- Carolin Kebekus ist Kölnverliebt aber auch -kritisch, hat ihre eigene TV-Show und wird nun Konzertveranstalterin.
- Am 6. Juni bringt sie ein Festival ausschließlich mit Künstlerinnen auf die Bühne. Über Sexismus in der Branche und was sie sich von dem Tag verspricht, redete sie mit Celia Brandt.
2011 standen Sie zum ersten Mal mit ihrer eigenen Show auf der Bühne. Wie war das für Sie? Denken Sie noch oft an diesen Moment zurück?
Lange hab ich mir das nicht zugetraut. Ohne ein Studium oder einen Abschluss, dachte ich, bin ich gar keine richtige Komödiantin. Irgendwann wusste ich aber, dass ich das jetzt einfach mal machen muss. Ich wusste, was ich will, das war ein total wichtiger Moment. Die Erwartung der vielen Leute, die dann kommen, ist auf jeden Fall groß. Ich denke da tatsächlich öfter dran, gerade wenn ich ein neues Programm mache. Da fängt man immer wieder von neuem an.
Hatten Sie dabei ein Vorbild?
DCKS-Festival
Das „DCKS-Festival“ findet Pfingstmontag, 6. Juni, 14 bis 22 Uhr, im Tanzbrunnen statt. Das Line-Up besteht nur aus Künstlerinnen, um der gängigen Unterrepräsentation etwas entgegenzusetzen. Unter anderem spielen Lea, Mine, Luna, No Angels und Annie Chops. Auf einer zweiten Bühne gibt es Redebeiträge von Hazel Brugger, Judith Holofernes, Laura Larsson und Auma Obama, Halbschwester des ehemaligen US-Präsidenten. DCKS steht für: Die Carolin Kebekus Show, in der die Idee für das Festival geboren wurde. Neue Folgen der Show sind ab dem 28. April in der ARD zu sehen. Tickets für „DCKS“ kosten 77 Euro bei bei Love Your Artist oder Köln Ticket. Übrigens: Auch Männer sind willkommen. (cbe) www.koelnticket.de
Ja, Vorbilder hatte ich wahnsinnig viele, wenn es darum geht, einen Blick für den Beruf zu bekommen. Es war für mich wichtig, Gaby Köster auf der Bühne zu sehen. Da wusste ich: Komisch sein, das ist ein Beruf. Und das können auch Mädchen machen. Auch so mit Anke Engelke. Da dachte ich: Ach so, im Fernsehen geht das auch.
Ist Köln ein geeignetes Pflaster, um als Komödiantin groß raus zu kommen?
Ja, auf jeden Fall. In Köln gehört ja der Karneval so sehr zur Kultur, dass auch jemand der Witze macht, gut angesehen ist. Mit meinen Eltern habe ich oft die Stunksitzung besucht. So war ich im alternativen Karneval unterwegs und hab früh gemerkt, dass die auch viel Politisches gemacht haben. Da wusste ich: Ah das ist gut, wenn man als Künstler seine Stimme und den Moment nutzt, um etwas zu sagen.
So wie bei dem Festival jetzt. War es schwierig, das zu organisieren?
Im ersten Moment dachten wir, dass wird super easy. Der Tanzbrunnen war über mein Tourmanagement schnell reserviert, Technik und Produktionsfirma haben wir auch am Start, der WDR war schnell als Medienpartner an unserer Seite. Künstlerinnen die wir im Line-Up haben wollten, waren auch schnell angefragt, aber dann haben wir schnell gemerkt, so einfach ist das nicht. Die sind ja selber auf Tour oder haben keine Zeit. Und plötzlich sind wir in der Veranstalter-Rolle, die versuchen müssen, weibliche Acts zu buchen, die auch Tickets verkaufen, denn allein für den guten Zweck kommt niemand auf ein Festival. Also waren wir plötzlich in die selben Strukturen verwoben, die wir gerne aufbrechen wollen. Das ist eine spannende Reise.
Neben Musikacts gibt es auch Redebeiträge, allerdings auf einer Nebenbühne. Wie stellen Sie sich das vor?
Zwischen den Umbaupausen ist es ganz normal, dass eine zweite Bühne bespielt wird. Nur statt Musik gibt es bei uns da eben Talks. Da kommen zum Beispiel Hazel Brugger, Judith Holofernes oder Auma Obama. Vielfältige Frauen, die diverseste Themen beleuchten können. Das wird super spannend. Und vielleicht kommen wir damit an einen Punkt, an dem wir dann tatsächlich was verändern können. Wenn wir einmal verstanden haben, wer entscheidet, welcher Song im Radio gespielt wird und Erfolg hat oder, dass die Studien, die sagen Leute schalten eher ab, wenn zwei Frauen hinter einander gespielt werden, aus den 50ern sind, dann verstehen wir vielleicht auch, wie man das alles durchbrechen kann.
Was wird Ihre eigene Rolle beim Festival sein?
Ich werde das Festival mit einer grandiosen Opening-Nummer auf der Hauptbühne eröffnen. Es lohnt sich also früh da zu sein. Aber auch auf der zweiten Bühne wird man mich finden. Vielleicht werde ich dann auch noch einmal auf der Hauptbühne auftreten.
Die Energie für so ein Festival kommt von Ihnen, die Sie selbst die Situation als Frau auf der Bühne kennen. Nehmen Sie trotzdem eine veränderte Haltung gegenüber Sexismus wahr, im Vergleich zu den ersten Jahren Ihrer Karriere?
Ich glaube, dass sich die Wahrnehmung von Sexismus allgemein verbreitet hat. Viele Frauen berichten immer mehr von Gesprächen, bei denen sie auch Männern gegenüber auf Verständnis und Empörung stoßen. Wie viele Sachen, die man einfach nicht bemerkt, weil man nicht davon betroffen ist.
Ist das im Internet auch so?
Nein, der Frauenhass lässt nicht nach. Eher erlebt der gerade eine neue Hochphase. Wenn eine Frau sagt: Hey, es wäre doch cool, wenn alles Gleichberechtigt wäre, verstehen die immer noch: Es wäre doch cool, wenn wir die Macht an uns reißen und die Männer vernichten. Da hab ich leider nicht das Gefühl, dass das weniger wird. Aber natürlich hab ich Hoffnung, dass sich das noch ändert.
Und haben Sie schon Ideen für die Zeit nach dem Festival?
Nach der neuen Staffel der „Carolin Kebekus Show“, mit der wir noch bis Ende Juni zu sehen sein werden, werde ich im Sommer meine Tour nachholen, die schon etliche Male verschoben wurde. Außerdem wird es mit meinem Bruder David einen Podcast über unser Leben als Geschwister geben, der Mitte Juli Premiere feiert.