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Friseursalons in KölnBarbershops verdrängen die Haarprofis

Lesezeit 4 Minuten
Ein Friseur rasiert in einem Barbershop die Haare eines männlichen Kunden.

Ein Friseur rasiert in einem Barbershop die Haare eines Kunden. 

Gegenwind für die Friseure in Köln: Konkurrenz durch Barbershops, Personalnot und steigende Kosten machen ihnen zu schaffen.

Den Friseuren in Köln weht der Wind ins Gesicht. Gleich mehrere Probleme machen ihnen zu schaffen: Konkurrenz durch Barbershops, Personalnot und steigende Kosten. Preissteigerungen und Inflation sorgen dafür, dass sie ihre Preise anheben mussten. Laut Statistischem Landesamt IT NRW sind im Jahr 2024 die Preise für Männerhaarschnitte landesweit im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent gestiegen. Bei den Frauenhaarschnitten waren es 4,1 Prozent. Diese Preissteigerungen gehen einher mit einer immer größeren Konkurrenz durch Barbershops.

„Die Barbershops machen die Preise kaputt“, sagt Mike Engels, Obermeister der Friseur- und Kosmetik-Innung Köln. Seit Jahren beobachtet er mit Sorge, wie sich Barbershops in Köln vermehren. Immer wieder höre er von unglaublich niedrigen Preisen, die eigentlich nicht rentabel sein könnten. Wie viele Shops es in Köln genau sind, ist nicht festzustellen.

Die Barbershops seien in der Gesamtsumme der Friseurbetriebe enthalten, teilt die Handwerkskammer Köln auf Nachfrage mit. Zu ihrer Zahl sagt Engels: „Du siehst sie an jeder Ecke, rechts, links, teilweise benachbart.“ Er wundert sich: „Die müssen sich doch eigentlich gegenseitig die Kundschaft wegnehmen.“

Friseurmeister Mike Engels.

Friseurmeister Mike Engels.

Zudem kritisiert der Friseur-Obermeister, dass viele Menschen, die das Friseurhandwerk nicht gelernt hätten, in Barbershops arbeiteten. „Der Barber hat sich aus einer Nische entwickelt, die eigentlich so nicht vorgesehen war“, erklärt er. Mit einer Sondergenehmigung könnten Menschen, die einen handwerksähnlichen Beruf ausüben, einen Shop eröffnen. „Sie dürfen eigentlich nur Bärte shampoonieren, machen aber mehr“, kritisiert Engels.

Um Bärte zu schneiden, einen Zopf zu flechten oder Augenbrauen zu zupfen, müsse man kein Friseurmeister sein. Engels' Toleranz hört allerdings beim - preiswerten - Haarschnitt eindeutig auf. „Mich stört es als Friseur, weil das Konkurrenten sind. Und die Kunden stört es nicht, weil sie günstig zum Haareschneiden kommen“, sagt der Friseurmeister. Sein Fazit zu den Barbershops: „Das ist eine sehr, sehr dunkle Grauzone.“

Glasklar dagegen der Fakt, dass dem Friseurhandwerk der Nachwuchs fehlt. „Zur Zeit haben wir 250 Ausbildende in den drei Ausbildungsjahren“, sagt Engels über die Situation in Köln. Zum Vergleich: Laut Handwerkskammer Köln (HWK) waren es im Jahr 2009 zum Jahresende noch mehr als doppelt so viele: Damals lernten in Köln zum Stichtag 31. Dezember 576 Männer und Frauen den Umgang mit Kamm und Schere in Kölner Salons.

„Wir haben es sehr schwer, Nachwuchs zu finden“, sagt Engels . Vor gut 20 Jahren habe er noch unter 70 bis 80 Bewerbungen auswählen können. Heute bekomme er gar keine Bewerbungen mehr. Selbst eine Anzeige beim Arbeitsamt bringe kaum Resonanz. Engels ist 60 Jahre alt und seit 1990 Friseurmeister. In seinem Friseursalon an der Rennbahn in Weidenpesch hat er zehn Mitarbeitende, darunter drei Auszubildende.

Die haben sich allerdings nicht selbst bei ihm beworben, sondern der Friseurmeister hat sie aus anderen Salons übernommen, in denen es für die jungen Menschen nicht funktioniert habe. Engels glaubt, dass die gesunkene Nachfrage nach einem Ausbildungsplatz im Handwerk daran liegt, dass Schülerinnen und Schülern jahrelang vermittelt worden sei, man müsse studieren, um etwas aus seinem Leben zu machen.

Er verweist auch auf die Integrationsleistung im Friseurhandwerk. Deutschlandweit hatten 2024 knapp 38 Prozent der auszubildenden Friseure keine deutsche Staatsbürgerschaft. Engels selbst hat derzeit eine geflüchtete Jesidin in der Ausbildung. Sie habe sich enorm entwickelt, spreche sehr gut Deutsch und sei sehr talentiert, schwärmt er.

Leises Sterben der Friseure

Wie viele Friseure leise über die Jahre in Köln das Handtuch geworfen haben, ist schwer nachzuprüfen. Die HWK führt Barbershops in der Gesamtsumme der Friseurbetriebe mit auf. Nach ihrer Statistik gab es zum Jahresende 2024 in Köln 1040 Friseurbetriebe.

„Die Barbershops sind in der Gesamtsumme der Friseurbetriebe enthalten. Sollten Barbershops untypischerweise lediglich Glattrasuren ausführen, wäre diese Leistung nicht bei der Handwerkskammer eintragungspflichtig. In Barbershops werden jedoch üblicherweise Rasuren und Haarschnitte angeboten, um ein optisch stimmiges Gesamtbild zu erzielen“, teilt die HWK mit.

Immerhin: Wer seine Haare schön haben möchte, hat noch gute Karten. Auf 1426 Kölnerinnen und Kölne kommt statistisch ein Friseursalon. Damit steht Köln in der Liste der Salondichte in NRW an sechster Stelle. Ein besseres Verhältnis von potenziellen Kunden und professionellen Haarstylisten haben nur die Städteregion Aachen, die Städte Solingen und Leverkusen und der Kreis Olpe. Unangefochtener Spitzenreiter bei der NRW-Friseurdichte allerdings ist Düsseldorf.