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„Ein Querschnitt dieses Landes“So lief der Polit-Empfang der Grünen in Köln

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Mona Neubaur, Berîvan Aymaz, Moderatorin Çiler Firtina und Bundesminister Cem Özdemir (v.l.).

Das grün angepinselte Lastenrad mit der Sonnenblume drauf wirkt fast ein wenig wie ein Anachronismus – ein schickes Elektro-Velo hätte an diesem Tag mindestens genauso gut in den Innenhof des Consiliums am Rathaus gepasst. Und auch sonst ist der einstmals stolz zur Schau getragene Shabby-Look aus den Anfangsjahren der Grünen längst einem lässig-eleganten Großstadt-Schick gewichen.

Auch Cem Özdemir ist gut gelaunt mit von der Partie

Erst recht beim Polit-Empfang der grünen Spitzenkandidatin für Nordrhein-Westfalen, Mona Neubaur, und der Direktkandidatin für den Wahlkreis VI – Innenstadt und Kalk –, Berîvan Aymaz. Was insofern eine besondere Bedeutung hat, weil die Grünen hier auf ihr erstes Direktmandat hoffen. Die Chancen stehen nicht schlecht. Und weil man bekanntlich Unterstützung nie genug haben kann, ist auch ein gut aufgelegter grüner Bundesminister Cem Özdemir angereist. Köln zieht zurzeit. In den nächsten Tagen wird noch fast die gesamte grüne Bundesprominenz hier auflaufen.

Das Händeschütteln klappt nach vielen Corona-Monaten schon wieder ganz gut, und Neubaur und Aymaz machen reichlich Gebrauch davon. Es sind alte und neue Weggefährten gekommen, auch ein paar neugierige politische Gegner. „Das ist gelebte Vielfalt. Ein Querschnitt dieser Stadt und dieses Landes“, sagt Neubaur beim Blick in die Runde. Tatsächlich sind Organisationen, Vereine und Institutionen aus ganz unterschiedlichen Ecken gekommen, von kurdischen und türkischen Unterstützerinnen und Unterstützern über klassisch Kölner Grün bis hin zum Handwerkerinnenhaus.

Kandidaten stellen sich den Fragen der Bürger

Aus der professionellen Lockerheit beim Plausch wird aber schnell eine Ernsthaftigkeit in der obligatorischen Fragerunde an die Kandidaten. Seit gut sechseinhalb Wochen stehe sie nun im Wahlkampf, erzählt Neubaur. „Und die NRW-Themen stehen bei den Menschen nicht mehr nur an erster Stelle.“ Oft geht es um den Krieg in der Ukraine, um die Auswirkungen, um Ängste und Sorgen. „Wir haben nicht gut genug hingeschaut“, sagt sie. „Der Frieden ist uns genommen worden.“ Noch einmal geht es, auch in den vielen Gesprächen am Rande, um Waffen, Öl und Gas. Um den unvermeidlichen Umbau der Energieversorgung. Auch Neubaur lässt keinen Zweifel an der militärischen Unterstützung für die Ukraine. Glücklich sieht sie dabei nicht aus.

Viel dreht sich an diesem Abend auch um die Türkei. Um die dortigen Menschenrechtsverletzungen, die Angriffe auf die Kurden. Hozan Canê ist gekommen, in der Türkei verurteilte kurdische Sängerin, deren Anklage auf zweifelhaften Social-Media-Beiträgen beruhte. Neubaur ist im Bild, kennt die Problematik und die Protagonisten. Weist darauf hin, dass die Außenministerin bislang noch nicht an den Bosporus gekommen ist – „das ist schließlich auch ein Zeichen“, sagt sie.

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Neubaur gibt sich zurückhaltend, fest, verbindlich. Nimmt gerne Aymaz’ Themen auf, wenn es um die Mobilitätswende und die Integration insbesondere in Großstädten geht, sichert bereitwillig Bezirksbürgermeister Andreas Hupke Unterstützung bei der Ausstattung der Kommunen zu. „Ihr müsst die Dinge schließlich umsetzen“, sagt sie. Eindringlich warnt sie vor einer Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Flüchtlingspolitik. Ausnahmslos jeder, der vor Krieg und Gewalt fliehe, sei willkommen. Der Auftritt wirkt professionell, aber nicht einstudiert.

Das viel zitierte Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern fand an diesem Abend eher unter Parteifreundinnen und -freunden statt, aber dafür war er auch gar nicht geplant. Es ging eher um Kraft und Zuspruch aus den eigenen Reihen – die bekam sie.