Über das Friseurhandwerk sprach Diana Haß mit dem Obermeister der Friseur- und Kosmetik-Innung Köln, Mike Engels.
Interview zum FriseurhandwerkWarum nur Meister einen Salon aufmachen dürfen

Mike Engels ist Obermeister der Friseur- und Kosmetik-Innung Köln.
Copyright: Thomas Banneyer
Um einen Friseursalon zu eröffnen, gibt es nach wie vor die Meisterpflicht. Entweder man ist selbst Friseurmeister oder stellt jemanden mit dem Titel ein. Halten Sie das für zeitgemäß?
Auf jeden Fall. Aus mindestens drei Gründen: Weil wir einen Betrieb zu führen haben und das ist gar nicht so einfach, weil wir mit Gefahrenstoffen arbeiten und weil wir Menschen ausbilden. Das sind elementar wichtige Dinge, die in einer Meisterschule geschult werden. Man kriegt dort auch Pädagogik beigebracht, die notwendig ist, um auszubilden, Menschen zu führen und Kunden zu bedienen. Und bei der Chemie, mit der wir arbeiten, also den Farben oder Dauerwellen beispielsweise, sollte man schon wissen, was man tut. Nur ein Beispiel: Wenn man keine Ahnung hat und einfach nur eine Blondierung mal eine längere Zeit auf dem Haar lässt und dann am besten noch eine Folie drüberzieht und damit einen Wärmestau erzeugt, kann man danach die Haare einfach abnehmen.
Wie lange dauert es nach der dreijährigen Ausbildung zum Gesellen denn noch den Meister zu machen?
Nach der Ausbildung kann man heutzutage direkt auf die Meisterschule gehen. Davon gibt es drei in Köln und Umgebung. Die Schule geht meistens über rund zwei Jahre, wenn sie berufsbegleitend ist oder rund ein Jahr, wenn sie in Vollzeit gemacht wird. Also ist man nach der bestandenen Prüfung nach einem oder zwei Jahren Meister.
Und kostet das richtig viel Geld?
Ich finde es verhältnismäßig wenig, aber das ist immer die Frage, wie man die Kosten errechnet. Wenn du nur die Materialien und die Prüfungsgebühren einrechnest, bist du mit 1.500 bis 2.000 Euro dabei, dazu kommen die Kosten der Meisterschule. Wenn du Lohnausfall dazu rechnest, kommt man auf deutlich höhere Kosten. Die Schule kann über Bafög finanziert werden. Und man kann viel daraus machen.
Wie hoch ist der Prozentsatz der Gesellen, die in Köln eine Meisterausbildung macht?
So eine richtige Prozentzahl gibt es nicht. Der eine macht es, weil er im Prinzip in eine höhere Lohnstufe kommen möchte, und gar nicht die Absicht hat, sich mal selbstständig zu machen. Der andere macht es vielleicht, weil er sich persönlich schulen will. Denn das, was du in der Lehrzeit lernst, lernst du in der Meisterzeit noch vertiefter und noch extremer. Und der dritte macht es als Unternehmer. Ich schätze zehn bis 20 Prozent der Gesellen machen ihren Meister.
Ist das Interesse am Meister gesunken?
Es ist eine Wellenbewegung. Nach Corona hatten wir ein richtiges Loch. In der Meisterschule der Innung in Köln nimmt das Interesse gerade wieder zu. Unsere aktuelle Meisterschule hat 22 Teilnehmer und ist damit so gut wie voll. Meister wird der, der einfach diesen Beruf liebt. Meister wird der, der sein Können weitertragen möchte. Ich habe 1990 meinen Meister gemacht, davor war ich schon sechs Jahre in dem Beruf und durfte Erfahrungen machen. Und für mich ist er immer noch der schönste Beruf der Welt, weil wir Menschen schön machen.