Interview„Der Sitzungspräsident“ über Homeoffice und die nächste Session
Köln/Bonn – Seit 2012 ist Volker Weininger regelmäßig in der Kunstfigur „Der Sitzungspräsident“ zu sehen und absolvierte mehrere Auftritte, auch für den WDR und die ARD. Auf seinem YouTube-Kanal und seiner Website veröffentlicht er außerdem immer mal wieder Kurzvideos. Im Gespräch mit Ronja Wirts erzählt er von seiner Zeit im Homeoffice und verrät, ob sein Herz lauter für Köln oder Bonn schlägt.
Herr Weininger, Sie wohnen in Bonn, treten in Köln auf und kommen als Kabarettist auch sonst herum. Welches ist denn nun die schönste Stadt am Rhein?
Volker Weiniger: (lacht) Aus Lokalpatriotismus muss ich da Bonn sagen. Aber für den Karneval ist es auf jeden Fall das gute, alte Kölle.
Die Pandemie hat für viele Leute zum Teil existenzbedrohende Einschränkungen mit sich gebracht. Wie war das für Sie?
Joa das war so ein Wellental, ne? So wie es Corona-Wellen gegeben hat, hat es natürlich auch bei mir stark geschwankt. Auf meinem YouTube-Kanal habe ich ab und zu Updates des Sitzungspräsidenten aus dem Homeoffice gepostet, das hat ein bisschen geholfen, um den Kontakt zu den Menschen nicht komplett zu verlieren. Während der letzten Session gab es außerdem ein paar Auftritte in Autokinos. Das ist als Komiker aber echt deprimierend, wenn du nicht mal das Lachen der Leute hören kannst.
Und wie sah es finanziell aus? Ausgetrocknet?
Ich verdiene normalerweise etwa 75 Prozent meines Einkommens während der Session und wenn die fast gänzlich ausfällt – dann kann man sich vorstellen, dass das nicht lustig ist. Aber noch viel mehr als Künstler selber waren häufig auch die Leute betroffen, die normalerweise hinter der Bühne stehen, also die den Aufbau oder die Technik machen. Da habe ich von echt vielen Menschen gehört, dass sie inzwischen die Branche gewechselt haben – weil es finanziell einfach nicht mehr hingehauen hat.
Aktuell sind Auftritte möglich, und auch Sie sind seit Ende Juni wieder unterwegs. Wie fühlt sich das an?
Da ist ganz viel Freude dabei. Man kann mit den Leuten zusammen einen schönen Abend verbringen und muss nicht bloß in eine Kamera sprechen. Kabarett ist einfach ein Gemeinschaftserlebnis.
Mit ihrem Solo-Programm kommen Sie am Freitag in die Kantine in Köln. Was erwartet die Gäste?
Der Präsident macht natürlich das, was er am liebsten macht – reden und dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen. Die Leute müssen aber keine Angst haben, dass sie mir zwei Stunden beim Lallen zuhören müssen – das könnte ich selbst auch nicht ertragen. Die Geschichte ist so ein bisschen, dass der Sitzungspräsident auf die Proklamation des Dorfprinzenpaares wartet und die Vorgänge höchstpersönlich vor Ort überwacht – natürlich mit dem ein oder anderen Gläschen in der Hand.
Und was ist dann im Gläschen drin – Kölsch oder Alt?
(Lacht) Alt, wieso denn Alt? Ich bin da Profi, ich trinke was im Glas ist. Aber ich sag mal so: Es gibt eindeutig Getränke, die ich lieber trinke als andere.
Richten wir unseren Blick noch einmal auf die kommende Session. Das Motto steht, aber vieles andere ist noch ungewiss und wird diskutiert. Wie plant man da so als Sitzungspräsident?
Man schreibt halt seine Reden, macht sich Gedanken zum Programm und ist gleichzeitig ein wenig demotiviert, weil man Angst hat, dass das alles dann doch wieder nicht stattfindet. Aber wir sind Profis, und ich gehe eigentlich davon aus, dass es zumindest besser wird als im letzten Jahr. Wenn jetzt keine Supergau-Virusmutation auftaucht, dann werden wir in abgespeckter Form schon eine Session erleben.
Zur Person
Volker Weininger (50) wuchs in Windeck-Schladern im Rhein-Sieg-Kreis auf. Ursprünglich studierte er Englisch und Deutsch auf Lehramt, absolvierte aber parallel schon Auftritte im Karneval und stieg letztendlich vollständig in den Beruf als Kabarettist ein. Seit 2012 ist er nun regelmäßig in der Kunstfigur „Der Sitzungspräsident“ zu sehen und absolvierte seitdem mehrere Auftritte, auch für den WDR und die ARD. Auf seinem YouTube-Kanal und seiner Website veröffentlicht er außerdem immer mal wieder Kurzvideos.
Was würden sie all den anderen Jecken und Kulturschaffenden mit auf den Weg geben, denen es jetzt schon – mit Blick auf die neue Session – unter den Füßen juckt?
Vermutlich, dass Impfen das ist, was uns langfristig aus der Pandemie rausbringt. Das halte ich also für sehr sinnvoll. Und ansonsten natürlich optimistisch bleiben, wir brauchen die Zuversicht. Was Lebensfreude angeht, haben wir alle schon echt großen Nachholbedarf.
Jetzt sind sie ja eigentlich studierter Lehrer. Wie kommt man denn davon auf eine Karriere als Kabarettist und Sitzungsredner?
Ich fand den Job schon als Jugendlicher toll, aber natürlich ist das nicht der klassische Lehrberuf. Also habe ich erst einmal Lehramt studiert und parallel dazu Auftritte gemacht. Und dann mit ungefähr 30 – relativ spät, um ehrlich zu sein – habe ich mir gesagt, hey, wenn du das wirklich professionell machen willst, dann musst du jetzt auch voll einsteigen.
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Mit Erfolg. Seit 2012 sind sie unter anderem auch mit ihrer Figur „Der Sitzungspräsident“ auf verschiedenen Veranstaltungen unterwegs und eine feste Größe im rheinischen Karneval. Wie ist es zu der Figur gekommen?
Der Sitzungspräsident ist tatsächlich inspiriert durch so richtige lokale Karnevalsurgesteine, die ich sie noch aus meinem Heimatdorf kenne. Er kann trinken wie sonst was, ist schon eher konservativ vom Weltbild und seine Aussagen stützen sich häufig bloß auf wackelndes Halbwissen. Und trotzdem mag man ihn irgendwie und kann mit ihm lachen.
Am Freitagabend tritt Weininger mit seinem „Solo!“-Programm auf dem Außendeck der Kantine, Neusser Landstraße 2, auf. Karten an der Abendkasse.