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EuropawahlDie Grünen bekommen in Köln einen deutlichen Denkzettel

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Ein Wahlplakat der Grünen in Köln

Ein Wahlplakat der Grünen in Köln

Mehr als acht Prozentpunkte weniger sind ein heftiger Dämpfer, und die Partei ist gut beraten, diesen nicht nur auf Ärger über die Ampel zu schieben.

Vor fünf Jahren begann der Höhenflug der Grünen in Köln. Mit fast 33 Prozent der Stimmen wurde die Ökopartei stärkste Kraft und festigte diese Position bei der Kommunalwahl-, Bundestags- und Landtagswahl. Auch am Sonntag fuhren die Grünen in Köln das beste Ergebnis ein — aber es war mit einem deutlichen Denkzettel versehen.

Natürlich ist das Ergebnis einer Europawahl nicht auf Köln zu übertragen. Mehr als acht Prozentpunkte weniger sind aber ein heftiger Dämpfer, und die Partei ist gut beraten, diesen nicht nur auf den Ärger über die Ampel zu schieben. Der Vorwurf der Abgehobenheit verfestigt sich immer mehr. Er spiegelt sich in Köln bei der Debatte um die strittigen Verkehrsversuche und einer doch sehr starken Fokussierung auf das Thema Radverkehr. Wollen die Grünen stärkste Kraft bleiben, müssen sie sich in den Themenfeldern breiter aufstellen.

Die Union spürt ein Jahr vor der Rats- und OB-Wahl frischen Wind. Der Ärger über die Berliner Regierungsparteien spielte dem neuen Kölner Parteichef dabei in die Karten. Im Bezirk Rodenkirchen liegt die Union wieder vorn, ebenso in Mülheim, dem früheren sozialdemokratischen Stammland. Dafür muss die CDU um Lindenthal kämpfen. In dem bürgerlich geprägte Bezirk sind die Grünen auch bei der Europawahl vorn geblieben.

Die SPD verfolgt dies inzwischen mit doch deutlichem Abstand und muss das Ziel haben, wieder auf Schlagdistanz zu kommen. Diesen Fakt darf man in Köln durchaus mit einem Ausrufezeichen versehen. Dass Volt in Köln weiter gewachsen ist, ist ebenso ein bemerkenswertes Ergebnis des gestrigen Abends wie die deutlichen Gewinne der AfD.

Ein Jahr vor der Kommunalwahl sind die Karten neu gemischt. Spannend wird zu sehen sein, mit welchen Kandidaten die Parteien ins Rennen um die OB-Wahl gehen. Auch auf Bündnisebene werden sich neue Varianten ergeben. Der nächste Wahlkampf hat schon begonnen.