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Gastronomie und CoronaWirte schauen mit Sorge auf den Herbst und Nachweispflicht

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Wirte schauen mit Sorge auf den Herbst und Nachweispflicht,

Köln – Besser geht‘s immer, aber völlig verhagelt sieht anders aus: Die Kölner Wirte konnten in diesem Sommer Lichtblicke verzeichnen, in den Biergärten machten sie teilweise gute Umsätze, doch nun ziehen Wolken über den Gasthäusern auf: Köln liegt den achten Tag in Folge über dem Inzidenzwert von 35, ab Donnerstag kann zwar die Außengastronomie weiter spontan und ohne negative Testnachweise genutzt werden. Für die Innenräume sind Negativtest und Platzpflicht vorgeschrieben. In Köln gilt damit das, was Bund und Länder am Dienstag als einheitliche Linie festgeschrieben haben (siehe Politik).

Umsätze im Sommer wie vor der Pandemie

„Die Plätze vor der Tür sind die gefragtesten“, sagt Detlef Weisweiler, Betreiber der Ubierschänke in der Südstadt. „In den letzten zwei Monaten haben wir gut verdient.“ Die Umsätze seien ähnlich hoch gewesen wie 2019, also vor der Pandemie. Aber nun sei die Unsicherheit wieder zurück. Zwar kenne man das Verfahren, Impf-, Test-, oder Genesennachweise abfragen zu müssen. Aber die Gäste seien vorsichtiger geworden. Ohnehin darf er statt 100 nun nur noch 35 Gäste einlassen.

Auch bei der Gaffel-Brauerei ist man nicht unzufrieden: „Die Leute finden wieder Vertrauen in die Gastronomie“, sagt Erwin Ott, Geschäftsführer des Brauhauses Gaffel am Dom. Die Besucherzahlen seien im Juni und Juli auf Vor-Corona-Niveau gewesen. Doch mit neuen Beschränkungen und steigenden Inzidenzen könnte das zarte Pflänzchen Hopfen-Hoffnung wieder knicken. Gerade mit Blick auf die kühlere Jahreszeit.

Dehoga hat gemischte Gefühle

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga schaut mit gemischten Gefühlen auf die aktuelle Lage. „Der Sommer war insgesamt nicht berauschend“, sagt Christoph Becker, Geschäftsführer Dehoga Nordrhein. „Nun haben viele Angst vor einem neuen Lockdown.“ Er hält es für nicht ausgeschlossen, dass auch an mancher Kneipentür demnächst steht: Ungeimpfte müssen draußen bleiben. Becker: „Spätestens wenn die Tests kostenpflichtig werden, bekommt das Thema Dynamik.“

David Black, Inhaber des Moselstübchens in Neuehrenfeld: „Ungefähr 90 Prozent meiner Gäste sind schon geimpft oder genesen. Große Auswirkungen werden die Änderungen nicht haben.“ Der Sommer lief nicht schlecht. „Das ging vor allem, weil ich auf zwei Parkplätzen vor meinem Laden Sitzplätze aufbauen darf. So habe ich jetzt 20 Außensitzplätze.“ Aber ob sich die Gäste auch in der „Wirtschaft“ noch wohl fühlen?

Auch Steffen Potratz-Heller von der Brauerei Heller blickt mit gemischten Gefühlen auf den Herbst. Das Brauhaus an der Roonstraße ist derzeit komplett geschlossen. Zu wenig Personal, zu schwierige Bedingungen. Im Oktober will er es wieder öffnen – allerdings weiß er noch nicht, unter welchen Bedingungen. Im Biergarten im Volksgarten haben Corona und das schlechte Wetter zu einer Auslastung von unter 50 Prozent geführt. „Trotzdem sind wir froh, dass wir überhaupt wieder arbeiten können. Es ist auch schön, die Gäste zu sehen. Die genießen das richtig, sich mal wieder in einen Biergarten setzen zu können“, so Potratz-Heller.

„Die Situation ist teuflisch“

Das Brauhaus Früh in der Altstadt hat drei bis vier Mal so viele Plätze im Haus im Vergleich zur Terrasse. Durch den schlechten Sommer hätten sich viele Gäste wieder an die Atmosphäre im Brauhaus gewöhnt, sagt Marketingleiter Dirk Heisterkamp. Er erwartet keinen Vertrauensbruch durch die Einstufung in die Inzidenzstufe 2 und keinen großen Rückgang an Gästen.

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Eine Prognose für den Herbst und Winter sei aufgrund der vielen Ungewissheiten schwierig. Dabei sei gerade das vierte Quartal wegen des Sessionsauftaktes am 11.11. und den Weihnachtsfeiern wichtig für die Branche. „Deshalb hoffe ich, dass die Regeln auch im Winter so bleiben. Die Situation ist aber teuflisch, weil sich ständig alles wieder ändern kann.“