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Bunte Sprachvielfalt in KölnIntegrationsrat wirbt für Mehrsprachigkeit in Kitas

Lesezeit 3 Minuten

Bunt wie die Fingerfarben, ist die sprachliche Vielfalt in zahlreichen Kölner Kitas.

Köln – „Uns Sproch es Heimat“ lautete das Motto der Karnevalssaison 2018/2019. Das gilt natürlich nicht nur für Kölsch. Für jeden Menschen ist seine Sprache geistige und emotionale Heimat und Teil seiner Identität. Nur: Viele Menschen haben mehr als eine. Wer als Kind aus einem anderen Land nach Köln zieht, muss eine neue Alltagssprache lernen. Doch was wird dann aus seiner Muttersprache?

Pädagogen sind sich einig, dass es für Kinder nicht nur eine Bereicherung ist, mehrere Sprachen zu sprechen. Es ist auch äußerst wichtig für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihrer Identität, dass sie die zuerst erlernte Familiensprache aktiv und selbstverständlich nutzen und in ihr gefördert werden.

Heute wird weltweit der Tag der Muttersprache begangen (s. Infotext). In Köln, wo mehr als 40 Prozent der Menschen eine internationale Familiengeschichte haben, ruft der Integrationsrat heute erneut dazu auf, das Potenzial von zweisprachigen Kindern und Jugendlichen konsequent zu fördern.

„Jede Sprache ist willkommen"

Diese Aufgabe beginnt naturgemäß in den Kitas, wo die Kleinsten spielerisch in mehreren Sprachen kommunizieren. Rund 40 bis 50 bilinguale Kitas, in denen Kinder zweisprachig gefördert werden, gibt es bisher in Köln, fast alle in freier Trägerschaft. Eine davon ist „Zebra Verde“ am Aachener Weiher. Die Hälfte der Kinder hier hat einen italienischen Hintergrund, das Personal spricht deutsch, italienisch und andere Sprachen. Es sei wichtig, die Herkunftssprache ernst zu nehmen und zu fördern, betont Geschäftsführerin Antonietta Abbruscato. Das stehe nicht im Widerspruch zum Deutschlernen. „Es geht darum, den ganzen Menschen anzunehmen, und deutlich zu machen: Jede Sprache ist willkommen.“ Spracherwerb habe viel mit Emotionen zu tun. Ziel in der Kita sei, für eine Gemeinschaft zu sorgen, in der sich alle wohl fühlen. Dann komme der Spracherwerb von ganz alleine.

Der Gedenktag

1952

machte die Regierung Pakistans Urdu zur alleinigen Amtssprache, obwohl es damals nur für drei Prozent der Bevölkerung die Muttersprache war, aber mehr als 56 Prozent der Menschen Bengalisch sprachen. In Dhaka kam es darauf am 21. Februar zu Protesten, bei denen die Polizei viele Demonstranten erschoss. Im Jahr 2000 rief die Unesco den „Internationalen Tag der Muttersprache“ aus. Er wird jedes Jahr am 21. Februar als Gedenktag zur „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“ begangen. (fu)

Dass die gesamte Gesellschaft profitiert, wenn Mehrsprachigkeit gefördert wird, davon ist Tayfun Keltek, Vorsitzender des Integrationsrats, überzeugt: „Es ist von wesentlicher Bedeutung, Kinder und Jugendliche mit internationaler Familiengeschichte ganzheitlich in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu stärken. Der Schlüssel hierfür liegt darin, ihre Herkunftsidentität positiv in den Fokus zu nehmen. Dies gelingt ganz konkret durch die Förderung natürlicher Zweisprachigkeit. Hierdurch können wir nicht nur einzelne Individuen stärken, sondern Ideologien von Ungleichwertigkeit und Rassismus etwas entgegensetzen.“

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Integrationsratsmitglied Luziano Gonzales Tejon ergänzt: „Mehrsprachige Bürger bauen eine enge Beziehung zu anderen Kulturen und Lebensweisen auf.“ Der Standort Köln könne davon profitieren, dass bilinguale Menschen Brücken zwischen den Kulturen schaffen. Die Stadt unterstützt die Einrichtung multilingualer Kitas finanziell. Doch bisher haben städtische Kitas dieses Angebot kaum genutzt. Das „Kölner Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration“ (ZMI) hat ein Video produziert, das mehr Kitas und Eltern ermutigen soll, bilinguale Kitagruppen einzurichten.

https://zmi-koeln.de/mehrsprachigkeit-in-koelner-kitas/