Der mutmaßliche Täter, der im August 2023 an der S-Bahn-Haltestelle Hansaring einen 55-jährigen Mann ins Gleisbett gestoßen hatte, steht nun vor Gericht.
Gerichtsprozess startetTäter stößt sein Opfer grundlos am Hansaring ins Gleisbett
Es ist der blanke Albtraum: Man steht auf dem Bahnsteig, wartet auf einen Zug und plötzlich wird man von jemandem ins Gleisbett gestoßen. So geschehen am 8. August 2023 an der S-Bahnhaltestelle Hansaring, als ein damals 55-Jähriger auf die Linie S 19 wartete. Der Mann aus dem Rhein-Sieg-Kreis überlebte dank der großen Zivilcourage von Augenzeugen, die dem Mann zurück auf den Bahnsteig halfen. Doch es soll sehr knapp gewesen sein. „Eine Vollbremsung hätte den Zug nicht rechtzeitig zum Stehen gebracht“, hatte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer kurz nach der Tat auf Nachfrage der Rundschau gesagt.
Das Opfer erlitt bei dem Vorfall einen Nasenbeinbruch und Prellungen. Ab Montag nun muss sich der mutmaßliche Täter (41) einem Prozess wegen eines heimtückischen Mordversuchs stellen. Zudem wird ihm gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Weil der Mann aber im schuldunfähigen Zustand gehandelt haben soll, ist in dem Prozess statt eines Schuldspruchs und einer Strafe eher eine dauerhafte Unterbringung des Angeschuldigten in einer Psychiatrie zu erwarten.
Tatmotiv bis heute unklar
Laut einer Mitteilung der Bundespolizei von damals soll es sich bei dem 55-Jährigen um ein Zufallsopfer gehandelt haben. Eine Kommunikation zwischen Täter und Opfer soll es nicht gegeben haben. Der 55-Jährige sei vielmehr aus dem Nichts mit der Faust ins Gesicht geschlagen und anschließend auf die Gleise gestoßen worden. Der 41-jährige Wohnungslose soll den Tatort anschließend verlassen haben. Kurz nach der Tat konnten Bundespolizisten den mutmaßlichen Schläger am Breslauer Platz festnehmen, nachdem sie rasch Videomaterial von Überwachungskameras ausgewertet hatten. Der Beschuldigte kam vor den Haftrichter und einstweilig in Untersuchungshaft.
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Warum der Mann den 55-Jährigen ins Gleis stieß, blieb damals zunächst unklar. Im nun anstehenden Prozess vor der 20. Großen Strafkammer wird die Frage nach einem Tatmotiv aber zentral sein. Der Polizei soll der Mann aufgrund von Drogen- und Körperverletzungsdelikten bereits bekannt gewesen sein.
Kein Einzefall
Immer wieder ist es in den vergangenen Jahren dazu gekommen, dass Fahrgäste auf Gleise gestoßen wurden. Im Juli 2017 hatte ein damals 26-Jähriger eine junge US-amerikanische Touristin in der Haltestelle Dom/Hauptbahnhof in Richtung einer einfahrenden U-Bahn gestoßen. Der Fall hatte in der Öffentlichkeit für viel Aufsehen gesorgt. Die Frau hatte aber großes Glück: Sie strauchelte und stürzte auf den Bahnsteig, ohne die U-Bahn zu berühren. Sie erlitt lediglich eine Schürfwunde. Der Täter war später vom Landgericht dauerhaft in die Psychiatrie eingewiesen worden.
Im Juni 2018 hatte ein 18-Jähriger nach einem Streit mit seiner Freundin sein Mütchen gekühlt, indem er einen ihm völlig unbekannten Mann ins Gleisbett stieß. Damals war es nur dem Zufall zu verdanken, dass der 43-jährige nicht schwer verletzt oder von einer einfahrenden Bahn getötet wurde. Der Jugendliche war nach einem reuigen Geständnis vom Jugendrichter am Amtsgericht wegen vorsätzlicher Körperverletzung, versuchter gefährlicher Körperverletzung sowie gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr schuldig gesprochen worden.