Beim Hochwasser vor 30 Jahren an Weihnachten 1993 wurden große Teile der Kölner Altstadt überflutet. 13 Monate später wiederholte sich das Drama.
Flutkatastrophe 1993 in KölnAls an Weihnachten das Hochwasser kam
Am Abend des 22. Dezember 1993 um 20.20 Uhr war es soweit. Bis dahin waren die trüben Fluten des Rheins nur in kleinen Wellen über die mobile Schutzwand geschwappt, die rund 40 Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW) ab sieben Uhr morgens unter größtem Zeitdruck in der Altstadt aufgebaut hatten. Doch dieser Schutz verschaffte den Bewohnern nur eine kurze Gnadenfrist, ihr Hab und Gut zu sichern.
Dann begann der Rhein, die auf zehn Meter Kölner Pegel ausgelegte Schutzwand wie ein gigantischer Wasserfall zu überfluten. Zahlreiche Schaulustige quittierten das Spektakel „mit Gejohle und Applaus“, berichtete die „Kölnische Rundschau“ am nächsten Tag.
Für die Altstadt-Bewohner war das Hochwasser alles andere als ein Spaß. Mit allen Mitteln versuchten sie, sich gegen die Fluten zu wappnen. Fenster und Türen wurden mit Holzplatten und Silikon abgedichtet, ein Wirt ließ noch schnell eine Mauer um sein Lokal errichten. „Alles, was man tun kann, ist der Versuch der Schadensbegrenzung“, sagte Kneipier Wilbert Drehsen damals der Rundschau.
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Rheinuferstraße gesperrt
Doch für viele war die Mühe vergeblich. Das Wasser stieg immer weiter und bahnte sich den Weg in Keller und Erdgeschossräume. Bereits gegen 17 Uhr hatte die Stadt beim Wasserstand von 9,80 Metern die Rheinuferstraße sperren und die Schutztore am Rheinufertunnel schließen müssen, in der Innenstadt brach ein Verkehrschaos aus.
Tausende Helfer waren im Einsatz. Im Martinsviertel hatte man eilends Stege aufgebaut, dazwischen fuhren Feuerwehr und DLRG mit Booten, um die Menschen zu versorgen. Weil an der Philharmonie ein Notausgang zugemauert werden musste, wurde der Konzertbetrieb eingestellt. Bevor die Tiefgarage Groß St. Martin geflutet wurde, holte die Polizei noch die letzten Autos heraus, deren Besitzer sie nicht rechtzeitig weggefahren hatten.
Bis auf 10,63 Meter stieg der Rheinpegel. Neun Stunden verharrte er auf diesem Stand. Dann, an Heiligabend gegen sieben Uhr morgens, konnten die Kölner aufatmen. Der Rhein fing an, sich langsam wieder in sein Bett zurückzuziehen. Und in der Altstadt, in Rodenkirchen und anderswo begann das große Aufräumen. Auch bei Familie Metz in Rheinkassel, die Weihnachten auf ihrem Gehöft am Ufer des Rheins eingeschlossen von Wassermassen und ohne Strom verbracht hatten.
Rund 100 000 Kölner waren von den Folgen der Flut betroffen. In den Häusern stand brauner Schlamm, auf den Straßen türmten sich bald Berge von Sperrmüll. Es war der höchste Wasserstand seit dem „Jahrhunderthochwasser“ 1926, als 10,69 Meter erreicht wurden.
Im Januar 1995 stieg das Wasser noch höher
Und das Drama wiederholte sich schon bald darauf. Ende Januar 1995 wurde die Altstadt erneut überflutet, der Pegel erreichte wieder die Marke von 10,69 Meter. Die auf zehn Meter ausgelegten Schutzkonzepte hatten sich als unzureichend herausgestellt. Daraufhin begannen die Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB), den Hochwasserschutz zu verstärken – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.
Am Rheinufer wurden Hochwasserschutzmauern errichtet, die im Bedarfsfall mit mobilen Elementen verschlossen und erhöht werden können. Der Aufbau der Elemente wird seitdem regelmäßig bei großen Übungen trainiert. Auch in Deiche und Pumpwerke wurde investiert. Heute reicht der Hochwasserschutz in der Innenstadt und im Süden bis 11,30 Meter. Ab Höhe der Bastei sind es 11,90 Meter. Sollte der Rhein einmal höher als die Schutzmauern steigen, bleibt eine Vorwarnzeit von ein bis zwei Tagen.