Köln – Was die Chefs der großen städtischen Unternehmen verdienen, ist kein Geheimnis. Angaben dazu kann man seit langem in den Geschäftsberichten finden. Aber nur wenn man gezielt danach sucht. Jetzt hat die Stadt, wie berichtet, erstmals einen Transparenzbericht vorgelegt, der die Vergütung der Top-Manager übersichtlich darlegt. Darin sind die Bezüge aller Vorstände und Geschäftsführer in 38 Firmen, die ganz oder teilweise der Stadt gehören, aufgelistet – von der gemeinnützigen Akademie der Künste der Welt bis zum Stadtwerkekonzern mit 5,4 Milliarden Euro Jahresumsatz.
Sparkassenchef steht an der Spitze
Spitzenverdiener unter den Bossen ist Ulrich Voigt (56), Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Köln Bonn. Mit 3500 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von 27,8 Milliarden Euro ist sie die größte kommunale Sparkasse in Deutschland. Bei Gesamtbezügen von 805 700 Euro hat Voigt voriges Jahr 68 400 Euro mehr verdient als 2019, ein Plus von 9,3 Prozent. Zudem zahlte die Sparkasse 708 300 Euro in seine Altersversorgung, 2019 waren es 952 200 Euro. Auch seine vier Vorstandskollegen sind Top-Verdiener. So erhielt etwa Rainer Virnich voriges Jahr Gesamtbezüge von 577 200 Euro plus 318 400 Euro Altersvorsorge.
In einer ähnlichen Liga wie Voigt spielt Rheinenergie-Boss Dieter Steinkamp (61). Der Energieversorger (2900 Mitarbeiter, 170 Millionen Euro Gewinn in 2020) zahlte ihm 712.819 Euro Gehalt plus 413.700 Euro Altersvorsorge. In den Jahren 2019 und 2018 wandte die Rheinenergie sogar jeweils 1,4 Millionen Euro für seine Ruhestandsbezüge auf. Weitere Vergütungen erhielt Steinkamp, der Ende August 2022 altersbedingt ausscheidet, aus seiner Tätigkeit in den Geschäftsführungen der Stadtwerke Köln und der GEW Köln AG.
Messe-Chef Gerald Böse (59) bekam im Corona-Jahr 2020, als das Messegeschäft einen beispiellosen Einbruch erlebte, weniger Geld. Seine Bezüge sanken im Vergleich zu 2019 um 106 914 Euro (minus 14,3 Prozent) auf 638 496 Euro. Pandemie-bedingt schloss die Kölnmesse das Geschäftsjahr 2020 mit 109,6 Millionen Euro Verlust ab. Dagegen konnte sich Uwe Wedig (62), Vorstandschef des Logistikkonzerns Häfen und Güterverkehr Köln (HGK), über höhere Bezüge freuen. Sein Salär stieg 2020 um 50 753 Euro (13,2 Prozent) auf 435 235 Euro, dazu gab es 390 000 Euro für die Rente.
Flughafen-Chef Johan Vanneste (61), der den Airport Ende des Jahres aus persönlichen Gründen verlässt, erhielt mit 429 782 Euro etwa die gleiche Vergütung wie im Vorjahr. Damit liegt er knapp vor Bundeskanzlerin Angela Merkel (67), die rund 420 000 Euro pro Jahr verdient. Zum Vergleich: Oberbürgermeisterin Henriette Reker (64) erhält in Besoldungsgruppe B 11 rund 172 000 Euro pro Jahr. Die Chefin der Stadtverwaltung verdient somit deutlich weniger als die meisten Manager in den kommunalen Unternehmen.
Nur wenige Frauen in der Vorstandsebene
Frauen sind in den Vorstandsetagen weiterhin stark unterrepräsentiert. Spitzenverdienerin ist Stefanie Haaks (54), seit März 2019 Vorsitzende des Vorstands der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Mit 360 000 Euro erhielt sie 2020 eine geringere Gesamtvergütung als die langjährigen KVB-Vorstände Peter Densborn (416 000 Euro) und Jörn Schwarze (397 200 Euro). Auch bei den Beiträgen zur Altersvorsorge lag Haaks voriges Jahr mit 270 000 Euro deutlich hinter Densborn (398 900 Euro) und Schwarze (441 600 Euro).
Bei der Wohnungsgesellschaft GAG Immobilien (44 934 Wohnungen, 595 Mitarbeiter) haben nach dem Weggang von Ex-Chef Uwe Eichner inzwischen zwei Frauen das Sagen: Anne Keilholz (54) und Kathrin Möller (57) sind gleichberechtigte Vorstandsmitglieder. Möller, die seit mehr als zwölf Jahren dem Vorstand angehört, erhielt 2020 Gesamtbezüge in Höhe von 314 906 Euro. Claudia Heckmann (58), seit Februar 2019 Geschäftsführerin der defizitären Kölnbäder, bekam mit 177 800 Euro nur rund die Hälfte.
Dass die Stadt Köln künftig jedes Jahr einen zentralen Vergütungsbericht auf ihrer Internetseite veröffentlicht, ist Teil der Maßnahmen für mehr Transparenz und Kontrolle in öffentlichen Unternehmen, die nach der Stadtwerke-Affäre 2018 beschlossen wurden. „Wir wollten keinen Papiertiger schaffen, sondern ein Regelwerk, das klare Orientierung ermöglicht und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in das Handeln der öffentlichen Hand stärkt“, so Kämmerin Dörte Diemert.