köln könnte ein Abriss „unausweichlich“ werden.

Was wird aus dem architektonischen Erbe des einstigen Kölner Weltkonzerns Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) in Kalk? Die alten Industriehallen an der Dillenburger Straße (siehe Grafik) sind zum Teil völlig marode, ihre Zukunft ist ungewiss. Bei den denkmalgeschützten Hallen 76 und 77 besteht seit Jahren Einsturzgefahr. Die Stadt Köln, der das ganze Areal gehört, hat sie über Jahrzehnte verfallen lassen. Die Hallen sind mit Zäunen abgesperrt, Schilder warnen vor Lebensgefahr. Täglich patrouilliert ein Sicherheitsdienst, alle drei Monate prüft ein Statiker das Tragwerk.

Im September 2024 hatte die Stadt erklärt, entweder man finde einen privaten Investor, der die Hallen 76 und 77 kauft, auf eigene Kosten saniert und einer städtebaulich sinnvollen Nutzung zuführt. Oder sie müssten abgerissen werden (wir berichteten). Daraufhin beauftragte der Rat die Verwaltung am 12. Dezember, eine europaweite Markterkundung durchzuführen, um einen Projektentwickler zu finden. Das ist bisher nicht erfolgt. „Die Markterkundung ist in Vorbereitung“, sagte eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Wann es losgeht, sagte sie nicht.

Dach der KHD-Halle 77 „akut einsturzgefährdet“

Dabei drängt die Zeit. In einer neuen Mitteilung von Baudezernent Markus Greitemann heißt es, der Gutachter halte „einen Einsturz (...) der Halle 76 (Fassade West und Süd) für wahrscheinlich“. Ein Bauteilversagen könne „jederzeit eintreten“. Die Dachflächen der Halle 77 seien „akut einsturzgefährdet“. Die Verwaltung werde weiterhin „zwingend erforderliche Instandsetzungen mit den begrenzten zur Verfügung stehenden Mitteln durchführen. Jedoch ist es unkalkulierbar, wie lange dieser Status noch aufrechterhalten werden kann, da das Schadensausmaß kontinuierlich zunimmt.“

Lageplan der Hallen Kalk mit den Nummern der alten KHD-Gebäude.

Lageplan der Hallen Kalk mit den Nummern der alten KHD-Gebäude.

Das Baudezernat empfiehlt: „Aus Betreibersicht müssen der Verkauf und die Übertragung der Betreiberverantwortung auf den neuen Eigentümer priorisiert vorangetrieben und beschlossen werden, da die Gebäudesicherung nicht dauerhaft und auf unbestimmte Zeit gewährleistet werden kann.“ Wenn weitere Sicherungsmaßnahmen erforderlich werden sollten, könne dies „unter Umständen auch dazu führen, dass die Hallen nicht mehr betreten werden dürfen oder ein Abriss unausweichlich wird“.

Stadt Köln sagte Ludwig-Stiftung die KHD-Halle 76 als Ausstellungsraum zu

Eigentlich sollte die Halle 76 längst zu einer Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Ludwig umgebaut worden sein. In einem 1994 – also vor 31 Jahren – mit den Sammlern Peter und Irene Ludwig geschlossenen Schenkungsvertrag hatte sich die Stadt dazu verpflichtet. 2019 kündigte die Stadt Köln ein Konzept dazu an. Doch darauf warten das Museum Ludwig und die Ludwig-Stiftung bis heute. Nun sollen der Stiftung „zeitnah Alternativen für ihre Nutzungsrechte der Halle 76 vorgestellt und in Umsetzung gebracht“ werden, so die Stadt.

Erhebliche Schäden hat ein Brand im Textillager der Diakonie Michaelshoven im Gebäude Dillenburger Straße 65 verursacht. Die Stadt lässt derzeit die Standsicherheit des Gebäudes untersuchen.

Auch im Bereich des Osthofs der Hallen Kalk wurden neue Mängel und Schadensbilder festgestellt. Als Konsequenz sollen weitere Gebäudeabgerissen werden. Laut Stadt hat ein von der Verwaltung beauftragtes Bauzustandsgutachten ergeben, dass eine bauliche Trennung zwischen der Halle 70, wo das Migrationsmuseum „Selma“ entsteht, und dem Gebäude Dillenburger Straße 63 „technisch nicht möglich und eine Trennung von der Halle 60 nur unter erheblichem Aufwand möglich ist“. Der Statiker halte eine Sanierung der Dillenburger Straße 63 angesichts „der Durchfeuchtung des Kellergeschosses und der hierdurch geschädigten Wände“ für statisch nicht sinnvoll.

Hallen Kalk: Stadt Köln spricht von „desolatem Zustand“

Die denkmalgeschützte Halle 60 sei „ebenfalls stark geschädigt“. Der Teilbereich mit dem Mansarddach, der an die Halle 70 angrenzt, ist laut Stadt „als nicht standsicher einzustufen. Aufgrund des desolaten Zustands ist mindestens ein Teilrückbau erforderlich.“ Dieser müsse mit dem Stadtkonservator abgestimmt werden.

Am 3. April soll der Stadtrat 7,6 Millionen Euro freigeben, um diese Abrissarbeiten sowie die Teil-Niederlegung der Halle 71 zu finanzieren. Laut dem 2019 vom Rat beschlossenen integrierten Plan für das Areal wird die Halle 71 bis auf das Stahltragwerk zurückgebaut. Im Norden entsteht ein Forum und Eingangsbereich für das Museum Selma. Im Mittelteil wird eine Grünfläche angelegt, im Süden schließt die Freilufthalle mit einem Kopfbau ab. Der komplette Umbau der Halle 71 soll 16,3 Millionen Euro kosten.