Köln – Euphorisch schleudern Tausende das bunte Pulver in die Luft, strahlen dann um die Wette. Nach dem Festival am Samstag und der Dusche danach kommt aber für viele das böse Erwachen – das „Holi Festival of Colours“ hat seine Spuren hinterlassen. Im sozialen Netzwerk Facebook empören sich auch gestern noch Dutzende über ihr knallbuntes Haar. Andere zeigen stolz Fotos von blau-violetten Hinterköpfen.
Das „Holi“ ist das, was in den 90ern die Schaumpartys waren. Das bunte Spektakel, bei dem sich die zu Elektro-Musik tanzenden Besucher mit gefärbtem Maismehlpulver bewerfen, fand am Samstag das erste Mal in Köln statt. Anders als in anderen Städten scheint die in Köln verwendete Farbe aber auch nach mehrmaligem Waschen kaum abzugehen. In diversen Facebook-Gruppen tauschen Betroffene seither fleißig Tipps aus, wie sie zu ihrer Ursprungshaarfarbe zurück finden: Wenn Shampoo nicht mehr helfe, solle man es mit Rasierschaum, Gesichtswasser oder „schlechtem Weißwein“ probieren. Andere raten, Aspirin in Wasser aufzulösen und damit die Haare zu spülen. Bei gefärbten Fingernägeln, schreibt eine Besucherin, helfe es, die Hände in „Corega Tabs“ einzuweichen. Angeblich extrem wirkungsvoll.
Selber schuld? Der Veranstalter hatte im Vorfeld versichert, die Farben ließen sich gut entfernen. Einen Hinweis auf der Internetseite hatten viele Besucher aber anscheinend übersehen: „In seltenen Fällen kann sich der in dem Pulver verwendete Farbstoff an blondiertes, behandeltes oder vorbeschädigtes Haar anhaften“, steht dort. Nach mehrmaligem Waschen würden die Farbpartikel jedoch abfallen. Auf Haarkuren solle man beim Auswaschen verzichten.
Keine Experimente
„Auf jeden Fall zum Friseur gehen“, rät Elmar Heilf vom Kölner Salon „Haar Alarm“. Experimente sollte man keine machen – im schlimmsten Fall helfe nur die Schere.
Ein Farbregen, der über Tausenden von Menschen heruntergeht: Wer diesen Moment auf ein Foto bannen wollte, der musste auch gut auf seine Kamera achten. Die feinen Staubpartikel können sich im Gehäuse festsetzen. Der Veranstalter hatte deshalb den Pressefotografen dazu geraten, Kameras in Plastiktüten zu packen und Entschädigungsansprüche im Vorfeld ausgeschlossen.
Wer sich dagegen nicht vor der Farbe schützen konnte, ist die Deutsche Bahn. In anderen Städten hieß es deshalb: „Wer staubt, muss draußen bleiben.“ Nicht so in Köln. Vom Festival am Wochenende liegt bisher aber nur eine Meldung von Verschmutzung vor, so die Bahn. Die KVB haben keine Farbflecken bemerkt.
Entschädigung gefordert
Doch warum ist das Farbpulver dieses Mal so hartnäckig? Einer der größten deutschen Anbieter des sogenannten Gulal-Pulvers kann sich das Kölner „Haar-Problem“ kaum erklären. „Vielleicht ist der starke Regen schuld“, vermutet ein Sprecher. Es sei das erste „Holi Festival of Colours“ im Regen gewesen.
Einige unfreiwillig Gefärbte wollen nun eine Entschädigung – andere nehmen ihre pink-grüne Haarpracht mit Humor. „Die Reaktionen auf der Arbeit sind bis jetzt durchweg positiv“, schreibt eine junge Frau bei Facebook. Dort finden sich Berichte von Chefs, die über die pinke Mähne nur gelacht haben. Die meisten Festival-Besucher sind jedoch genervt von den Beschwerden und freuen sich über die kostenlose Haarfarbe: „Das Leben is’ doch grau genug!“