Feuerrot lackiertUnikat von 1902 – Kölns ältestes Auto wird restauriert
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Köln – Er ist ein Unikat, der einzige bekannte Überlebende seiner Art. Nach vielen Jahren in der Fremde kam er vor zehn Jahren zurück in seine Geburtsstadt Köln, wo er 1902 das Licht der Welt erblickt hatte. Jetzt soll er nach allen Regeln der Kunst restauriert werden und nächstes Jahr das Glanzstück in der neuen Dauerausstellung des Stadtmuseums an der Minoritenstraße bilden. Die Rede ist vom Motorwagen Vis-à-Vis Typ A, dem ältesten noch erhaltenen Automobil, das jemals in Köln gebaut wurde.
Kölnisches Stadtmuseum kauft Motorwagen 2011
Das feuerrot lackierte Gefährt mit Speichenrädern, Blattfedern und Ein-Zylinder-Viertakt-Motor hatte das Kölnische Stadtmuseum 2011 für rund 70.000 Euro erworben. Jetzt wirbt der Freundeskreis des Museums um Spenden, um die rund 60 000 Euro teure Restaurierung zu finanzieren.
1902 in der Kölner Motorenwagenfabrik GmbH in Sülz in der Marsiliusstraße gebaut, war der Wagen nach der Pleite der Firma in den Besitz des schwäbischen Schraubenherstellers Frauz in Rottenburg gelangt. Dort blieb er Jahrzehnte, die Familie nutzte ihn sogar bei Karnevalsumzügen.
Seinen Namen trägt der Vis-à-vis, weil sich die Fahrgäste gegenüber saßen. Der Typ A mit der Nummer 225, der über einen Lederriemen angetrieben wird, schaffte es mit sechs PS Leistung auf rund 25 Stundenkilometer.
Kölner Motorwagen Vis-à-vis ist einziges bekanntes Exemplar im Originalzustand
„Unser Vis-à-vis ist das einzige bekannte Exemplar, das im Original erhalten ist. Es ist somit ein einmaliges Zeugnis für die Pionierzeit der Automobilentwicklung in Köln um 1900 – einer Zeit, in der rund 16 Automarken hier ansässig waren“, unterstreicht die stellvertretende Museumsdirektorin Silvia Rückert die kulturhistorische Bedeutung des Wagens. Ab Herbst 2022 werde er in der Abteilung „Was bewegt uns?“ zu sehen sein.
Man wolle dazu beitragen, dass dieses wichtige Kapitel der Kölner Automobilgeschichte nicht in Vergessenheit gerät, und hoffe, „dass wir noch mehr Menschen für diesen wundervollen Wagen begeistern können“, betont Alexander Krahé vom Vorstand der „Freunde des Kölnischen Stadtmuseums“.
Im Auftrag des Vereins, der 10.000 Euro beigesteuert hat, wird Restaurator Philip Mandrys (41) den Vis-à-Vis in seine Einzelteile zerlegen und den Originalzustand so weit wie möglich wieder herstellen. „Wichtig ist, den Wagen in einem gewissen Maße in seine Ursprünglichkeit zurückzuführen, ohne dabei seine Geschichte und Authentizität zu negieren“, sagt Mandrys.
Seit 2015 hat der Absolvent der Technischen Hochschule Köln (TH) den Wagen erforscht und ein Konzept für die Restaurierung erarbeitet. Begleitet wird er dabei von Prof. Dr. Frank Herrmann vom Institut für Fahrzeugtechnik der TH Köln, der die automobilen Anfänge in Köln als eine Zeit großer Technikbegeisterung beschreibt.
Ursprünglicher Lack von Kölner Vis-à-vis soll wieder zutage kommen
Erstmals wurde nun der hölzerne Aufbau abmontiert und das Fahrwerk sichtbar gemacht. Dass der Wagen an eine Kutsche erinnert, kommt nicht von ungefähr. Frühe Autohersteller hätten oft nur Fahrgestell und Motor produziert und den Rest von Karosseriebauern fertigen lassen, die aus dem Kutschbau kamen, weiß Krahé.
Automobile seien damals „eine absolute Sensation gewesen“ – auch wenn sie häufig liegen blieben. Er würde den Vis-à-vis gerne in einen fahrbereiten Zustand versetzen, doch das sei leider nicht geplant, erläutert Mandrys.
Zweimal sei der Wagen aufgearbeitet und dabei überlackiert worden. Diese Schichten gilt es nun vorsichtig mit Lösemittel und Tupfer zu entfernen, um den dunkelroten Originallack mit den weißen Zierlinien freizulegen.
Wer für die Restaurierung spenden möchte, findet Infos auf der Homepage des Vereins: www.freunde-ksm.de