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Interview

Veranstaltungs-Chef
Warum boomen Sport-Veranstaltungen in Köln, Herr Frisch?

Lesezeit 5 Minuten
Viele Leute mit roter Badekappen schwimmen um Rhein. Im Hintergrund ist der Kölner Dom zu sehen.

Für den Triathlon kamen am Wochenende 3700 Teilnehmende nach Köln.

Mit blick auf die junge Generation, sieht Markus Frisch ein steigendes Interesse am Laufsport und plant Entwicklungen, um Köln als attraktiven Veranstaltungsort zu bewerben.

Markus Frisch ist Geschäftsführer der Ausdauersport GmbH. Thorsten Moeck sprach mit ihm über den ausgebuchten Halbmarathon, die Grenzen der Veranstaltungsorte und die neue Lust am Sport.

Nach dem Triathlon ist vor dem Marathon. In vier Wochen ist es soweit. Die stressigste Phase in Ihrem Job?

Es geht nahtlos weiter. Am Montag haben wir noch aufgeräumt und Lastwagen entladen. Kommende Woche werden dann die Starterbeutel für den Marathon gepackt.

Der Triathlon war mit 3700 Teilnehmenden ausgebucht. Muss es immer noch größer werden?

Die Grenze ergibt sich für uns durch die Größe der Wechselzone im Rheinpark. Hier benötigen wir für alle Teilenehmenden einen Fahrrad-Stellplatz, auch die Fahrradstrecke ist ausgereizt, weil beim Triathlon ja kein Windschattenfahren erlaubt ist. Aber für das kommende Jahr wollen wir die Strecke auf der Rheinuferstraße in Richtung Rodenkirchen verlängern. Wir würden rund 20 Kilometer gewinnen, die Planungen dafür stehen bereits. Wichtig ist mir aber eine qualitativ hochwertige Veranstaltung und nicht die größtmögliche Teilnehmerzahl. Die Teilnahme soll ein Erlebnis sein. Und wir haben eine Verantwortung, weil wir ja im Rhein schwimmen. Klein, aber fein ist mir lieber. Wir können nur beim Staffelwettbewerb noch leicht aufstocken. 4000 Teilnehmende sind die Obergrenze.

Teilnehmer beim Carglass Köln Triathlon 2024

Teilnehmer beim Carglass Köln Triathlon 2024

Es gibt kaum einen anderen Triathlon, der so innenstadtnah ausgetragen wird. Ein Vorteil?

Die Bedingungen sind optimal. Von sehr vielen auswärtigen Teilnehmern habe ich Lob für das tolle Panorama bekommen. Die meisten Triathlons finden außerhalb der Großstädte statt. Das Schwimmen im Rhein ist ein Erlebnis, Laufen mit Blick auf den Dom ebenfalls. Die Radstrecke könnte vielleicht schöner sein, aber wann darf man schon mal auf der Autobahn Radfahren? Der Rahmen ist attraktiv.

Erstmals ging es um Weltranglistenpunkte. Wie wichtig ist das Bronze-Label, das der Triathlon-Verband dem Kölner Rennen verliehen hat?

Ich war überrascht über die hohe Zahl der ambitionierten Teilnehmenden, die eine weite Anreise auf sich genommen haben. Im kommenden Jahr werden wir das Silber-Label beantragen, Dafür müssen wir das Preisgeld noch einmal von 13 700 Euro auf rund 25 000 Euro aufstocken. Dann wird das Rennen für die Weltspitze nochmal interessanter. Beim Marathon, beim Radrennen „Rund um Köln“ und auch beim Triathlon starten Profis und Hobbysportler auf der gleichen Strecke, das macht den Reiz aus.

Das Preisgeld investieren Sie als Veranstalter. Eine Auswirkung der guten Anmeldezahlen?

Wir werden dieses Jahr erstmals einen leichten Überschuss mit dem Triathlon erzielen. Und dieses Geld investieren wir in die Attraktivität der Veranstaltung, denn wir sind ja gemeinnützig organisiert.

Am Deutzer Hafen entsteht ein neues Wohngebiet. Dort könnte auch der Triathlon irgendwann eine Heimat finden.

Das wird ein absolut attraktiver Ort für den Triathlon – und vielleicht ja auch für andere Sportveranstaltungen. Der Schutz der Anwohner spielt aber eine wichtige Rolle. Aber wir sind im Austausch mit den Verantwortlichen von „Moderne Stadt“. In den nächsten drei oder vier Jahren sehe ich die Veranstaltung dort aber nicht.

Das Radrennen „Rund um Köln“ hat derzeit einen drittklassigen Status. Sie träumen vom World-Tour-Rennen. Aber letztlich entscheidet das der Verband.

Genau, der Weltverband legt die Klassifizierung der Rennen fest. Für uns wäre die Pro-Tour im Jahr 2026 der nächste Schritt. Aber der internationale Rennkalender ist sehr dicht, es gibt viele Faktoren, die am Ende eine Rolle spielen. Der Bund Deutscher Radfahrer unterstützt uns dabei sehr gut.

Auch die Hobbyrennen waren stark gebucht. Im Zielbereich wurde es hinterher eng. Ist auch hier das Maximum ausgereizt?

Auch hier geht die Qualität vor. Derzeit passen wir die zeitlichen Abläufe der Rennen an, um einen reibungsloseren Ablauf zu gewährleisten. Und wir arbeiten an getrennten Zieleinfahrten der beiden Hobbyrennen über 60 und 120 Kilometer. Die Entzerrung ist das Ziel. Bei den Profis würde ich gerne eine Runde durch die Innenstadt hinzunehmen – die Entscheidung hierüber fällt zum Jahresende.

Der Halbmarathon ist mit 18.000 Startenden ausgebucht. Und mehr als 7000 Meldungen für den Marathon gab es seit zwölf Jahren nicht mehr. Woher kommt die neue Lust am Laufen?

Wenn ich das wüsste. Erstaunlich ist für mich die Entwicklung des Durchschnittsalters der Teilnehmenden, denn das geht nach unten. Die jüngere Generation scheint das Laufen für sich entdeckt zu haben. Bislang war die Altersklasse 40 bis 50 Jahre am stärksten vertreten, jetzt ist es die Altersklasse 18 bis 30 Jahre. Das ist auffällig. Durch die Corona-Pandemie hat der Laufsport sicherlich einige Sportler in den höheren Altersklassen verloren, vielleicht kehrt jetzt auch bei einigen die Motivation zurück.

In Köln finden Halbmarathon und Marathon am gleichen Tag statt. Wird das so bleiben, wenn die Meldezahlen weiter steigen?

Eine Alternative wäre es, den Halbmarathon ins Frühjahr zu ziehen und den Marathon im Herbst zu belassen. Beim Marathon bräuchten wir mindestens 10.000 Teilnehmende für einen eigenständigen Lauf. Momentan sehe ich das aber nicht.

Ist viel Werbung erforderlich, um die Teilnehmerzahlen bei den drei Events zu erreichen?

Ein Selbstläufer ist die Veranstaltung nicht. Wir bewerben die Stadt Köln als attraktives touristisches Ziel mit toller Marathonveranstaltung. Hierfür werben wir auch im Ausland. Man muss im Gespräch bleiben und in den sozialen Netzwerken aktiv bleiben. Die beste Werbung bleibt aber die Zufriedenheit der Teilnehmenden — etwa 90 Prozent der Läufer kommen auf Empfehlung. Außerdem ist die Unterstützung aus Politik und Verwaltung groß. Ich denke, die Stadt ist sich der Strahlkraft der drei Veranstaltungen durchaus bewusst.