IJ Ceramics kombiniert Alltagskeramik mit Kunst, geschaffen von Isabella Bilstein und Joanna Stange, basierend auf nachhaltigem Westerwälder Ton.
Von studierter KeramikerinIJ Ceramics verknüpft Keramik-Kunst mit Nutzen

Isabella Bistein (l.) und Joanna Stange
Copyright: Nabil Hanano
Kunst ist Kunst und Alltagsgegenstände sind Alltagsgegenstände. So die weitverbreitete, herrschende Meinung. Aber sollte Nützliches nicht auch exklusiv und schön sein dürfen – und umgekehrt? Eine mögliche Antwort findet man in einem kleinen Atelier am Reischplatz 2, unweit der Deutzer Freiheit. Dort präsentiert Isabella Bilstein gemeinsam mit Joanna Stange Unikate, an denen man sich morgens schon beim Frühstück erfreuen kann. „Wer sich unsere Schalen partout an die Wand hängen will, kann das natürlich auch machen“, sagt Stange lachend. Gedacht sind sie aber als Gebrauchsgegenstände für den Alltag.
Die von Bilstein getöpferten und von Stange bemalten und verzierten Tassen und Schalen in verschiedenen Größen werden unter dem Namen „IJ Ceramics“ angeboten. Bilstein, Jahrgang 1990, ist Keramikerin. Sie studierte an der Grennan Mill Craft School in Kilkenny/Irland und an der Cardiff School of Art and Design in Wales. Ursprünglich war Keramikerin beziehungsweise Keramiker ein klassisches Handwerk. Die Möglichkeit, den Beruf auf diese Weise zu lernen, besteht laut Bilstein heute aber nur noch „sehr, sehr theoretisch“.

Die Werke sind allesamt Unikate.
Copyright: Nabil Hanano
In ganz Deutschland, sagt sie, gebe es vielleicht noch zwei Ausbildungsbetriebe. Eigentlich erstaunlich, denn wenn man einmal genauer hinschaut, ist das Thema Keramik zurzeit wieder stark im Aufwind. Kaum eine Innenstadt oder ein Ortszentrum, wo in den letzten Jahren nicht mindestens eine Werkstatt eröffnet hatte. Sei es, um eigene Produkte anzubieten oder um interessierten Laien den Umgang mit Ton beizubringen. Auch Veranstaltungen wie die am 8. und 9. März stattgefundenen „Tage der offenen Töpferei“ – an denen auch Bilstein ihre Türen öffnete – tragen dazu bei, die Themen Ton, Keramik und Steingut noch bekannter zu machen.
IJ Ceramics in Köln: Premiere 2023
2018 eröffnete Bilstein ihre Werkstatt in Deutz, wo sie seitdem an der Töpferscheibe Schalen und Gefäße herstellt und verkauft. Vor nunmehr drei Jahren stand eines Tages eine junge Künstlerin in ihrer Werkstatt und unterbreitete ihr eine interessante Idee. Joanna Stange, Jahrgang 1988, hatte sich nach dem Kunst- und Pädagogikstudium in Wuppertal in unterschiedlichsten Projekten als Malerin verwirklicht. Während eines Aufenthalts in Spanien kam sie erstmals mit dem Werkstoff Ton, beziehungsweise Keramik, in Kontakt, als sie eine Serie mit Kacheln gestaltete. Ihr Interesse war geweckt. Wieder in ihrer Wahlheimat Köln, suchte sie nach einer geeigneten Kooperationspartnerin und stieß über eine Empfehlung auf Bilstein. 2023 feierte „IJ Ceramics“ mit einer ersten Kollektion Premiere.
Bilstein formt, brennt und glasiert das Geschirr, Stange bemalt es. „Intuitiv“, wie sie sagt. Wird sie dabei eher vom individuellen Objekt inspiriert oder von ihrer persönlichen Stimmung? „Das kann ich gar nicht so genau sagen.“ antwortet sie. „Da passiert ja vieles ganz unterbewusst.“
Tassen und Schalen zwischen 20 und 35 Euro
IJ Ceramics bildet die Schnittmenge im Portfolio von Stange und Bilstein – die übrigens auch beide nicht ganz unbegabt sind, wenn es um die Kernkompetenz der jeweils anderen geht. So verkauft Bilstein neben schlichtem Geschirr, das lediglich in dezenten Farben lasiert wurde, auch selbst bemalte Unikate. Stange wiederum malt in ihrem Atelier in Nippes nicht nur auf großformatige Leinwände, sondern auch auf Keramikvasen eigener Herstellung. Diese sind aber, anders als Bilsteins Objekte, nicht an der Töpferscheibe geformt, sondern „aufgebaut“.
Das heißt, der Ton wird ausgerollt, zugeschnitten und per Hand in Form gebracht. Je nach Aufwand kann so eine Vase dann auch mal bis zu 300 Euro kosten. Tassen und Schalen kann man zwischen etwa 20 und 35 Euro erwerben. Neben dem Vor-Ort-Verkauf in den eigenen Ateliers und auf Kunstmärkten gibt es „IJ Ceramics“ neuerdings auch im Shop des Keramikmuseums im niederländischen Tegelen.
Den Werkstoff für die Keramikobjekte bildet Westerwälder Ton. Was Bilstein und Stange dabei besonders schätzen, sind die kurzen Transportwege und der damit verbundene Nachhaltigkeitsgedanke. Darüber hinaus hat dieser Ton eine sehr hohe Dichte, was ihn besonders geeignet für die Herstellung von Gebrauchskeramik macht.